OÖ-Studie: Diskriminierung von Frauen im Job allgegenwärtig

OÖ-Studie: Diskriminierung von Frauen im Job allgegenwärtig
Befragung von 3.576 Frauen in Oberösterreich zeigt: Von Gleichstellung und Gleichberechtigung sind wir noch weit entfernt.

Es war eine große Studie, die die Arbeiterkammer OÖ beim Institut für Berufs- und Erwachsenenbildungsforschung (IBE) in Auftrag gegeben hat. Alle weiblichen Mitglieder zwischen 18 und 35 Jahren wurden Anfang des Vorjahres eingeladen, an der Studie teilzunehmen - über 17 Prozent, also genau 3.576 Frauen beantworteten die Fragen.

Das ernüchternde Ergebnis der Studie fassen Arbeiterkammerpräsident Andreas Stangl und Vizepräsidentin Christine Heitzinger zusammen: "Auch im Jahr 2023 (und demnach auch noch 2024, Anm.) gehören Frauenfeindlichkeit, Abwertung von Fähigkeiten und Diskriminierung wegen des Geschlechts unverändert zum beruflichen Alltag von Frauen."

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Zwar herrsche laut der Erhebung bei 74 Prozent der befragten Frauen die Auffassung vor, dass eine "formale Gleichstellung" bestehe, nur 35 Prozent erleben allerdings, dass das auch in der Praxis, also im eigenen weiblichen Berufsleben, tatsächlich gelebt werde.

Und für 62 Prozent ist - aus eigener Erfahrung und aus Gesprächen mit Kolleginnen - immer noch Realität, dass es zu sexualisierter Belästigung oder sogar Gewalt am Arbeitsplatz kommt.

Diskriminierung an der Tagesordnung

Vor allem bei der offenen Frage nach Diskriminierung im Job gaben 962 Frauen - also 27 Prozent der Befragten - eigene persönliche Erfahrungen preis. Dabei geht es um finanzielle Diskriminierung ("Mein Mann hat weniger Ausbildungen als ich und verdient ohne Führungsaufgaben mehr als ich."), um problematische Fragestellungen bei Einstellungsgesprächen ("Mir wurde mitgeteilt, dass das Unternehmen auf der Suche nach Männern ist, weil diese belastbarer sind."), oder um verhinderte Aufstiegschancen ("Es wird davon ausgegangen, dass ich anstrebe, bald Kinder zu bekommen, deshalb wurde ich von Beförderungen ausgeschlossen und werde häufig nicht als volle Arbeitskraft gesehen.").

Sexuelle Übergriffe 

Eine Befragte schildert in der Erhebung, dass sie regelmäßig übergriffige Kommentare oder sexuelle Andeutungen über das Liebesleben über sich ergehen lassen musste. Oder eine junge Lackiererin wurde - anders als ihre männlichen Lehrlingskollegen zum Kaffeekochen und Pflanzengießen im Chefbüro eingeteilt wurde, während sich eine 18-Jährige gefallen lassen musste, sich "besser ins Büro zu begeben", weil ein Mädchen "in der Produktion nichts zu suchen" habe.

Weniger Chancen am Arbeitsmarkt

Nur 64 Prozent der Frauen sehen darüber hinaus, dass sie nicht die gleichen Chancen am Arbeitsmarkt haben, wie ihre männlichen Kollegen. 81 Prozent gehen sogar davon aus, dass sie eher geringerer Verdienstmöglichkeiten haben. 

Dafür wünschen sich 87 Prozent der Frauen mehr ihresgleichen als Führungskräfte. Sie haben auch eine Antwort darauf parat, wie das gelingen soll: 68 Prozent der Teilnehmerinnen an der Befragung wünschen sich eine Ausweitung der Frauenquote, damit das umgesetzt wird. 

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Die Arbeiterkammer begleitet Frauen, die am Arbeitsplatz diskriminiert werden, laufend. Stangl weiß allerdings, dass sich viele noch immer nicht trauen, Missstände anzusprechen: "Wir ermutigen Frauen, zum Betriebsrat und zur Arbeiterkammer zu gehen, wenn ihnen so etwas passiert." 

So ist es zum Beispiel in einem Fall gelungen, dass der Geschäftsführer eines Unternehmens dieses nach einem Übergriff auf mehrere Frauen verlassen musste, die betroffenen Frauen erhielten einen Schadenersatz zugesprochen und konnten weiter im Unternehmen tätig bleiben.

OÖ-Studie: Diskriminierung von Frauen im Job allgegenwärtig

Die Forderungen der Arbeiterkammer aus dieser Studie

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit samt Transparenz bei den Gehältern (das wünschen sich auch 64,6 Prozent der Befragten sehr), echte Gleichstellung bei Einstellungs- und Aufstiegsmöglichkeiten, Bekämpfung von Vorurteilen und Diskriminierung, familienfreundlichere Arbeitsbedingungen (96 Prozent wünschen sich das direkt von den Betrieben), bessere institutionelle Kinderbetreuung, bessere Förderung von Väterkarenz und mehr soziale Sicherheit bei Familiengründung, etwa durch bessere Berücksichtigung der Kinderbetreuungszeiten. 

Was sich Frauen auch wünschen: Recht auf Wechsel zwischen Voll- und Teilzeit (64,2 Prozent), Mindestlohn von 2.000 Euro bei Vollzeitbeschäftigung (68,2 Prozent) oder Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem zweiten Lebensjahr bis zum Ende der Volksschule (67,8 Prozent).

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