Ausbruch aus dem KZ: Menschenhatz im Mühlviertel jährt sich zum 80. Mal

Ausbruch aus dem KZ: Menschenhatz im Mühlviertel jährt sich zum 80. Mal
Von 500 Gefangenen, die 1945 die Flucht aus dem KZ Mauthausen wagten, überlebten nur elf. Auch die Bevölkerung machte bei der Hetzjagd mit.

Eines der dunkelsten Kapitel in der oberösterreichischen Geschichte jährt sich Anfang Februar zum 80. Mal: Rund 500 Gefangene brachen in der Nacht auf den 2. Februar 1945 aus dem KZ Mauthausen aus.

Der Großteil wurde im Rahmen einer brutalen Menschenhatz, die unter der zynischen Bezeichnung „Mühlviertler Hasenjagd“ in die Geschichte einging, ermordet.

Nur elf Menschen dürften dank mutiger Mühlviertler Bauernfamilien und landwirtschaftlicher Zwangsarbeiter überlebt haben. Bei den Ausbrechern handelte es sich um sogenannte „K“-Häftlinge.

Als solche wurden vor allem sowjetische Kriegsgefangene, die Fluchtversuche unternommen hatten, sowie der Sabotage oder politischen Betätigung bezichtigte Zwangsarbeiter bezeichnet, die im letzten Kriegsjahr aufgrund des „Kugel-Erlasses“ nach Mauthausen deportiert worden waren und dort ermordet werden sollten. Ihre Haftbedingungen waren derartig schlecht, dass sie kaum eine Überlebenschance hatten.

Auch Bevölkerung an Hetzjagd beteiligt

Wenige Monate vor Kriegsende wagten mehr als 500 von ihnen einen Massenausbruch aus dem Block 20. Mit Pflastersteinen und anderen verfügbaren Gegenständen attackierten sie die Wachtürme, mit nassen Decken führten sie einen Kurzschluss am elektrischen Zaun herbei und konnten so die Lagermauer überwinden. Viele brachen nach kurzer Flucht aufgrund ihres geschwächten Zustands zusammen oder starben im Kugelhagel der Wachmannschaften.

Fast alle übrigen wurden in einer beispiellosen Hetzjagd, an der neben SS, Gendarmerie, Wehrmacht und Volkssturm auch zahlreiche Zivilisten aus der Umgebung beteiligt waren, gefangen und getötet. Die Zurückgebliebenen wurden in ihrer Baracke ermordet.

Überlebt haben laut Gedenkstätte Mauthausen vermutlich nur elf Menschen. Zwei von ihnen verdanken dies der oberösterreichischen Bäuerin Maria Langthaler (1888-1975). Sie hatte gemeinsam mit ihrem Gatten Johann in den letzten Kriegsmonaten zwei der Geflohenen auf ihrem Bauernhof in Winden bei Schwertberg versteckt und so den aus der Ukraine stammenden sowjetischen Kriegsgefangenen das Leben gerettet.

Für die Familie war dies mit höchster Lebensgefahr verbunden. Die Geschichte wurde vor allem durch den Film „Vor Feigheit gibt es kein Erbarmen“ von Regisseur Andreas Gruber einer breiten Öffentlichkeit bekannt.

Ausbruch aus dem KZ: Menschenhatz im Mühlviertel jährt sich zum 80. Mal

Die Lokalinitiative perspektive mauthausen lädt anlässlich des 80. Jahrestags der Ereignisse gemeinsam mit der KZ-Gedenkstätte Mauthausen am 2. Februar zu einer Gedenkwanderung von der Gedenkstätte bis zum Denkmal in Ried in der Riedmark ein. Am Tag davor gestalten Michael Köhlmeier, Katharina Stemberger, Gregor Seberg, Tonfabrik & Christian Buchinger eine Kultur- und Gedenkveranstaltung zum Thema im Donausaal Mauthausen.

84.000 Namen auf der Fassade der Hofburg

Neben zahlreichen Gedenkwanderungen und Themenrundgängen stehen auch die traditionellen KZ-Befreiungsfeiern in Mauthausen sowie in den diversen ehemaligen Außenlagern im Zeichen der 80. Wiederkehr der Befreiung.

Die Licht- und Klanginstallation #eachnamematters, die in den vergangenen Jahren am Memorial in Gusen zu sehen war, wird heuer nach Wien geholt: Von 3. bis 5. Mai werden die 84.000 bekannten Namen von Menschen, die im KZ zu Tode kamen, an der Fassade der Hofburg projiziert.

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