"Ich weiß, die Öffentlichkeit will kurzfristige Lösungen für Probleme. Das ist hier nicht möglich. Hier geht es um Langfristigkeit", sagt Lindner, und verwehrt sich gleichzeitig gegen die Herabsetzung der Strafmündigkeit: "Das ist reiner Populismus. Das Gefängnis kann nie der richtige Ort für ein Kind sein."
Biografien von 50 Kindern analysiert
Deshalb wurde eine Arbeitsgruppe mit 24 Mitgliedern ins Leben gerufen, die untersuchen sollte, wie die beteiligten Einrichtungen sinnvoll und effektiv mit Kindern und Jugendlichen arbeiten können, die regelmäßig die Grenzen der Systeme aufzeigen. Dazu wurden Daten von insgesamt 50 Kindern aus OÖ ausgewertet und diskutiert. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe wurden nun präsentiert:
Um all das umsetzen zu können, fordert die Politik von der Politik mehr rechtliche Handhabe und mehr Geld: Landesrat Lindner konkretisiert seine Punkte an den Bund so:
- Konkret braucht es mehr Fachpersonal und mehr Betreuungsplätze, auch in sozialpsychiatrischen Wohngemeinschaften.
- Mehr Studienplätze für soziale Arbeit: "Wir haben jedes Jahr doppelt so viele Bewerbungen wie Plätze."
- Es gäbe derzeit keine Anhalte- und Ausgangsbeschränkungen für Kinder in diesen Wohngemeinschaften, sprich, wenn der Zehnjährige gehen wolle, gehe er. Da wäre es natürlich sinnvoll, Grenzen setzen zu können. Das könne etwa in Form einer Nachtruhe sein, aber natürlich nur, wenn es der gesundheitliche Aspekt erfordere, wenn also Fremd- oder Selbstgefährdung im Raum stehe, so Lindner.
Bei der Maßnahme für den Paschinger Zehnjährigen mit den beiden Betreuungspersonen gehe es neben Schutz vorrangig auch darum, gesundes Beziehungs- und Bindungsverhalten zu lernen. Denn da sind sich Expertinnen und Experten einig: Das sei der einzige Weg, Systemsprengern vielleicht doch noch den Weg in Richtung Alltag und Gesellschaft zu ebnen.
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