Perfektionist ohne Stillstand

Perfektionist ohne Stillstand
Wie Erfolgstrainer Oliver Glasner von seinen beiden Assistenten gesehen wird

von Gerhard Marschall

Ein Fußballtrainer, dessen Mannschaft einen europäischen Titel gewinnt, muss danach feierfest sein. Oliver Glasner weiß das. Seine Eintracht ist jüngst im Finale der Europa League gegen die Glasgow Rangers obenauf geblieben, woraufhin Frankfurt in Jubel, Trubel, Heiterkeit versunken ist. Jetzt möchte Glasner daheim in Riedau (Bezirk Schärding) zur Ruhe kommen. Beim Golfen zum Beispiel.

Obwohl erst 46 Jahre alt, kann der Innviertler bereits beachtliche Erfolge vorweisen. Er führte den LASK zurück in die Erstklassigkeit und weiter bis in die Champions League. Für die qualifizierte er sich im Vorjahr auch mit dem VfL Wolfsburg, trotzdem heuerte er in Frankfurt an. Was zeichnet den Trainer Glasner aus?

Perfektionist ohne Stillstand

OÖ-Trio: Angerschmid (li.), Brunmayr (M.) und Glasner (re.)

„Sehr bodenständig, sehr authentisch“, fällt Michael Angerschmid (48) als Erstes ein. „Sehr kommunikativ, verständnisvoll, trotzdem hartnäckig in der Sache“, fügt Ronald Brunmayr (47) hinzu. Die beiden Oberösterreicher sind Glasners Assistenten. Es sei mehr als nur ein Arbeitsverhältnis, sondern eine über viele Jahre gewachsene Freundschaft.

Ergebnis am Platz

„Wir können ihm immer alles sagen, auch wenn es einmal unangenehm ist“, erzählt Angerschmid. Letztendlich liege die Entscheidung jedoch beim Chef. „Er ist davon überzeugt, wie er den Fußball sieht und wie er die Mannschaft sehen will“, erklärt Brunmayr: „Das wird so lange analysiert und vermittelt, bis man das Ergebnis auf dem Platz sieht.“

„Er ist ein Perfektionist durch und durch“, ergänzt Angerschmid. Glasner gebe sich nie zufrieden. „Das perfekte Spiel gibt es für ihn nicht. Er findet immer irgendwas, was man besser machen kann.“ Brunmayr macht das am konkreten Beispiel der Laufwege des Sechsers, des zentralen Defensivspielers im Mittelfeld, fest: „Wenn der einen Meter zu weit links oder rechts steht, macht das zwei Meter. Die können entscheidend sein.“ Derartiges erkläre der detailverliebte Glasner den Spielern immer und immer wieder. Angerschmid: „Bei ihm gibt es nie Stillstand.“

„Er kann auch stur sein“, fällt Brunmayr eine weitere Eigenschaft ein. „Er lässt Dinge nicht laufen, sondern bleibt so lange dran, bis sie funktionieren. Wenn ihm etwas gegen den Strich geht, spricht er es auch sofort an. Er will das gleich in der Sekunde geklärt haben.“

Urlaub angesagt

Der Titelgewinn macht Glasner zwangsläufig zur heißen Aktie auf dem Trainermarkt. Deutsche Medien wussten schon zu berichten, dass Real Madrid ein Auge auf ihn geworfen habe. „In einer solchen Phase wird sehr viel spekuliert“, kann Angerschmid darüber nur schmunzeln. Schließlich habe Carlo Ancelotti (62) soeben die Champions League gewonnen. Ihn wird Glasner am 10. August beim Supercup-Finale in Helsinki treffen. Bereits am 9. Juli gibt es bei einem Testspiel in Pasching ein Wiedersehen mit seinem Ex-Klub LASK.

Perfektionist ohne Stillstand

„In Wahrheit geht es in Frankfurt weiter, weil wir dort noch zwei Jahre einen Vertrag haben“, rückt Angerschmid die Dinge zurecht. „Im Fußball zwei Monate nach vorne zu denken, ist sinnlos.“ Jetzt ist erst einmal Urlaub angesagt. Brunmayr zieht es nach Sardinien, Angerschmid will nach einer Woche in Kroatien „schauen, wie das Wetter wird“. Da ohnehin die meiste Zeit weg, gebe es daheim in Eitzing (Bezirk Ried) viel nachzuholen.

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