Mord in Taufkirchen: "Die Oma muss weg"

Mord in Taufkirchen: "Die Oma muss weg"
Das Motiv liegt im Dunkeln. Lukas soll von seinem Opa stark abhängig gewesen sein.

Einen Tag nach der Schockmeldung, der 18-jährige Lukas S. sei der Mörder seiner Oma Renate D., ist Taufkirchen an der Pram (OÖ) im Ausnahmezustand. Wie berichtet, soll ihr 72-jähriger Ehemann Leopold D. den Enkel zur Tat angestiftet haben. „Wie kann man einem Buben so etwas nur antun?“, fragen sich Nachbarn, die das Ehepaar gut kannten. Im Ort gehen die Menschen nun auf Tauchstation. Vor der Hauptschule, in der Leopold D. Direktor war, hält ein Türsteher Wache, um unerwünschte Besucher abzuwimmeln. In dem Café, in dem das 68-jährige Mordopfer donnerstags immer beim Stammtisch saß, herrscht tiefe Betroffenheit. Ihre Freunde wenden sich mit Tränen in den Augen ab. Trotz der Sprachlosigkeit dringen Gerüchte über die Ehe der D.s an die Ober­fläche. Leopold habe laufend Affären gehabt. Er habe sogar eine uneheliche Tochter, das sei „ein offenes Geheimnis“, heißt es. Bei einer Bekannten soll sich der 72-Jäh­rige einmal beschwert haben, seine Frau sei zu anhänglich, seit sie selbst in Pension sei.

Zerrüttete Ehe

Wolfgang D., der Onkel des jungen Tatverdächtigen, gab gegenüber dem ORF eine schriftliche Erklärung ab. Darin bestätigt er, dass die Ehe wegen der Seitensprünge zerrüttet war. „Meine Mutter hatte nicht die Kraft und den Mut, den Vater zu verlassen.“ Der 45-Jährige hält es für glaubwürdig, dass er Lukas manipuliert hat. Falls nötig, werde er vor Gericht gegen seinen Vater aussagen. Leopold D. und Lukas S. sitzen derzeit in U-Haft in der Justizanstalt Ried. Während der Bursch an seinem Geständnis festhält, er habe im Auftrag seines Opas in der Nacht des 26. Oktober die Oma mit Axthieben und Messerstichen getötet und einen Einbruch vorgetäuscht, streitet der 72-Jährige alles ab. Ratlosigkeit herrscht weiterhin über das Motiv. Die Frage nach dem Warum beschäftigt nicht nur die kleine Gemeinde, sondern auch Peter Vogl, den Anwalt von Lukas und seiner Familie. „Es deutet alles darauf hin, dass eine Manipulation durch den Großvater lief, die nur durch ein massives Abhängigkeitsverhältnis erklärt werden kann.“ Lukas habe überhaupt kein Motiv, sein Verhältnis zur Oma sei gut gewesen. Dementsprechend schlecht gehe es dem Buben jetzt. „Ich habe ihn am Montag in der U-Haft besucht. Er hat die ganze Zeit geweint.“ Vogl will jetzt ein psychiatrisches Gutachten beantragen. Die Mitschüler von Lukas im Linzer Stiftergymnasium müssen schulpsychologisch betreut werden, so tief sitzt der Schock. „Die Aufarbeitung wird zweifelsohne noch eine Weile dauern. Wir ver­suchen, zur Normalität zurückzukehren“, sagt Direktor Helmut Obergottsberger.

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