Tim ist eines von rund 67.000 Kindern in Oberösterreich, die soziale Medien nutzen. Die Rede ist nicht von Teenagern. Jüngst wurde das Mediennutzungsverhalten von Kindern zwischen sechs und zehn Jahren untersucht und in einer aktuellen Studie präsentiert. Die Zahlen daraus sind teilweise alarmierend.
In der genannten Altersgruppe sind Kindern verschiedene soziale Netzwerke vertraut. Besonders der Nachrichtendienst WhatsApp und die Videoplattform YouTube sind bei Sechs- bis Zehnjährigen sehr bekannt und werden auch am häufigsten genutzt.
Soziale Medien: 30 Minuten pro Tag
Bei oberösterreichischen Kindern beträgt die durchschnittliche Nutzungsdauer sozialer Netzwerke derzeit 30 Minuten. Abgefragt wurden in der Studie, die vom Market Institut im Auftrag der Education Group durchgeführt wurde, etliche Komponenten, darunter auch die Gefühlslage nach Aktivitäten in sozialen Netzwerken: "Kinder fühlen sich nach dem Surfen im Internet prinzipiell fröhlich und entspannt, geben an, gut abschalten zu können und energiegeladen zu sein", sagt David Pfarrhofer, Geschäftsführer des Market Instituts.
Gleichzeitig macht der Experte auf das andere Ende des Balkendiagramms aufmerksam: Das besagt nämlich, dass sich jedes siebte Kind schlecht fühlt nach einem Ausflug in die Social Media Welt. Ein Fünftel der Eltern nimmt danach ein Unwohlsein der Kinder wahr.
Apropos Eltern: "Volksschulkinder sind etwa 20 Stunden pro Woche in der Schule. Eine Woche hat aber 168 Stunden. Die Pädagoginnen und Pädagogen können hier das Elternhaus nicht ersetzen", sagt Bildungsreferentin und Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander, ÖVP. Sie sehe hier eine verstärkte Herausforderung für Eltern, sich gut und umfassend zu informieren und gemeinsam mit den Kindern über den Umgang mit Medien zu reflektieren.
Das wäre wünschenswert, die Zahlen zeigen anderes: Nur jedes zweite Kind spricht häufig mit seinen Eltern über das, was es in den sozialen Netzwerken erlebt. Das kann Cybermobbing sein, aber auch genauso Beeinflussung in Richtung erwünschtes Konsumverhalten. Und hier kommen Influencer ins Spiel. Sie liefern mehr oder weniger sinnvolle Inhalte, verdienen ihr Geld aber mit Produktplatzierungen und Werbung.
Mit der Reichweite kommt Verantwortung
Kinder zwischen sechs und zehn Jahren nutzen soziale Plattformen häufig, um Stars und Promis in der Online-Welt zu folgen. Eva Langmayr ist seit 2015 als Influencerin erfolgreich, ihrem Instagram-Account folgen rund 40.000 Menschen.
Sie sagt: "Mit der Reichweite kommt die Verantwortung. Das ist manchen gar nicht bewusst, wenn sie vielleicht über Nacht durch einen Algorithmus berühmt werden."
Langmayr nennt einige Fixpunkte für diesen verantwortungsvollen Umgang, ordentlich gekennzeichnete Werbung ist einer davon: "Das österreichische Mediengesetz regelt sehr klar, wie in sozialen Medien geworben werden darf, etwa dass die Kennzeichnung genauso groß sein muss wie der Rest des Inhalts."
Kontrolliert wird das zu wenig, denn noch immer sieht man etliche Werbeeinschaltungen, die nur mit Lupe und Insider-Wissen als solche zu erkennen sind. "Vielleicht liegt es auch daran, dass viele meiner Kolleginnen und Kollegen gar nicht so genau wissen, was hier Standard und Pflicht ist."
Die viel geforderte Medienkompetenz zu erlernen ist ein offenbar ein gesellschaftliches Gemeinschaftsprojekt, das Eltern, Lehrende, Influencer und die Politik gemeinsam in die Pflicht nimmt. Deswegen ist das Erlernen dieser essentiellen Kompetenz mittlerweile sogar im Lehrplan für Volksschulen verankert.
"Am Ende der Volksschule sollen Kinder gute und schlechte Einflüsse in sozialen Medien voneinander unterscheiden können", sagt der oö. Bildungsdirektor, Alfred Klampfer. "Da ist auch ganz viel Persönlichkeitsbildung gefordert."
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