"Reißleine zu spät gezogen": Bedrohte Ärztin schließt Praxis endgültig

"Reißleine zu spät gezogen": Bedrohte Ärztin schließt Praxis endgültig
Teil des Teams wolle nicht mehr zurückkommen.

Die Allgemeinmedizinerin Lisa-Maria Kellermayr, die ihre Ordination wegen Morddrohungen via Internet im Juni vorübergehend geschlossen hat, will diese nicht mehr aufsperren. „Nach einem langen Gespräch des ganzen Teams ist klar geworden, dass ein Teil davon nicht wieder zurückkommen wird“, begründete sie die endgültige Schließung am Mittwoch auf Twitter.

„Ich habe die Reißleine zu spät gezogen. Und ich kann ihnen keine Perspektive bieten ob oder wann es für uns möglich sein wird unter normalen Umständen zu arbeiten. Solche Arbeitsbedingungen wie wir sie die letzten Monate erlebt haben sind niemandem zuzumuten“, schrieb die Medizinerin, die in Seewalchen am Attersee in Oberösterreich ihre Praxis hatte.

Schutzmaßnahmen

Wie sie auf ihrer Homepage mitteilte, sei sie seit mehr als sieben Monaten in unregelmäßigen Abständen Repressalien „aus der Covid-Maßnahmengegner- und Impfgegner-Szene“ ausgesetzt. Sie habe bereits 100.000 Euro für Schutzmaßnahmen ausgegeben.

Die Staatsanwaltschaft Wels hatte im Juni das Ermittlungsverfahren gegen einen Verdächtigen eingestellt. Allerdings könnten Erkenntnisse einer deutsche Hacker-Aktivistin neue Ermittlungsansätze liefern. Sie will nach eigenen Angaben einen Mann ausfindig gemacht haben, der die Droh-E-Mails verfasst haben soll.

Zuständigkeit

Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Wels bestätigte kürzlich jedoch, dass das Einzige sei, was sie nun machen könnten, den Verfasser bei den deutschen Behörden anzuzeigen. Denn bei einer gefährlichen Drohung komme es auf den Ort an, an dem der Täter handelt, was im Falle der beiden von der Hacker-Aktivistin beschuldigten Personen Deutschland sei.

In Österreich ermittle die Polizei dennoch weiter gegen unbekannte Täter. Es sei davon auszugehen, dass die Vorwürfe mehrere Personen betreffen.

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