"Setzen auf künstliche Intelligenz"

Michael Strugl
Michael Strugl. Der Landeshauptmannstellvertreter will Oberösterreich im technischen Bereich ausbauen.

Michael Strugl (54) ist Landeshauptmannstellvertreter (ÖVP), zuständig für Wirtschaft, Forschung und Wissenschaft, Energie, Europa, Tourismus und Sport.

KURIER: Was erwartet sich Oberösterreich von der nächsten Bundesregierung?

Michael Strugl: Man muss von ihr Reformansätze erwarten können. Alle versprechen im Wahlkampf, Dinge verändern zu wollen. Wir wollen den Wirtschaftsstandort stärken und konkurrenzfähiger machen.Wir brauchen bessere Rahmenbedingungen für die Arbeitszeit, weitere Schritte in der Deregulierung, verstärkte Anstrengungen in Forschung und Entwicklung und mehr Mittel für den Ausbau des Breitbands.

Sie wollen zusätzliche 60 Millionen für den Ausbau der Linzer Johannes Kepler Universität. Welcher Bereich soll hier forciert werden?

Vor allem das Linz Institute of Technology (LIT). Nach dem Aufbau der Medizinfakultät geht es um das LIT, mit den ausgeprägten Forschungsschwerpunkten Digitalisierung, IT-Sicherheit und künstliche Intelligenz. Dafür benötigen wir zusätzliche Mittel.

Diese Schwerpunkte gibt es an den anderen österreichischen Universitäten nicht?

Es gbit sie nicht. Wir wollen bei der künstlichen Intelligenz und bei der IT-Sicherheit national das Kompetenzzentrum werden, bei der künstlichen Intelligenz wollen wir aber unter die fünf besten Technologie-Hubs Europas kommen.

Josef Hochreiter, Professor für Bioinformatik in Linz und eine der Koryphäen der künstlichen Intelligenz, erhebt den Anspruch, weltweit zu den Besten zu gehören.

Natürlich müssen wir uns an der globalen Wettbewerbssituation orientieren, aber wir dürfen nicht vergessen, dass das Silicon Valley, Zürich und Tel Aviv bereits über riesengroße Forschungszentren verfügen. Es sind die weltbesten Universitäten involviert wie Stanford, Berkely oder die ETH Zürich. Natürlich brauchen wir die Kooperation mit diesen Hotspots, aber wir fangen an, das in Oberösterreich aufzubauen und wollen an die Spitze vorstoßen. Diese Vision von Hochreiter ist schon richtig.

Eduard Arzt, gebürtiger Linzer und Vorsitzender des Leibnitz Instituts für Neue Materialien in Saarbrücken, sagte kürzlich, in der Wissenschaft sei die Finanzierungsfrage eine ganz entscheidende. Es sei eben ein wesentlicher Unterschied, wenn im Vergleich zu Linz an den Eliteuniversitäten in den USA das Zehnfache an Geld zur Verfügung steht. Können wir in Österreich jemals in diese Dimensionen vorstoßen?

Wir werden in der Dimension nie mit Universitäten wie Stanford mithalten können. Diese haben massive private Funds. Das wirkt sich natürlich auf die Möglichkeiten aus, die man hat. Aber wir können schon zwei Dinge tun. Mehr Ressourcen für die Universitäten mobilisieren. Aber es ist wie im Fußball. Geld allein schießt keine Tore. Das hat man am Beispiel von Professor Hochreiter gesehen. Er hat wesentlich attraktivere Möglichkeiten im Ausland gehabt, er ist aber hier geblieben. Wir müssen unsere Vorzüge und Stärken ins Treffen führen, für internationale Talente und Forscher attraktiv zu sein. Auch für die Wirtschaft. Wenn Audi in Linz ein Deep-Lerning-Center macht, dann hat es mit Hochreiter zu tun.

Ist die schwarz-blaue Landesregierung ein Modell für Schwarz-Blau im Bund?

Oberösterreich zeigt, dass es funktionieren kann. Ob es wirklich funktioniert, hängt meist von den handelnden Personen ab, ob sie miteinander können. Die inhaltliche Schnittmenge wäre ausreichend groß. Es hängt davon ab, ob man sich verständigt. In Oberösterreich ist das gelungen, im Bund wird man sehen.

Wie sehen Sie die Chancen dafür?

50 zu 50. Es ist offen.

Welche Antwort werden Sie Sebastian Kurz geben, wenn er Sie als Wirtschaftsminister haen möchte?

Das sage ich ihm unter vier Augen.

Bei der Digitalisierung ist der Ausbau der Glasfasernetze ein Punkt. Es geht aber auch wesentlich um das Programmieren, um die Fähigkeiten, damit umzugehen.

Die Infrastruktur ist eine notwendige Voraussetzung. Österreich und Deutschland sind teilweise schlechter als die Länder Osteuropas und des Baltikums. Wir sind sehr früh mit Kupferleitungen versorgt worden,die lange gereicht haben. Mit dem exponentiellem Wachstumder Datenmengen haben wir die Grenzen erreicht und müssen nachrüsten. Deutschland investiert 100 Milliarden Euro, Österreich eine Milliarde. Das wird zu wenig sein. Allein Oberösterreich braucht 1,5 Milliarden für einen flächendeckenden Ausbau.

Das Entscheidende ist nicht die Hard-, sondern die Software. Wir brauchen gut ausgebildete Menschen. Die Digitalisierung wird die Nachfragestruktur am Arbeitsmarkt radikal verändern. Bis entsprechende Schulabsolventen hervorgehen, dauert es einige Jahre. Es geht nicht nur um das Programmieren, sondern ganz generell um technische Qualifikationen. Es sind auch alle 661.000 in Oberösterreich Erwerbstätigen innerhalb kurzer Zeit von der Digitalisierung betroffen.

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