ÖVP brachte Design-Center Linz "zum Kochen"
„Schen, dass kumma san“, begrüßt ein Bursche mit gegelter Frisur Donnerstagabend die Gäste zum Wahlkampfauftakt der ÖVP im Linzer Design-Center. Zu hören sind seine netten Worte aber nur schwer, spielt neben ihm doch die Blasmusikkapelle Wolfern – die Ortskapelle von Landeshauptmann Thomas Stelzer – auf.
Im Hintergrund läuft währenddessen eine Festnahme von sieben Demonstranten, davon welche im Schweinchen-Kostüm, denn auch der Verein gegen Tierfabriken (VGT) wollte sich die Veranstaltung für seine Anliegen zunutze machen. Selbst gaben sie an nur Flugblätter verteilt zu haben, laut Polizei sei es aber zu einer untersagten Versammlung gekommen. Schon vorab wollte der VGT eine Demonstration anmelden. Diese wurde aber nicht genehmigt.
Im schwarz-gelb – aber nicht türkis – geschmückten Design-Center bringen derweil die Moderatoren die Menge mit körperlicher Betätigung „zum Kochen“: Zwar ist man in keinem Fußballstadion, die La Ola-Welle wird dennoch geübt.
Und dann kommt Bundeskanzler Sebastian Kurz unter Standing-Ovations und Applaus in die Halle. Es werden Hände geschüttelt, Damen teils mit Bussi-Bussi begrüßt. An der Reihe mit seiner Rede ist er aber noch nicht, er muss sich setzen. Unterstützung hat sich Stelzer aber nicht nur von ihm geholt, auch Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger, Klubobmann August Wöginger und Alt-Landeshauptmann Josef Pühringer sitzen im Publikum.
"Kickl reitet wieder"
Seite an Seite mit seiner Frau zieht schließlich Thomas Stelzer, „der Granat für das oberösterreichische Klima“ – wie ihn die Moderatorin nennt - ein.
Doch auch vor ihm tritt noch einer auf die Bühne, Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer: „63 Prozent würden Stelzer sofort wählen. Aber nur 38 Prozent wählen die ÖVP. Und deshalb genügt es nicht, wenn man sagt ,Da Stöza mochts eh guad’. Denn von der guten Stimmung haben wir noch lange keine Stimmen. Vom Schulterklopfen alleine wird man kein Landeshauptmann. Landeshauptmann wird man nur, wenn man gewählt wird und das ist unser Auftrag.“
Die Alternativen seien ohnehin nichts: Die SPÖ wisse selbst nicht, was sie wolle. Mit den Grünen würde Chaos herrschen. Mit der FPÖ würde man Kickl nach oberösterreich holen, denn „er reitet wieder“, sagt Hattmannsdorfer, während ein Bild von Kickl auf einem Pferd eingeblendet wird. „Der einzige Grund, weshalb Herbert Kickl jeden Tag aufsteht, ist der Hass gegen die Volkspartei.“ Er wolle die Partei im Land stürzen.
Kurz lobt Zusammenarbeit
Dann darf Bundeskanzler Kurz die Bühne betreten – und er hält sich auch kurz. Er lobt die Zusammenarbeit mit Stelzer: „Auch in schwierigen Verhandlungssituationen hat der Thomas immer Handschlagqualität bewiesen.“ Er sei zwar sehr entschlossen, das sei aber auch die Rolle des Landeshauptmanns. „Das Beste ist wenn Oberösterreich in den Händen von Thomas Stelzer ist.“
Dieser tritt dann auch ans Rednerpult, gestärkt mit einer Packung Mannerschnitten, die er zuvor von seinen Kindern geschenkt bekommen hat.
„Wir haben uns immer angestrengt. Wir raunzen nicht gern, wir jammern nicht. Wir erarbeiten uns, was wir brauchen. Damit glänzen wir in Oberösterreich“, sagt Stelzer. Oberösterreich sei nicht das Land der Opernbälle und der großen Champagnerempfänge, „aber wir sind das Land der Hämmer“. Das MAN in Steyr erhalten bleibt, beansprucht er für die ÖVP.
"Brauchen keine Obergscheiteln"
Blieb die Pandemie bis dato im Wahlkampf eher unerwähnt, sagt Stelzer nun klar: „Mit der Impfung können wir das Virus in die Knie zwingen.“ Einen Lockdown werde es nicht mehr geben. „Der, der Verantwortung übernimmt, der darf nicht der Dumme sein.“
Das Thema Klimaschutz macht man den Grünen abspenstig. „Unsere Landsleute brauchen keine Oberg'scheitln.“ Man brauche eine Klimapolitik mit Hausverstand. Zum Thema Migration stellt Stelzer klar: „Wer nicht solidarisch mit unserer Gesellschaft sein will, mit dem werden auch wir nicht solidarisch sein.“
Auch auf den derzeitigen Regierungspartner, die FPÖ, ging er ein: „Bisher war es eine oberösterreichische FPÖ und wir werden ganz genau schauen, ob sie sich gegen Kickl durchsetzt.“ Allen FPÖ-Wählern, die von Ibiza, Strache und Kickl genug hätten, könne die ÖVP Sicherheit bieten.
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