Die Sorgen einfach wegklappern

Seppy und der Klapotetz
Die Omama macht sich viele Gedanken über die ganze Welt, über das Wetter und über die lieblosen Menschen

von Christa Koinig

Irgendwas bedrückt unsere Omama. Sie ist nicht mehr so fröhlich, sie redet wenig, denkt viel nach und wirkt ziemlich besorgt. Darum sind Kasperl und ich mit ihr für ein paar Tage in eine wunderschöne Gegend gefahren. Auf einmal hab’ ich dort ein eigenartiges Rattern gehört. Und dann hab’ ich’s gesehen. Das Ding stand mitten in den Weinbergen, und es sah aus wie ein riesengroßes Windrad. Es hat sich im Wind gedreht und dabei ganz kräftig geklappert.

Omama hat mir erklärt, dass das eine Art Vogelscheuche ist, die Vögel vertreiben soll, wenn sie Weintrauben stibitzen wollen. Dadurch hätten die Bauern eine Sorge weniger. Man nennt diese Vogelscheuche „Klapotetz“.

Lustig und praktisch

Das klingt sehr lustig, find’ ich, und außerdem ist es sehr praktisch, wenn man Sorgen einfach wegklappern kann. Deshalb habe ich beschlossen, für uns daheim auch ein Klapotetz zu basteln. Ich hab’s in unserem Garten aufgebaut und schon beim ersten Windzug hat es gescheppert, was das Zeug hält. Omama hat sich zwar gefreut drüber, aber dann hat sie mir erklärt, dass sich ihre Sorgen nicht so einfach wegklappern lassen.

Sie sorgt sich nämlich nicht nur um diebische Vögel, sondern um die ganze Welt, und da hilft kein noch so lautes Geklapper. Sie macht sich große Sorgen wegen der Krankheit, die sich überall einschleichen möchte, um das Wetter, das verrückt spielt und um die Menschen, die immer liebloser miteinander umgehen. Dabei wäre es so einfach, alles ein bisschen besser zu machen, wenn jeder Einzelne auf sich selber, auf seine Mitmenschen und auf seine Umwelt mehr Acht geben würde. Wie so oft, hat sie auch das Wort „Liebe“ erwähnt. Und ich kann’s nicht oft genug sagen „ich liebe unsere Omama!“

Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters

www.puppentheater.at

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