Schulbus prallte gegen Lkw: Zwanzig Verletzte
Offenbar völlig ungebremst ist am Freitagnachmittag in Schwand im Innkreis (OÖ) ein Lkw-Zug in eine Kreuzung der Gilgenberger Landesstraße eingefahren. Der Fahrer dürfte ein Stopp-Schild übersehen haben, er soll außerdem am Handy telefoniert haben. Die Auswirkungen waren fatal: Das Schwerfahrzeug krachte in die hintere Seite eines mit 18 Schülern der Hauptschule Neukirchen an der Enknach besetzten Busses. Das gerammte Gefährt überschlug sich und kam am Dach zum Liegen. Der rückwärtige Teil des Busses wurde dabei völlig aufgerissen. Die verheerende Opferbilanz: 20 Verletzte, darunter zumindest sieben schwer verletzte Kinder.
"Ich hab’ einen unglaublichen Knall gehört und beim Blick aus dem Fenster gesehen, dass zwei große Fahrzeuge neben der Straße herumliegen", sagt Einsatzleiter Johann Thaller, dessen Haus nur rund 100 Meter von der Unfallstelle entfernt steht. Er habe sofort Alarm geschlagen und sei mit dem in seinem Büro anwesenden Sanitäter Karl Kübler zur Unglücksstelle geeilt. Dort war bereits der ebenfalls in der Nachbarschaft lebende Hausarzt Peter Reichsöllner und kümmerte sich um die zahlreichen Verletzten.
"Die Kinder sind zum Teil selber aus dem Bus geklettert oder von Passanten herausgebracht worden, sie standen unter Schock, haben geweint und geschrien", sagt Thaller. Ein Großaufgebot an Einsatzkräften kümmerte sich um sie. Die Rettung war mit 55 Mann – 19 Fahrzeugen und vier Hubschraubern – vor Ort. Die Verletzten wurden auf einer Wiese erstversorgt und anschließend auf Spitäler in Braunau, Salzburg und Linz verteilt.
Neuralgische Kreuzung
"Ich hoffe, dass alle überleben", sagt Bürgermeister Johann Prielhofer. Die meisten Kinder stammen aus seiner Gemeinde. Er verweist darauf, dass es auf der Kreuzung regelmäßig zu Unfällen komme. "Zwei bis drei Mal pro Jahr kracht es dort."
Seit 15 Jahren versuche die Gemeinde das Land OÖ dazu zu bringen, an der Stelle einen Kreisverkehr einzurichten. "Ich weiß nicht, liegt es am Geld oder an der zu geringen Verkehrsdichte? Ich hoffe sehr, dass man sich das dort jetzt doch überlegt."
Im UKH Salzburg kämpften Mediziner am Freitagabend um das Leben eines Zwölfjährigen. "Er hat schwere Kopfverletzungen und liegt in künstlichem Tiefschlaf." Auf der Intensivstation des LKH Salzburg wurde um ein 14-jähriges Mädchen sowie einen 13-jährigen Buben gebangt – beide erlitten schwere Polytraumen. Ein anderer schwer verletzter Schüler wurde im AKH Linz operiert. Zwei weitere liegen im Krankenhaus Braunau auf der Intensivstation.
Weniger schlimm hat es den 13-jährigen Fabian W. aus Schwand erwischt. "Er ist durch die Scheibe hindurch auf die Wiese geschleudert worden. Dabei hat er sich die Lippen zerbissen und sein Gesicht ist blutig und zerkratzt", bestätigt Vater August W. Der Sohn wurde ebenfalls im Spital verarztet.
Im Burggasthof in Schwand hätte am Freitagabend das Frühjahrskonzert der Musikkapelle stattfinden sollen. "Das ist kurzfristig abgesagt worden", betont Bürgermeister Prielhofer.
Bilder vom Unfallort:
Schwere Unfälle mit Schulbussen passieren immer wieder. Die Statistik zeigt: Jährlich ereignen sich 30 Unfälle im Schülertransport auf Österreichs Straßen. Ein Drittel davon mit Pkw oder Kleinbussen. Auch, weil die Fahrer betrunken sind – so etwa bei einem Unfall im Juni 2012 bei Pusterwald-Hinterwinkl in der Steiermark, bei dem drei Kinder verletzt wurden. Die 47-jährige Lenkerin hatte zuvor eine Flasche Prosecco getrunken und 1,84 Promille im Blut.
Reform
Jetzt greift SP-Verkehrsministerin Doris Bures ein. "Jeder Unfall im Straßenverkehr ist ein traumatisches Erlebnis für alle Beteiligten." Sie will eine Reform im Schülertransport. Und sie pocht auf den Fall der 0,5-Promille-Grenze bei Lenkern von Kleinbussen. Denn die brauchen nur den B-Führerschein – für sie galt bisher 0,5 Promille. Das soll sich ändern. Künftig soll gelten: 0,1 Promille – und damit die selben Richtlinien wie bei den "echten" Busfahrern und Berufskraftfahrern. "Alkohol hat am Steuer nichts zu suchen, insbesondere, wenn man Kinder und Jugendliche sicher an ihr Ziel bringen soll", betont Bures.
Die Zahlen sprechen dafür. Denn 4000 Fahrzeuge sind im Schülerverkehr unterwegs und legen wöchentlich 1,8 Millionen Kilometer zurück. 29 Prozent der Schülertransporte werden mit Omnibussen durchgeführt, der Rest mit Pkw und Kombinationskraftwagen – also Kleinbussen.
Auch bei der Ausbildung soll sich einiges ändern: Die wird nämlich verpflichtend eingeführt – dadurch sollen die speziellen Gefahrensituationen beim Schülertransport verdeutlicht werden und das Risikobewusstsein bei den Lenkern geschärft werden. Der Erwerb eines Schülertransportausweises wird an die verpflichtende Aus- und Weiterbildung gebunden. "Kinder verhalten sich im Straßenverkehr anders. Deshalb haben wir mit zahlreichen Initiativen die Gefahren aufgezeigt, denen Kinder im Straßenverkehr ausgesetzt sind und machen jetzt mit dem Reformpaket für den Schülertransport den nächsten Schritt."
Unfallserie
In der Vergangenheit gab es wiederholt schwere Unfälle mit Schülertransportern. So etwa im Oktober des Vorjahres in Kärnten. Ein Kleinbusfahrer wollte auf einer Bergstraße in St. Paul einem Reh ausweichen und stürzte mit dem Auto einen Hang hinab. Traurige Bilanz: fünf Volksschulkinder und der Lenker wurden verletzt.
Bei Haidershofen, NÖ, forderte ein Schulbusunfall im April 2012 sechs Verletzte. Der Bus krachte frontal mit einem Pkw zusammen und stürzte um. Ein Kind wurde schwer verletzt, die restlichen kamen mit leichteren Verletzungen davon.
Und auch im nö. Weinviertel war im Jahr 2012 ein Schulbus mit 44 Kindern in einen Unfall verwickelt. In Hausleiten, Bezirk Korneuburg, krachte der Bus frontal in ein Rübenfuhrwerk. Der Bus wurde gegen eine Hausmauer gedrückt. Die aus Krems stammende Lenkerin wurde eingeklemmt und erlitt schwere Verletzungen. Drei Mädchen und zwei Buben wurden ambulant behandelt. Zu der Karambolage kam es wegen eines Bremsmanövers. Die Zugmaschine war ins Schleudern geraten, drehte sich und prallte in den Bus.
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