Traunsee-Leichen: Auto des Ehepaares gefunden

In diesem Koffer wurden Teile der Frauenleiche gefunden.
Polizei vermutet "erweiterten Selbstmord". Tatort des Mordes an der Frau vermutlich in Deutschland.

Bei dem mysteriösen Fall von zwei im Traunsee entdeckten Leichen gehen die Ermittler von einem "erweiterten Selbstmord" aus. Wie die Welser Staatsanwältin Birgit Ahamer bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Linz bekannt gab, wurde die Frau erst erdrosselt, danach zerstückelt und im See versenkt. Der Mann war ertrunken.

Unterdessen wurde die Identität der beiden Leichen geklärt. Es handelt sich um ein Ehepaar aus dem deutschen Bundesland Hessen, wie der Leiter des Landeskriminalamtes OÖ, Gottfried Mitterlehner, am Dienstagabend der APA bestätigte.

Offenbar 72-jähriger Mann und 71-jährige Frau

Medienberichten zufolge handelt es sich bei dem Mann um einen 72-Jährigen und seine um ein Jahr jüngere Frau. Warum der Hesse sich gerade den Traunsee für sein Vorhaben ausgesucht hat, ist offen. Mitterlehner wollte zu den Details unter Hinweis darauf, dass zuerst die Angehörigen verständigt werden, nichts sagen. Die Polizei werde am Mittwoch informieren.

Frau wurde erdrosselt

Traunsee-Leichen: Auto des Ehepaares gefunden
ABD0024_20160105 - LINZ - ÖSTERREICH: ZU APA0176 VOM 5.1.2016 - Kleidungsstücke auf Polizeibildern am Dienstag, 5. Jänner 2016, anlässlich einer Pressekonferenz der Landespolizeidirektion Oberösterreich "Nach Fund von zwei Koffern mit Leichenteilen am Traunsee", in Linz. - FOTO: APA/FOTOKERSCHI.AT/WERNER KERSCHBAUMMAYR
Sämtliche Utensilien sowie Leichenteile waren am Montag zur Gerichtsmedizin der Universität Salzburg gebracht worden. Die Frau wurde laut ersten Informationen der Polizei erdrosselt, ihr Kopf war in einen Betonklotz eingemauert.
Traunsee-Leichen: Auto des Ehepaares gefunden
ABD0021_20160105 - LINZ - ÖSTERREICH: ZU APA0176 VOM 5.1.2016 - Ein Koffer auf einem Polizeibild am Dienstag, 5. Jänner 2016, anlässlich einer Pressekonferenz der Landespolizeidirektion Oberösterreich "Nach Fund von zwei Koffern mit Leichenteilen am Traunsee", in Linz. - FOTO: APA/FOTOKERSCHI.AT/WERNER KERSCHBAUMMAYR
Die Obduktion der zweiten Leiche habe keine Hinweise auf Gewalteinwirkung ergeben, der Mann sei ertrunken. Die Polizei vermutet, dass es sich bei dem Fall um einen sogenannten "erweiterten Selbstmord" gehandelt habe.
Traunsee-Leichen: Auto des Ehepaares gefunden
Anrainer Andreas V. und Christine W., Mord, Funde, Koffer, Leiche, Leichenteile, Traunsee, Gmunden, OÖ
Die Frau soll ersten Ermittlungsergebnissen zufolge zuvor getötet worden sein, der Mann habe sich im Anschluss das Leben genommen. Nach einem möglichen Auto werde derzeit gefahndet. Die Obduktionen der Toten am gerichtsmedizinischen Institut in Salzburg seien noch nicht abgeschlossen, die toxikologischen Untersuchungen standen noch aus.

Weiter offene Fragen

Traunsee-Leichen: Auto des Ehepaares gefunden
Hier - am Ostufer des Traunsees wurde der Koffer mit der Leiche einer 60jährigen Frau angeschwemmt
Sonntagmittag waren im See zweiKoffer mit Leichenteilen einer etwa 70 Jahre alten Fraugefunden worden. Tags darauf entdeckten Cobra-Taucher an beinahe der selben Stelle die augenscheinlich unversehrteLeiche eines Mannes, an beiden Händen Taschen fixiert hatte, die mit Steinen bzw. einem Betonklotz beschwert waren. In dem Betonklotz war der Kopf der Frau eingemauert.
Traunsee-Leichen: Auto des Ehepaares gefunden
ABD0023_20160105 - LINZ - ÖSTERREICH: ZU APA0176 VOM 5.1.2016 - Polizeibilder am Dienstag, 5. Jänner 2016, anlässlich einer Pressekonferenz der Landespolizeidirektion Oberösterreich "Nach Fund von zwei Koffern mit Leichenteilen am Traunsee", in Linz. - FOTO: APA/FOTOKERSCHI.AT/WERNER KERSCHBAUMMAYR
Die Identität der beiden Toten stand am Dienstag noch nicht fest. Auch die Frage, wie der Mann die Tote zum See brachte, war noch offen. "Ein Fahrzeug war im Spiel, das ist noch eine der offenen Fragen", sagte Mitterlehner. Ob persönliche Dokumente gefunden wurden, wollte er allerdings aus "grundsätzlichen Überlegungen" nicht beantworten.

Fotos veröffentlicht

Hinweise aus der Bevölkerung zur Identität der Toten gebe es bisher auch nicht, sagte Mitterlehner. Die Ermittler veröffentlichten daher am Dienstag Fotos der Koffer und der Kleidung der Frau, die in einem der Gepäckstücke war: ein rot-blau-weiß geringeltes T-Shirt mit langen Ärmeln und Kragen sowie eine Jeanshose in Größe 44 bis 46.

Todeszeitpunkt zwischen Weihnachten und Neujahr

Traunsee-Leichen: Auto des Ehepaares gefunden
Der Todeszeitpunkt der Frau wird zwischen Weihnachten und Neujahr angenommen. Der Mann starb laut Gerichtsmedizin später, was zu der Theorie vom erweiterten Selbstmord passen würde. "Da ist eine entsprechende Differenz vorhanden", bestätigte Mitterlehner. Ob an der Leiche des Mannes Blutspuren der Frau gefunden wurden, ließ er aber offen.
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ABD0028_20160105 - LINZ - ÖSTERREICH: ZU APA0176 VOM 5.1.2016 - (v.l.) Die Welser Staatsanwältin Birgit Ahamer, der oberösterreichische LKA-Leiter Gottfried Mitterlehner und Einsatzleiter der Kriminalabteilung des Landesgendarmeriekommandos Oberösterreich, Erwin Kepic, am Dienstag, 5. Jänner 2016, anlässlich einer Pressekonferenz der Landespolizeidirektion Oberösterreich "Nach Fund von zwei Koffern mit Leichenteilen am Traunsee", in Linz. - FOTO: APA/FOTOKERSCHI.AT/WERNER KERSCHBAUMMAYR
Derartige Bluttaten mit Zerstückelung kommen immer wieder vor. So tötete beispielsweise 2006 eine 43-jährige Frau im Bezirk Schärding ihren Freund, zerstückelte ihn und warf die Teile - in Müllsäcke verpackt - in die Donau. Ihr Motiv war offenbar Angst vor dem Mann, der sie immer wieder bedroht haben soll. Im selben Jahr brachte eine Mutter ihre 21-jährige Tochter um, zerteilte die Leiche und warf sie in die Donau. Hier dürften familiäre Streitereien der Hintergrund gewesen sein.

Das Töten und Zerstückeln eines Menschen ist mit einem hohen Aggressionspotenzial verbunden. Im Fall der im Traunsee gefundenen Leichen habe zwischen Täter und Opfer vermutlich eine "intensive Beziehung bestanden", sagte Psychologe Cornel Binder-Krieglstein im APA-Gespräch. Der Täter habe sich in einem "psychischen Ausnahmezustand" befunden.

Das Zerstückeln der Frau habe höchstwahrscheinlich nicht der Verschleierung der Tat gedient, sondern der Mann wollte "jemanden mit aller Gewalt und den zur Verfügung stehenden Mitteln bestrafen", erklärte Binder-Krieglstein. Dass der Kopf seines Opfers noch separat eingemauert und versenkt wurde, sei ein Zeichen für den endgültigen Entschluss, das persönliche Aggressionspotenzial voll auszuschöpfen. Wenn der Entschluss gefasst werde, "sie muss sterben", fallen die Hemmungen relativ schnell, meinte der Experte für Notfallpsychologie.

"Frauen würden eher vergiften"

Männer würden bei ihren Tötungsmethoden generell gewalttätiger vorgehen. "Schneiden, schießen, stechen. Frauen würden eher vergiften", sagte Binder-Krieglstein. "Je komplexer und aggressiver (die Tat, Anm.), desto eher spricht das für eine Erkrankung (des Täters, Anm.)", erklärte der Experte

Für den Psychologen wäre wichtig, dass Menschen, die ähnliche Gedanken haben, sich an Professionistin wenden. "Um rechtzeitig einzuschreiten", meinte Binder-Krieglstein.

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