Staatsgründer und ungekrönter König von OÖ

Johann Nepomuk Hauser war bei den Landsleuten beliebt und geachtet
Johann Nepomuk Hauser. Kriegsgegner, Nazi-Gegner, Gegenspieler des Bischofs, Kritiker der Aufrüstung der Parteien, Führer der Christlichsozialen, Staatsgründer: Die Gesichter des ersten Landeshauptmanns.

Oberösterreich wurde zur Jahrhundertwende von einem Mann geführt, dessen besonnener, versöhnender und ausgleichender Regierungsführung es den ruhigen Übergang von der Monarchie zur Republik verdankt und dessen Wirken bis heute verkannt wird. Johann Nepomuk Hauser war von 1908 bis 1927 Landeshauptmann und bei der Republiksgründung 1918 österreichweiter Führer der christlichsozialen Partei.

Der Jesuit wurde am 24. März 1866 als eines von zehn Kinder in Kopfing geboren, seine Eltern führten den Kirchenwirt, der Großvater hatte das Haus 1829 gekauft. Die Gemeinde und der Kameradschaftsbund Kopfing laden am kommenden Wochenende zum dreitägigen Fest 100 Jahre Republik Österreich. ÖVP-Klubobmann August Wöginger ist am 26. Oktober (20 Uhr, Kirchenwirt) Hauptredner, anschließend wird die Hauser-Ausstellung eröffnet, die der Historiker und Konsulent Johann Klaffenböck zusammengestellt hat.

Die Volksschule besuchte Hauser im zehn Kilometer nahen Natternbach, da die Eltern das Wirtshaus in Kopfing verkauft und das Kirchenwirtshaus in .Natternbach gekauft hatten. Klaffenböck: „Die Zeugnisse zeigen, dass er sehr talentiert war.“ Deshalb kam er auch 1877 aufs Jesuitengymnasium Aloisianum am Linzer Freinberg. Die Primiz feierte er am 4. August 1889 mit 23 Jahren in Natternbach. Sein Priesteramt hat er als Kaplan in Gaflenz nur kurze Zeit ausgeübt. „Er hatte ein Halsleiden, weshalb er zur Volkskreditbank und zum katholischen Volksverein gekommen ist. Der Volksverein war der Vorläufer der christlich-sozialen Partei.“ 1897 stieg er in den dessen Führungsausschuss auf. 1899 wurde er mit 33 Jahren für den Bezirk Schärding Abgeordneter im Landtag. Er galt als entschiedener Verfechter katholischer Grundsätze gegen liberale Kreise. 1902 wurde er Mitglied der Landesregierung und 1908 Landeshauptmann, weil sein Vorgänger Ebenso Ackerbauminister in Wien geworden war. Von 1909 bis 1918 gehörte er auch dem Reichstag in Wien an. 1917 wurde er dort zum Klubobmann der Christlichsozialen gewählt.

„Hauser war damals ein Star. Er kam sehr gut an. Zu einer Versammlung am 26. September 1900 in Kopfing kamen mehr als 1000 Besucher. Das belegen die Zeitungsberichte“, erzählt Klaffenböck. Kopfings Bürgermeister Otto Straßl ergänzt: „Hauser war als Landeshauptmann insofern ein Phänomen, weil er der einzige Landeshauptmann in Österreich war, der diese Funktion sowohl in der Monarchie als auch in der Republik bekleidete.“

Hauser war 1914 ein Kriegsgegner. Klaffenböck: „In Berlin, Paris und Wien wurde der Krieg mit großer Begeisterung begrüßt. Der Linzer Bischof Rudolf Hittmair schrieb damals im Hirtenbrief: Mit jubelnder Begeisterung hat ganz Österreich erfüllt das entscheidende Wort: Es ist Krieg. Und dieses in Kriegsbegeisterung aufjauchzende Österreich: Kaiser! Das ist Dein erster Sieg in diesem Krieg.“ In Linz, so Klaffenböck, wurde ein Mann sofort erstochen, der bei einer Demonstration Hoch Serbien gerufen hatte. Ganz anders Hauser. Er schrieb 1914 an einen Freund: Ich bin durchaus gegen den Krieg, denn ein Krieg ist so etwas Fruchtbares, dass wir uns gar keine Vorstellung machen können. Und man weiß durchaus nicht, wie der Ausgang sein wird.“

Staatsgründer und ungekrönter König von OÖ

Bgm. Straßl und Konsulent Klaffenböck vor  der Hauser-Tafel

Kopfing hatte damals einen Pfarrer, der sich ebenfalls gegen den Krieg gewendet hatte. „Johann Klimesch war der einzige Pfarrer in der Monarchie, der dagegen hat. Er kam vor das Militärgericht (Vorwurf: „kritische Kriegseinstellung“)und wurde eingesperrt.“

Als die Monarchie 1918 zusammenbrach und die Kronländer ihre Unabhängigkeit erklärten, trafen sich am 21. Oktober die deutschsprachigen Abgeordneten des Reichstages im Niederösterreichischen Landhaus. Am 30. Oktober wurde der Staat Deutschösterreich gegründet. An der Spitze standen drei Präsidenten: Hauser (christlichsozial), Franz Dinghofer (deutschnational, Bürgermeister von Linz 1907-1018) und Karl Seitz (Sozialdemokrat, Bürgermeister von Wien 1923-1934) .

Hauser hatte in seiner Fraktion der Christlichsozialen mit dem Wiener Ignaz Seipel und dem Niederösterreicher Wilhelm Miklas Gegenspieler, die ihn auch stürzten. Während Hauser eine Zusammenarbeit mit den Sozialdemokraten bevorzugte, setzte der spätere Kanzler Seipel (1922) auf die Deutschnationalen. Beobachter sprachen von einem Hauser- und von einem Seipel-Kurs. Hauser vertrat gemeinsam mit seinem Mitstreiter, dem Vorarlberger Jodok Fink, den föderalistischen Flügel, während Seipel das monarchische Prinzip zu retten versuchte. Seipel zählte auf die freisinnigen Beamten, Fabrikanten und Monarchisten und wollte einen Bürgerblock mit den Großdeutschen. Hauser wurde am Parteitag im Februar 1920 vorgeworfen, gegenüber den Sozialdemokraten zu nachgiebig zu sein. Der Spruch lautete: Hauser ist wie der Speck: außen schwarz und innen rot. Er verstand sich gut mit Seitz und Karl Renner. Klaffenböck: „Es hat dem Bischof überhaupt nicht gepasst, dass er mit den Sozis so gut war.“ Nach eineinhalb Jahren gab 1920 er den Obmanns der Christlichsozialen ab. Er konzentrierte sich auf den Landeshauptmann, blieb aber bis zum Lebensende Mitglied des Nationalrates. So lehnte er zum Beispiel die Bewaffnung der Parteien (Heimwehr und Schutzbund) ab. Er war zu dem Zeitpunkt auch nicht mehr ganz gesund, zudem wurde ihm vorgeworfen, zu wenig Zeit in Oberösterreich zu sein.

Als Sekretär des katholischen Volksvereins warnte er 1925 vor der Ideologie des Nationalsozialismus und vor den Völkisch-Deutschen Turnvereinen. Er empfahl als Gegenmittel die Gründung von katholischen Turnvereinen. Er führte auch die Ausbürgerung von Adolf Hitler aus Österreich durch, die dieser 1925 beantragt hatte. Es gibt von Hauser auch keine antisemitischen Sätze.

Bürgermeister Straßls Erklärung für Hausers eigenständiges Wirken: „Er war ein Jesuit, ein bisserl ein Revoluzzer.“ Hauser ließ sich in der Gruft der Stiftskirche Wilhering begraben, weil er sich mit Bischof Gföllner nicht verstanden hat, mit dem Abt von Wilhering hingegen sehr gut. Als Priester war der Bischof Hausers Chef, als Landeshauptmann war Hauser umgekehrt Gföllners Chef. Klaffenböck: „Gföllner war ein Monarchist. Er hat es Hauser nie verziehen, dass dieser 1918 zur Republik umgeschwenkt ist, weil Hauser den Eid auf den Kaiser geleistet hatte.“

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