Spitalsmanager: "Schaffen Parallelstrukturen ab"

Karl lehner: Die Spitalsreform geht nicht auf Kosten der Patienten, sondern die Qualität der Leistungserbringung wird verbessert.
gespag-Vorstand Karl Lehner über die Konzentration der Krankenhäuser

Vor zwei Jahren beschloss der oberösterreichische Landtag einstimmig die Spitalsreform, die bis 2020 eine Einsparung von 2,3 Milliarden Euro bringen soll. Der Oberösterreich-KURIER am Sonntag beleuchtet in einer Serie, was bisher umgesetzt wurde und wie die Änderungen aufgenommen werden. Zum Start ein Interview mit Karl Lehner (51), der seit jeher im Spitalsmanagement tätig und seit 2008 Vorstandsmitglied der oö. Gesundheits- und Spitals-AG (gespag) ist.

KURIER: Julia Constanze Roeper-Kelmayr, Ärztin am Linzer AKH und Landtagsabgeordnete der SPÖ, sieht in der Spitalsreform einen Paradigmenwechsel, den sie so charakterisiert: Früher hätten die Menschen in den Spitälern das bekommen, was sie wollten, nun bekommen sie das, was sie benötigen. Stimmen Sie dem zu?

Karl Lehner: Es gibt sicher eine stärkere Akzentuierung auf die Effizienz. Der wesentliche Punkt ist aber die Qualität. Die Menschen bekommen das, was sie am meisten brauchen. Ein Beispiel: Während die Patienten bei einer Star-Operation früher drei bis vier Tage im Krankenhaus waren, wird das heute bei drei Viertel der Patienten tagesklinisch gemacht. Man versucht heute, den Aufenthalt in den Spitälern so kurz wie möglich zu halten.

Wo sind die Einsparungen durch die Spitalsreform?

Zum Beispiel durch die Verschiebung vom stationären Bereich in die Tageskliniken und von den Tageskliniken zur ambulanten Behandlung. Die Patienten werden so behandelt, wie es die medizinische Wissenschaft vorschreibt. Beispiel: Bei der Knieverletzung eines Fußballers ist es heute üblich, dass eine MR (Magnetresonanztomografie) gemacht wird, bevor es zur Athroskopie kommt. Vor zehn Jahren war das noch nicht so.

Ich darf Ihnen hier ein Beispiel aus der Praxis bringen. Ein Lehrling verletzte sich beim Fußballspielen, er fuhr ins Krankenhaus Grieskirchen, das zugegebenermaßen kein gespag-Spital ist. Der Arzt diagnostizierte Verdacht auf Bänderriss, Meniskuseinriss und Kreuzbandriss. Er forderte eine MR-Untersuchung ein, auf die der Patient vier Wochen warten musste. Er lag inzwischen vier Wochen zu Hause und war die ganze Zeit im Krankenstand. Nach fünf Wochen wurde er operiert. Das ist doch unbefriedigend.

Ich kenne den konkreten Fall nicht. Als Manager und Wirtschafter bin ich nicht befugt, das zu kommentieren. Außerdem kann ich nur für die gespag reden. Wir haben bei uns keine Beschwerden von Menschen,die akut etwas benötigt haben und die nach Hause geschickt worden sind . Wir sind oft gefragt worden, wie lange man bei uns auf eine Hüftoperation oder auf eine Knieprothese warten muss.

Wie lange muss man warten?

Das ist unterschiedlich. Wenn jemand akut eine Hüfte benötigt, bekommt er sie sofort. In der Regel ist es aber so, dass längerfristige Termine zwischen dem Patienten und dem Arzt vereinbart werden. Die Entscheidung ist ein rein ärztliches Thema, wir reden da überhaupt nicht mit.

Die Spitalsreform stößt auf Widerstand der Ärzte und des Personals. Kann es nicht sein, dass bei Auftauchen von Problemen diese der Spitalsreform zugeordnet werden?

Das ist ein Thema ähnlich dem der EU. Wenn in Nationalstaaten Probleme auftauchen, dann ist häufig die EU schuld, die weit weg ist. Ich kenne aber ganz wenige Fälle, wo sich Patienten beschweren und sagen, die Spitalsreform ist schuld. Wir gehen jedem einzelnen Fall nach.

Ein Einwand, der bei vielen Leuten gegen die Spitalsreform kursiert, ist, dass es jetzt viel mehr Betten auf den Gängen gibt.

Ein Gangbett muss schon eine Supernotsituation sein. Im Regelfall gibt es solche Betten nicht. Wir haben mit den Ressourcen für den guten Durchschnitt vorgesorgt. Unsere Auslastung liegt bei 80 bis 83 Prozent. Es kann zum Beispiel bei Grippeepedemien passieren, dass wesentlich mehr Patienten kommen. Wenn in der Sonderklasse ein Bett frei ist, wird der Patient dort untergebracht. Kein Haus sieht es gern, dass Betten am Gang stehen.

Wo sind die Einsparungen der Spitalsreform bereits umgesetzt worden?

Wir haben mehrere Abteilungen zusammengelegt und standortübergreifende Primariate eingerichtet. Alleine in Kirchdorf und Steyr sind das vier. Dadurch ist auch die Leistungsabstimmung leichter. Auch im Salzkammergut haben wir eine Reihe von übergreifenden Primariaten. Wir fassen die drei Spitäler Vöcklabruck, Gmunden und Bad Ischl zum Salzkammergut-Klinikum zusammen. Das Thema ist die Abschaffung vonParallelstukturen.

Warum hat man das nicht schon früher gemacht?

Weil es in der Form nicht notwendig war.

Weil es zu viel Geld gab?

Wir haben in der gespag von 2002 an von 15 auf zehn Spitäler reformiert. Wir haben ein Drittel der Standorte geschlossen. Wir haben bis zum Beginn der Spitalsreform 700 Betten abgebaut. Aber wir haben kein einziges Fach verloren.

Vor zwei Jahren beschloss der oberösterreichische Landtag einstimmig die Spitalsreform, die bis 2020 eine Einsparung von 2,3 Milliarden Euro bringen soll. Der Oberösterreich-KURIER am Sonntag beleuchtet in einer Serie, was bisher umgesetzt wurde und wie die Änderungen aufgenommen werden. Zum Start ein Interview mit Karl Lehner (51), der seit jeher im Spitalsmanagement tätig und seit 2008 Vorstandsmitglied der oö. Gesundheits- und Spitals-AG (gespag) ist. KURIER: Julia Constanze Roeper-Kelmayr, Ärztin am Linzer AKH und Landtagsabgeordnete der SPÖ, sieht in der Spitalsreform einen Paradigmenwechsel, den sie so charakterisiert: Früher hätten die Menschen in den Spitälern das bekommen, was sie wollten, nun bekommen sie das, was sie benötigen. Stimmen Sie dem zu? Karl Lehner: Es gibt sicher eine stärkere Akzentuierung auf die Effizienz. Der wesentliche Punkt ist aber die Qualität. Die Menschen bekommen das, was sie am meisten brauchen. Ein Beispiel: Während die Patienten bei einer Star-Operation früher drei bis vier Tage im Krankenhaus waren, wird das heute bei drei Viertel der Patienten tagesklinisch gemacht. Man versucht heute, den Aufenthalt in den Spitälern so kurz wie möglich zu halten. Wo sind die Einsparungen durch die Spitalsreform? Zum Beispiel durch die Verschiebung vom stationären Bereich in die Tageskliniken und von den Tageskliniken zur ambulanten Behandlung. Die Patienten werden so behandelt, wie es die medizinische Wissenschaft vorschreibt. Beispiel: Bei der Knieverletzung eines Fußballers ist es heute üblich, dass eine MR (Magnetresonanztomografie) gemacht wird, bevor es zur Athroskopie kommt. Vor zehn Jahren war das noch nicht so. Ich darf Ihnen hier ein Beispiel aus der Praxis bringen. Ein Lehrling verletzte sich beim Fußballspielen, er fuhr ins Krankenhaus Grieskirchen, das zugegebenermaßen kein gespag-Spital ist. Der Arzt diagnostizierte Verdacht auf Bänderriss, Meniskuseinriss und Kreuzbandriss. Er forderte eine MR-Untersuchung ein, auf die der Patient vier Wochen warten musste. Er lag inzwischen vier Wochen zu Hause und war die ganze Zeit im Krankenstand. Nach fünf Wochen wurde er operiert.Das ist doch unbefriedigend. Ich kenne den konkreten Fall nicht. Als Manager und Wirtschafter bin ich nicht befugt, das zu kommentieren. Außerdem kann ich nur für die gespag reden. Wir haben bei uns keine Beschwerden von Menschen,die akut etwas benötigt haben und die nach Hause geschickt worden sind . Wir sind oft gefragt worden, wie lange man bei uns auf eine Hüftoperation oder auf eine Knieprothese warten muss. Wie lange muss man warten? Das ist unterschiedlich. Wenn jemand akut eine Hüfte benötigt, bekommt er sie sofort. In der Regel ist es aber so, dass längerfristige Termine zwischen dem Patienten und dem Arzt vereinbart werden. Die Entscheidung ist ein rein ärztliches Thema, wir reden da überhaupt nicht mit. Die Spitalsreform stößt auf Widerstand der Ärzte und des Personals. Kann es nicht sein, dass bei Auftauchen von Problemen diese der Spitalsreform zugeordnet werden? Das ist ein Thema ähnlich dem der EU. Wenn in Nationalstaaten Probleme auftauchen, dann ist häufig die EU schuld, die weit weg ist. Ich kenne aber ganz wenige Fälle, wo sich Patienten beschweren und sagen, die Spitalsreform ist schuld. Wir gehen jedem einzelnen Fall nach. Ein Einwand, der bei vielen Leuten gegen die Spitalsreform kursiert, ist, dass es jetzt viel mehr Betten auf den Gängen gibt. Ein Gangbett muss schon eine Supernotsituation sein. Im Regelfall gibt es solche Betten nicht. Wir haben mit den Ressourcen für den guten Durchschnitt vorgesorgt. Unsere Auslastung liegt bei 80 bis 83 Prozent. Es kann zum Beispiel bei Grippeepedemien passieren, dass wesentlich mehr Patienten kommen. Wenn in der Sonderklasse ein Bett frei ist, wird der Patient dort untergebracht. Kein Haus sieht es gern, dass Betten am Gang stehen. Wo sind die Einsparungen der Spitalsreform bereits umgesetzt worden? Wir haben mehrere Abteilungen zusammengelegt und standortübergreifende Primariate eingerichtet. Alleine in Kirchdorf und Steyr sind das vier. Dadurch ist auch die Leistungsabstimmung leichter. Auch im Salzkammergut haben wir eine Reihe von übergreifenden Primariaten. Wir fassen die drei Spitäler Vöcklabruck, Gmunden und Bad Ischl zum Salzkammergut-Klinikum zusammen. Das Thema ist die Abschaffung vonParallelstukturen. Warum hat man das nicht schon früher gemacht? Weil es in der Form nicht notwendig war. Weil es zu viel Geld gab? Wir haben in der gespag von 2002 an von 15 auf zehn Spitäler reformiert. Wir haben ein Drittel der Standorte geschlossen. Wir haben bis zum Beginn der Spitalsreform 700 Betten abgebaut. Aber wir haben kein ei

Kommentare