Das ist alles Handarbeit: Jede Pflanze wurde im Juni selbst eingesetzt, das Unkraut wird nicht mit Pestiziden bekämpft, sondern ausgerupft und gestochen. Bis zu zwei Meter werden die Pflanzen groß, bevor die Blätter im September, Oktober wieder händisch geerntet werden.
"Dann kommt erstmals Technik zum Einsatz, und zwar die 60 Jahre alte Fädelmaschine Fanny", grinst Leitner. Die hat der Unternehmer bei einer Pensionistin im Weinviertel entdeckt und wieder auf Vordermann gebracht. Fanny fädelt die frischen, sattgrünen Tabakblätter auf, damit sie dann in langen Strängen zum Trocknen im Stadel aufgehängt werden können.
Von oben kein Regen, gerne ein Luftzug und mittendrin ein guter Frost, der gegen den Tabakkäfer wirkt - das brauchen die Blätter. Im Frühjahr wird die "Rippe" bei jedem einzelnen Blatt händisch entfernt, alles klein geschnitten und dann beginnt die Verarbeitung.
Reinhard Leitner begann direkt nach der Matura bei Austria Tabak in Linz zu arbeiten, zum Schluss als Logistikmanager. 23 Jahre war er im Unternehmen, musste schließlich die Fabrik schließen und "wollte dann nicht mehr Totengräber spielen".
Bis heute ist er mit ehemaligen Kolleginnen und Kollegen von damals in regem Austausch, hat von ihnen viel Wissen für die Tabakproduktion bekommen und dass sein Büro heute in der Linzer Tabakfabrik, seinem ehemaligen Arbeitsplatz ist, ist kein Zufall.
"Tschick" heißt die Zigarette, die Leitner produziert, das Packerl kostet 5,90 Euro. Drei Millionen Stück werden jährlich verkauft, in jeder zehnten heimischen Trafik gibt es das Produkt. Zum Vergleich: In Österreich werden pro Jahr insgesamt 12 Milliarden Zigaretten verpofelt. Worauf Leitner komplett verzichtet, sind chemische Zusätze aller Art, wie etwa Speichelflussverstärker.
Ein spezieller Geschmack
Dass in der "Tschick" nicht nur Tabak aus österreichischem Eigenanbau, sondern auch andere Pflanzen aus aller Welt verarbeitet sind, hängt mit den Geschmacksvorstellungen der Raucherinnen und Raucher hierzulande zusammen: "In der Schweiz geht das. Da bauen wir auch Tabak an und produzieren eine Zigarette rein daraus. Das ist schon ein spezieller Geschmack. In Österreich funktioniert das nicht, da sind die Leute anderes gewohnt."
Wie geht es ihm denn prinzipiell damit, ein Produkt herzustellen, das süchtig macht und die Gesundheit schädigt? "Darüber denke ich viel nach. Das ist ein Spannungsfeld. Aber es ist natürlich völlig indiskutabel, dass Rauchen gesundheitsschädigend ist, da gibt es nichts zu diskutieren oder schönzureden."
One-Man-Show wird 10 Jahre alt
Seit bald 10 Jahren ist Reinhard Leitner mit Beruf und Berufung beschäftigt, im September feiert die Tschick runden Geburtstag. Die Leidenschaft und die Freude an der Handarbeit und dem Produkt sind dem Unternehmer mit seiner One-Man-Show nicht ausgegangen, auch wenn es Rückschläge gab. Und während er genüsslich an seiner Tschick zieht, schließt sich der Kreis: "Ich hab ja nichts anderes gelernt."
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