OÖ-Kinderanwältin: "Mobbing beginnt von klein auf"
Die Suspendierungen in den Schule steigen, Hass im Netz, Mobbing in Schule und Freundeskreis, verstärkt auch in sozialen Netzwerken. Die oberösterreichische Kinder- und Jugendanwältin Christine Winkler-Kirchberger ist alarmiert.
5.500 Beratungen für die Kinder- und Jugendanwaltschaft (KiJA) jährlich durch, ein Drittel davon betriff den Themenbereich Ausgrenzung, Mobbing und Gewalt in der Schule.
Dieser Trend hat sich laut Winkler-Kirchberger seit der Pandemie noch zusätzlich verstärkt.
Abzulesen ist das auch an den Anfragen von Schulen für Workshops zu diesen Problemstellungen. 50 Workshops waren es im Jahr 2004, jetzt sind es über 600 im Jahr.
Mit einem Budget von knapp einer Millionen Euro - eine Steigerung von 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr - stehen der KiJA 2024 mehr Mittel zur Verfügung.
Jedes fünfte Kind betroffen
Mobbingprävention ist das Kernstück des Gewaltpräventionsprogramms der KiJA. Jedes fünfte Kind in Oberösterreich ist von Mobbing betroffen, ein Drittel der jungen Menschen hat negative Erfahrungen mit Hass im Netz. "Ausgegrenzt, gedemütigt und schikaniert zu werden gefährdet die Entwicklung des Kindes", sagt Winkler-Kirchberger, die auch weiß: "Mobbing beginnt von klein auf." Selbst innerhalb von Familien würde Mobbing passieren.
Eine Intention aller Workshops: Darüber reden. Denn "nichts unterstützt Cybermobbing und Gewalt mehr, als nicht darüber zu reden", weiß die Kinder- und Jugendanwältin.
Ziel sei es, eine "Kultur des Eingreifens" zu entwickeln, 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten oberösterreichweit diese Präventionsarbeit. Betroffen sind sehr oft Mädchen, aber auch Burschen, vor allem in sozialen Medien nehmen Übergriffe weiter zu.
Das Hass-im-Netz-Gesetz gehe in die richtige Richtung, aber von Verboten hält Winkler-Kirchberger nichts: "Das hat sich nie bewährt."
Ihr Ansatz: Die Medienkompetenz stärken. Die diesbezügliche Ausbildung im Bildungswesen laufe gerade an, viel sei noch aufzuholen und zu verbessern, betont Winkler-Kirchberger. Etwa bei der Ausbildung der Pädagoginnen und Pädagogen.
Wobei der zuständige Landesrat Michael Lindner (SPÖ) betont: "Auch die Eltern haben Verantwortung." Dort setzt auch die Kinder- und Jugendanwaltschaft zusätzlich an, die bei Interventionen von Fall zu Fall versucht, Schule und Elternhaus mit ins Boot zu bekommen.
Im Mai und Juni laufen jedenfalls die Workshops "respect@web", bei denen Jugendliche ihre Rechte kennen lernen, aber auch erfahren, wie sie diese schützen und einfordern können. Und sie reflektieren auch über ihr eigenes Verhalten im Netz "und werden ermutigt, digitale Zivilcourage zu zeigen", betont Winkler-Kirchberger.
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