Mordfall Paulina: Fünf Jahre für Stiefbruder

Mordfall Paulina: Fünf Jahre für Stiefbruder
Paulinas Stiefbruder bekennt sich vor Gericht wegen Beihilfe zum Mord schuldig. Sein Vater soll ihn dazu gezwungen haben.

Im hellgrünen Trachtenanzug nimmt Paulinas Stiefbruder Konstantin K., 20, am Dienstag auf dem Anklagestuhl des Landesgerichts Wels Platz. Der blasse junge Mann muss sich wegen Beihilfe zum Mord verantworten. Im Juli 2011 soll er seinem inzwischen gestorbenen Vater (er erhängte sich im Oktober in der Zelle) geholfen haben, die 14-Jährige in Bad Ischl umzubringen. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft.

Das öffentliche Interesse ist enorm: Der rund 90 Personen fassende Saal ist bis auf den letzten Platz gefüllt. In Reihe Zwei sitzen Paulinas Mutter Claudia S. sowie Elena und Alexandra, die älteren Schwestern des Mordopfers. Claudia S. hält es aber nicht lange aus und verlässt den Saal wieder.

"Ich bekenne mich voll schuldig", sagt Konstantin K. mit leiser, dialektgefärbter Stimme zu den Ausführungen des Anklägers. Eine Woche vor dem Mord soll Konstantins dominanter Vater Klaus K. dem Sohn mitgeteilt haben, dass er Paulina entführen und töten werde. Er wollte sich an ihrer Mutter rächen, weil die sich wenige Monate zuvor von ihm getrennt und die Scheidung eingereicht hatte.

Sohn und Vater gingen gemeinsam den Weg ab, auf dem sie das Mädchen abpassen wollten. Am 1. Juli soll K. dem 19-Jährigen befohlen haben, ihm beim Ausheben einer Grube zu helfen. "Papa, das darfst du nicht machen, man darf nicht Gott spielen", widersprach der Sohn.

Messer

Als Reaktion darauf soll ihm der Vater ein Messer an den Hals gesetzt und gedroht haben: "Wenn du mir nicht hilfst, passiert etwas mit dir – und du weißt eh’, was ich meine." Die Debatte war damit beendet.

Am 3. Juli hoben die beiden auf einem Grundstück in St. Wolfgang ein 1,80 Meter langes und 70 cm breites Loch aus. Allerdings: Am Tag darauf mussten sie ihren Plan kurzfristig verschieben, weil andere Kinder in der Nähe waren. Am 5. Juli störte sie dann niemand: K. schlug das Mädchen mit einer Taschenlampe nieder. Gemeinsam zerrten sie Paulina in den Wagen und brachten sie zum Erdloch. Während der Fahrt soll K. dem Opfer den Schädel eingeschlagen und es stranguliert haben. Vater und Sohn vergruben die Leiche.

"Er war dem Vater hörig und hatte enorme Angst vor ihm", betont Anwalt Farid Rifaat. Er plädiert auf entschuldigenden Notstand. "Der Papa war mein Ein und Alles", versichert Konstantin.

Urteil

Knapp nach 21 Uhr sprechen die Geschworenen den jungen Mann wegen Beihilfe zum Mord schuldig. Er wird zu fünf Jahren Haft verurteilt. Der Angeklagte erbittet drei Tage Bedenkzeit. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

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