Seinen Studien zufolge finden sich dort 600 verschiedene Pflanzenarten, ein Drittel aller Arten in Oberösterreich. Essl: "Und das auf einem für Oberösterreich betrachtet stecknadelgroßen Fleck Erde." Diese seien höchst schützenswert.
Naturschutz: Österreich ist säumig
Darüber hinaus stellt er klar, dass Österreich generell säumig sei, was die Einhaltung der verpflichteten Naturschutzziele betrifft: "Den Verlust dieser Flächen in Kauf zu nehmen widerspricht diesen Richtlinien."
Auch in Sachen Klimaschutz hält er das Gasabbauprojekt für kontraproduktiv: "Wenn wir jetzt massiv nach Gas suchen, hat das fatale Auswirkungen, es nimmt den Druck hin zu notwendigen Veränderungen heraus. Es ist ein völlig falsches Signal, jetzt den fossilen Weg weiterzugehen."
Etwa der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH). Und hier setzt der Umweltdachverband ebenfalls an. Präsident Franz Maier erklärt: "Schon jetzt ist der Amtsgutachter von einer Beeinträchtigung der schützenswerten Region ausgegangen. Nun sind jedenfalls zusätzliche neue Erhebungen nötig, die dem Amtsgutachter noch nicht einmal bekannt waren."
Nämlich, dass Fledermäuse in der Region vorhanden und dokumentiert sind, die laut FFH Kraft des Gesetzes geschützt werden müssen. Maier: "Jetzt muss ein artenschutzrechtliches Verfahren eingeleitet werden." In diesem hätten Umweltorganisationen dann Parteienstellung. Er ist überzeugt: "Nach jetzigem Stand ist die Probebohrung naturschutzrechtlich nicht genehmigungsfähig."
"Nach Alpenschutzkonvention nicht genehmigungsfähig"
Darüber hinaus stehe eine Genehmigung im Widerspruch zur Alpenkonvention, die Österreich vollständig mit allen Protokollen ratifiziert hat. Darin steht, dass bestehende Schutzgebiete zu erhalten, zu pflegen und zu erweitern sind und darüber hinaus alle Maßnahmen zu treffen seien, Beeinträchtigungen zu verhindern.
Und genau das Gegenteil passiere schon laut dem vorliegenden Amtsgutachten, das eine negative Beeinträchtigung in der betroffenen Region erwartet.
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Die Alpenschutzkonvention hat übrigens in Oberösterreich laut Maier die Verbindung der Skigebiete Höss-Wurzeralm verhindert. "Eine rechtskonforme Auslegung der Alpenkonvention muss zum Versagen der Bohrung führen", betont Maier.
Demnach halten Essl, Maier und Christian Haitzenbichler fest: "Wir ersuchen die Behörde dringend, Erhebungen zu den Vorkommen geschützter Arten nach der FFH-Richtline und der Vogelschutzrichtlinie sowie der gefährdeten Arten laut Roter Listen in Auftrag zu geben."
Es gebe ausreichend Hinweise auf "unionsrechtlich geschützte Arten" im Projektgebiet: "Eine unzureichende Erhebung stellt einen groben Verfahrensfehler dar."
Und noch einen, aus Sicht der Naturschützer bislang viel zu wenig berücksichtigten, Aspekt führ Christian Haitzenbichler von der Initiative Pro Naturpark Steyrtal ins Treffen: Die Anfälligkeit für Erdbeben. "1967 hat es genau dort das mit 4,6 auf der Richterskala bislang stärkste Erdbeben in Oberösterreich gegeben", erinnert Haitzenbichler, "auch im Jänner heuer hat die Erde gebebt."
Erdbeben als Risiko für Gasbohrungen
Die Mollner Gasbohr-Gegner haben nun ein Projekt entdeckt, das die Firma ADX mit der Universität Wien im Jänner starten will. Dabei geht es um die Analyse der Tektonik in der vordersten Zone der Alpen in Oberösterreich. Sprich: Um jenes Gebiet, in der diese - und offenbar noch viele andere - Probebohrungen stattfinden sollen.
In der Projektbeschreibung steht, dass "nahe des Zielgebiets eine Tendenz zu aktiver Tektonik" besteht. Sprich: Die Region ist erdbebengefährdet, "was ein Risiko für die Stabilität von Explorationsbohrungen" in eben diesem Bereich darstellen könnte. Das sei auch in einem früheren Projekt zum Thema "Alpiner Stress" festgestellt worden.
Kritik an Bohrfirma
Was auch wieder gekommen ist: Kritik an der Bohrfirma ADX. Diese hatte der Initiative vorgeworfen, Fake-News in Sachen geplanter Probebohrungen zu verbreiten.
"Das weisen wir entschieden zurück", sagt Haitzenbichler, und legt von der Initiative gesicherte und zum Teil nicht mehr auf der Website des Unternehmens auffindbare Unterlagen als Beweis vor. Aus denen geht heraus, dass das Unternehmen eine Vielzahl an Probebohrungen zumindest in Erwägung zieht. "Freundlich gerechnet 25 Probebohrungen, es könnten auch 40 sein", weiß Haitzenbichler.
ADX verteidigt Bohrungen
Die Bohrfirma ADX geht "nach dem positiven Genehmigungsbescheid der Montanbehörde West im Finanzministerium davon aus, dass auch die Naturschutzbehörde des Landes Oberösterreich grünes Licht für die Bohrung gibt", heißt es in einer heute veröffentlichten Stellungnahme des Unternehmens.
Den Gegnern des Projekts warf er neuerlich vor, mit "irreführenden Behauptungen und Falschinformationen medial Stimmung gegen die Erdgassuche zu machen und die Gewinnung von heimischem Erdgas generell als umwelt- und klimaschädlich hinzustellen".
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