„So viele Pilze waren es noch nie“

Der Gemeine Riesenschirmpilz oder Parasol wurde 2017 zum „Speisepilz des Jahres“ gewählt
Schwammerlernte. Wo es viel geregnet hat, wachsen heuer manche Sorten mehrere Monate früher

„Momentan wachsen in manchen Gebieten extrem viele Pilze, weil es im Juni punktuell viel geregnet hat“, sagt Helmut Pammer von der Mykologischen Arbeitsgemeinschaft (Pilzkundler) in Linz. „So viele waren es noch nie.“

Außerdem seien schon Sorten da, die sonst erst im September oder Oktober wachsen. Das kühlere Mühlviertel habe in dieser Hinsicht einen Vorteil. Bei einer Zählung in St. Georgen am Walde (Bezirk Perg) wurden laut Pammer 100 bis 120 Sorten, darunter Parasol und Eierschwammerl, gezählt.

Vorsicht ist geboten

Für das Pilze sammeln in Wäldern gibt es ein paar Grundregeln. „Am besten nimmt man zwei luftige Körbe mit“, sagt Pammer. „In einen legt man bekannte Pilze, in den anderen alle, die man nicht zu 100 Prozent kennt.“ Um sie zu Hause bestimmen zu können, sollte man mit dem Messer tief in den Boden hinein fahren und den ganzen Fruchtkörper mitnehmen. „Die Verwechslungsgefahr bei Pilzen ist nicht zu unterschätzen. Besser ist, einmal zu vorsichtig zu sein und den Pilz im Wald stehen zu lassen“, sagt Pammer. Biobauer Josef Berner aus Pupping (Bezirk Eferding) rät, Pilze in Papier im Kühlschrank, nicht in Plastik, zu lagern, um einer Vergiftung durch verdorbene Pilze vorzubeugen.

Als Richtwert gelten zwei Kilogramm pro Person oder acht Kilogramm pro Gruppe, die man mitnehmen darf. Unter Naturschutz stehen in OÖ sieben Sorten: Schönfußröhrling, Juchtenellerling, Bischofsmütze, Brätling, Riesenbovist, Sumpf-Haubenpilz und Zitzen-Stielbovist.

„Bei den Konsumenten wächst das Interesse für Pilze“, sagt Stefan Hamedinger, Geschäftsführer vom Verband der Obst- und Gemüseproduzenten in Oberösterreich. Abgesehen von den Pilzen, die in den heimischen Wäldern wachsen, werden auch gezüchtete Schwammerl beliebter. Das Kultivieren und Verkaufen von Speisepilzen als regionale Spezialität komme wieder in Mode. „Hinter der Produktion steckt aber eine teure und komplexe Technik.“

Regionale Pilzzucht

Berner produziert neben anderem Gemüse mehrere Pilzsorten wie den Kräuterseitling oder den Shiitake Pilz, einen chinesischen Heilpilz mit sehr intensivem Aroma. Vom Wetter ist er dabei weitgehend unabhängig. „Wir haben einen eigenen Raum für die Pilze, wo wir immer gleiches, feuchtes Klima schaffen und die Temperatur dementsprechend steuern können“, sagt Berner. Dadurch gibt es diese Pilze das ganze Jahr über, wobei die Hauptsaison zwischen Oktober und März liegt. Im Schnitt hat er einen Ertrag von rund drei Tonnen pro Jahr.

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