Freilich gäbe es auch "Täterinnen", eine Verurteilung nach dem Terrorismusparagrafen (§ 278) habe es zuletzt gegeben. "Die Mädchen sind 12, 13 oder 14 Jahre alt", weiß der LSE-Chef, "fast zehn sind es in den letzten Monaten gewesen."
Konvertierung als erster Schritt
Der Ablauf sei meist der gleiche. Die Mädchen werden im Internet angesprochen, kommen in Kontakt mit Vertretern eines radikalisierten Islams - der mit der Religion an sich gar nichts mehr zu tun habe. Schnell wird - auch vom katholischen Glauben - zum Islam konvertiert, die Mädchen gehen nur noch vollverschleiert außer Haus, ziehen sich von der Familie zurück.
Wobei Tischlinger in dem Zusammenhang betont, wie wichtig eine Differenzierung sei: "Nur weil ein Mädchen verschleiert ist, heißt das noch gar nichts." Problematisch werde es, wenn es läuft wie in den aktuellen Fällen, die die Polizei bearbeitet.
Da geht es dann darum, dass der Schulbesuch eingestellt wird und die Kinder sogar von zu Hause verschwinden. "Meist kommt eine Vermisstenmeldung, wenn dann der Verdacht besteht, dass sich das verschwundene Kind radikalisiert hat, kommen wir dazu", erläutert Tischlinger die Rolle des LSE.
Heiraten und Kinder gebären
Zuletzt war ein Mädchen aus Oberösterreich in Deutschland entdeckt worden. "Wir versuchen, Kontakt aufzunehmen und das Kind wieder in die Gesellschaft zurückzuholen. Das ist oft ein Katz'-und-Maus-Spiel", räumt er ein. Das Problem sei tatsächlich: "Die Mädchen werden sofort verheiratet und sollen Kinder gebären." Und das sei auch bei Mädchen in Oberösterreich zuletzt passiert.
Das LSE setzte jedenfalls auf eine enge Zusammenarbeit mit allen Betroffenen - Schulen, Lehrern, Direktoren, Elternhaus, Jugendbehörden. Dabei stoße man oft auf schwierige Verhältnisse bei den Eltern. Aber auf große Unterstützung in den Schulen.
Es gibt Deradikalisierungsprogramme, Vorträge für Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen, engen Kontakt mit dem Jugendamt. "Es ist oft sehr mühsam und die Polizei ist nur ein kleines Rädchen dabei", sagt Tischlinger, der aber "großes Bewusstsein für die Problematik" ortet.
Das Ziel der Polizei sei, abgesehen davon, die Mädchen wieder zurückzuholen, die Hintermänner zu finden, die die Jugendlichen ansprechen und entsprechend radikalisieren. Die FPÖ, die den Bericht Tischlingers öffentlich gemacht hatte, fordert, dass "Radikalisierungsprozesse mit Präventionsprogrammen auf allen Ebenen unterbunden werden" müssen.
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