Die Kolumne mit der Maus

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Warum einem gefrässigen Nagetier eine Kerze schmeckt, bleibt wohl für immer ein Rätsel

von René Freund

Ich sitze an meinem Laptop auf der Terrasse und denke darüber nach, von welchem Thema diese kleine Kolumne handeln soll, als ich plötzlich erstarre. Direkt vor meinen Augen springt eine Maus vom Geländer auf den Tisch. Süß sieht sie aus mit ihrem haselnussbraunen Fell und den Knopfaugen. Sie schaut mich an und fürchtet sich offensichtlich nicht. Mich allerdings beschleicht angesichts ihrer Unerschrockenheit ein ungutes Gefühl. Vielleicht hat sie Tollwut? Will sie mich auffressen?

Die Maus ist wahnsinnig fett. Wenig später weiß ich, warum: Sie klettert (mit Mühe, wegen ihrer Leibesfülle) in die Tonschale mit der Citronella-Kerze, die auf dem Tisch steht, und beginnt das gelbliche, duftende Wachs anzuknabbern. Und ich hab’ mich seit Wochen über die Kinder geärgert, die doch viel zu alt sind, um Kerzen so zu vandalisieren! Ich schiele fassungslos auf die Verpackung der Tonschale: „Hält ungeladene Gäste wie Mücken und Schädlinge fern“, steht da. Der fetten Maus ist das egal. Die frisst vor meinen Augen ungerührt meine Duftkerze auf. Aber immerhin, sie hat mir ein tolles Kolumnen-Thema geliefert! Danke!

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