"Mit mehr Geld würde ich anderen helfen"

N.N. lebt seit zweieinhalb Jahren auf der Straße
Armut. Mehr als 1000 Menschen wurden 2017 in Linz von der Caritas Wärmestube unterstützt.

Es ist ein winterlicher Dezembertag. Die Temperaturen steigen kaum über null Grad.

Seit zweieinhalb Jahren verbringt N. N. (der Genannte will anonym bleiben) Tag und Nacht bei nahezu jeder Witterung im Freien. Fallweise ist der 53-Jährige in der Obdachlosenstelle des Sozialvereins B37 anzutreffen. Dort wird ihm von Sozialarbeiter Dietmar Mayr und seinem Team Unterstützung angeboten. Eingehüllt in mehrere Schichten Kleidung erzählt er im Gespräch mit dem KURIER aus seinem Leben.

Heute lebt er von knapp mehr als 1000 Euro Notstandshilfe pro Monat. "Ich brauche nicht betteln zu gehen. Ich habe einen Schlafsack und die Notstandshilfe genügt mir." Über das Arbeitsmarktservice kann er an einer Schulung teilnehmen.

Der Traum vom Fußball

Große Hoffnungen auf einen Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt macht er sich aber nicht. "Ich würde schon gerne wieder arbeiten, aber ich glaube kaum, dass ich wieder einen Job bekomme." Der gelernte Schlosser wuchs auf einem Bauernhof auf und wäre gerne Profifußballer geworden. Doch ein Unfall im Alter von 25 Jahren hatte eine 50-prozentige Invalidität zur Folge, die eine Fußballerkarriere unmöglich machte. N. N. wechselte das Berufsfeld vom Schlosser zum Maurer und war über eine Leasingfirma am Bau tätig. Später hielten ihn kleinere Jobs über Wasser. Vor zweieinhalb Jahren verwies ihn seine damalige Lebensgefährtin der Wohnung. "Es wurde mir später eine Wohnung angeboten, aber dort hätte ich keine Gäste über Nacht haben dürfen. Das wollte ich nicht. So passe ich jetzt immer auf einen 70-Jährigen auf. Ich will nicht, dass der alleine da draußen sein muss. Wenn ich wieder eine Wohnung bekomme, höre ich mit dem Alkohol auf. Das habe ich schon einmal geschafft. Aber es gibt so viele Obdachlose. Wenn man das Geld besser verteilen würde und die, die jetzt viel verdienen, weniger bekommen würden, ich glaube schon, dass uns das helfen würde. Ein Politiker sollte nicht mehr verdienen als ein Arbeiter."

Selbst etwas ändern

"Ich könnte etwas ändern", sagt N. N. "Wenn ich zum Beispiel im Lotto gewinnen würde, würde ich die Situation für andere Obdachlose verbessern. Wir verstehen uns untereinander oft nicht so gut. Ich würde mehr Schlaf- und Wohnmöglichkeiten anbieten." Dazu müsste man aber erst einmal Lotto spielen. "Für mich wäre das einzig Wichtige, dass ich wieder richtig auf die Füße komme. Aber das will ich alles von mir selbst heraus schaffen. Ich will niemanden dabei haben." Auch die Unterstützung seiner Verwandten lehnt er ab. Seine Geschwister sind wesentlich älter als er. "Sie sind für mich nicht zuständig. Ich will auch zusätzlich zu keiner öffentlichen Stelle gehen. Entweder ich komme selbst wieder auf die Füße, oder es bleibt, wie es ist."

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