Im Puppenkurhaus gibt es viel zu tun

Im Puppenkurhaus gibt es viel zu tun
Wenn sich die Omama um Plüschhasen, Teddys und Puppen kümmert, hat das einen driftigen Grund

von Christa Koinig

Immer dann, wenn wir gerade nicht Theater spielen, geht’s bei uns zu wie in einem Schönheitssalon. Kasperl und ich bekommen neue Farbe ins Gesicht oder ein paar Haare mehr auf unsere Köpfe, der Drache Basti wünscht sich neue Schuppen und Puppenmädchen Tini hätt’ gern ein hübsches Kleidchen. Aber neuerdings schaut es bei uns aus wie in einem Wartesaal beim Doktor. Da sitzen Teddys mit nur einem Auge, Plüschhasen ohne Ohren oder Puppen, die sich nicht richtig bewegen können. Manchmal ist auch eine ganz alte Puppe dabei mit verfilzten Haaren oder einem verwundeten Gesicht. Wenn es ganz schlimm ist, fehlt ein Arm oder gar alle zwei Beine. Neulich war ein alter Teddy bei uns, der hat ziemlich gejammert. Er hatte nämlich ein kleines Loch in seinem Fell, das wohl eine Motte herausgeknabbert hatte.

Omama hilft

Unsere Omama kann nämlich kranke und verletzte Figuren wieder gesund machen. Warum sie das tut, wollte ich wissen. Da hat Omama gemeint, „weil ich es kann, weil ich Zeit habe und weil ich jedes Mal froh und glücklich bin, wenn ich wieder jemanden gesund aus meinem Puppenkurhaus entlassen darf. Und wenn ich sehe, wie sich die Leute über ihre gesunden Lieblinge freuen, dann freu’ ich mich noch viel mehr als sie. Und jetzt hilf mir schnell, ich muss die Motte einfangen, damit sie nichts mehr zerstören kann.“ Die Motte haben wir gleich erwischt und verjagt. Es wäre ja alles gut, aber eine Puppe ist schon sehr lange bei uns, sie wurde nicht abgeholt. Omama schaut sie oft an und wirkt dabei nachdenklich und fast ein bissl traurig. Dann sagt sie: „Niemand hat es verdient, vergessen zu werden.“ Ich glaub’, es ist auch im echten Leben so.

Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters

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