Prozess nach Geldbotenüberfall in Linz: Eine Familie vor Gericht

OBERÖSTERREICH: PROZESS NACH ÜBERFALL AUF GELDTRANSPORTER IN LINZ
Drei mutmaßliche Ausführende und fünf angebliche Helfer sind angeklagt. Die Millionenbeute ist großteils verschwunden.

Nach einem Raubüberfall auf einen Geldtransporter im Februar 2019 in Linz haben sich am Freitag die mutmaßlichen Täter vor Gericht verantworten müssen. Unter ihnen befindet sich auch einer der Geldboten. Er soll gemeinsam mit seinem Bruder und einem Freund die Tat durchgeführt haben. Die Anklage stützt sich auf DNA-Spuren und Handyauswertungen. Die Angeklagten streiten die Tat ab.

Bei dem Überfall waren rund 2,1 Millionen Euro erbeutet worden, von denen nur ein kleiner Teil sichergestellt wurde. Neben den drei laut Anklage ausführenden Tätern - zwei irakischen Brüdern und einem Armenier - müssen sich noch fünf Helfer, darunter auch die Freundin, die Schwester und eine Tante des Armeniers, verantworten. Den fünf mutmaßlichen Handlangern, von denen einer nicht vor Gericht erschien, wird Hehlerei bzw. Geldwäscherei zur Last gelegt.

Mit Pistole bewaffnet

Zwei Geldboten wollten in den frühen Morgenstunden des 13. Februar einen Bankomaten in einem Nachtklub in der Innenstadt befüllen. Als der Fahrer den Laderaum öffnete, wurde er von einem mit einer Pistole bewaffneten Maskierten überwältigt, in den Wagen gestoßen, gefesselt und geknebelt.

OBERÖSTERREICH: PROZESS NACH ÜBERFALL AUF GELDTRANSPORTER IN LINZ

Ein Urteil wird im Juli erwartet.

Sein 24-jähriger Kollege wurde mit einer Pistole bedroht und genötigt, sich ans Steuer zu setzen und zu einem Parkplatz an der Donaulände zu fahren. Dort bekam er einige Faustschläge versetzt, musste mit seinem Kollegen und einem Räuber die Geldboxen öffnen und den Inhalt in einer Sporttasche verstauen. Damit flüchteten die Täter.

Bei den Ermittlungen entstand schnell der Verdacht, dass der irakische Geldbote etwas mit der Sache zu tun habe. So hätte er mehrmals die Möglichkeit gehabt, einen stillen Alarm auszulösen ohne, dass es jemand gemerkt hätte, sagte die Staatsanwältin. Er tat es aber nicht. Von seinem Bruder, den er per SMS von einer Routenänderung des Transporters informiert haben soll, wurde DNA an den zum Fesseln verwendeten Klebebändern gefunden. Auch die Handydaten belasten laut Staatsanwaltschaft die drei Hauptangeklagten.

"Ein Thriller ist nichts dagegen"

Die Verteidiger zerpflückten die Anklage einhellig. Die Staatsanwaltschaft habe „keine stichhaltigen Beweise“ gegen ihren Mandanten, so die Anwältin des Geldboten, der die Tat leugnet. Dass er keinen stillen Alarm ausgelöst hat, führt sie darauf zurück, dass er Angst gehabt habe, als man ihm eine Waffe an den Kopf hielt. Außerdem wurde „kein Cent bei ihm gefunden“.

OBERÖSTERREICH: PROZESS NACH ÜBERFALL AUF GELDTRANSPORTER IN LINZ

Die Verteidiger zerpflücken die Anklage.

Der Verteidiger des zweitangeklagten Bruders des Geldboten findet die Anklageschrift „literarisch sehr gut, ein Thriller ist nichts dagegen“. Allerdings stimme sie inhaltlich nicht. „Er hat nie einen Raubüberfall begangen“ und er habe auch „niemals Geld gehabt“, sagte er über seinen Mandanten - und stellte in den Raum: „Befreien können hat sich das angeblich unschuldige Opfer“.

Der Verteidiger des Armeniers sieht gegen seinen Mandanten überhaupt keine Beweise. Die Polizei solle sich darauf konzentrieren, „den dritten unbekannten Täter zu finden“. Auch die Anwälte der mutmaßlichen Helfer kündigten alle an, dass sich ihre Mandanten nicht schuldig bekennen würden.
Nach den Eingangsplädoyers von Anklage und Verteidigung standen am Freitag zunächst die Einvernahmen der Angeklagten am Programm. Das Urteil ist für 3. Juli geplant.

Kommentare