Die starken Medikamente schlagen sich auf den Magen nieder. Schon vor den Sommerferien empfiehlt der behandelnde HNO-Arzt eine Mandel-Operation und schreibt eine entsprechende Überweisung. Dann beginnt das große Telefonieren und Diskutieren. Oskars Mama erzählt: "Ich habe wirklich in allen Spitäler in Oberösterreich und auch darüber hinaus angerufen, mit der Bitte um einen möglichst raschen OP-Termin. Die Antwort fiel überall gleich aus: Die Wartezeit beträgt ein Jahr."
Termin in 16 bis 45 Wochen
Das versteht man bei der oö. Gesundheitsholding nur bedingt: Es stimmt, in den großen Häusern wie etwa im Kepler Uniklinikum betragen die Wartezeiten bis zu 45 Wochen, im Klinikum Rohrbach und im Klinikum Salzkammergut Bad Ischl bekomme man derzeit aber innerhalb von 16 Wochen einen Termin, heißt es aus der Organisation.
Im Herbst wechselt Oskar in eine neue Schule, die gesundheitliche Situation spitzt sich zu, er fehlt aufgrund des eitrigen Halses und starker Schmerzen immer wieder wochenlang. Die Antibiotika und Schmerzmittel schlagen sich mittlerweile auf den Magen, dem Neunjährigen ist ständig schlecht.
Seine Mama schildert: "Ich habe sehr viel geweint, war wirklich in sehr großer Sorge um mein Kind und kann einfach nicht verstehen: Wie kann es sein, dass man auf so eine wichtige Operation so lange warten muss?" Und sie ärgert sich: "Einen Termin für eine Schönheitsoperation bekomme ich innerhalb eines Monates, aber wenn mein krankes Kind dringend Hilfe braucht, ist das nicht möglich. Das ist doch eine arge Schieflage."
Das will Martin Burian, Leiter der HNO-Abteilung am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern so nicht stehen lassen: "Ja, derzeit haben wir die längsten Wartezeiten auf Mandel-OPs, die ich in meiner beruflichen Laufbahn erlebt habe. Und trotzdem ist es so, dass alle Kinder, die wirklich dringend eine Operation brauchen, diese in einem medizinischen vertretbaren Zeitrahmen auch bekommen."
Im Sommer habe er auf seiner Abteilung einen weiteren OP-Tisch nur für Kinder installiert, die gesamte Infrastruktur aufgebaut und die Warteliste von 140 auf 30 junge Patientinnen und Patienten reduziert. Außerdem gebe es eine Akutliste, auf die Kinder gesetzt werden, wenn es die medizinische Dringlichkeit erfordert.
Hals kommt oft nach Ohr
Prinzipiell sei es so, dass die Entzündungsproblematiken im Hals jenen im Ohr nachgereiht werden müssen, so Burian, "denn damit gehen oft Hörschwächen und dann Verzögerungen in der Sprachentwicklung einher. Das wollen und müssen wir unbedingt vermeiden".
Der Experte nennt mehrere Gründe für die langen Wartezeiten auf Mandel-Operationen: Zum einen sei dies auf Corona zurückzuführen. "Damals mussten ja alle Masken tragen, das Immunsystem bei den Kindern wurde weniger trainiert. Sie waren dadurch damals natürlich gesünder, aber jetzt - zwei, drei Saisonen später - merken wir, wie sich die immunologischen Infekte häufen." Der zweite Grund sei der Personalmangel in allen Spitälern, besonders in der OP-Pflege und in der Anästhesie. "Dieser Zustand wird wohl noch einige Zeit lang so bleiben."
Für Oskar gibt es ein Happy End. "Ich war sehr hartnäckig, war mit Oskar auch immer wieder in der Ambulanz. Schließlich wurde er auf die Warteliste gesetzt", erzählt die Mutter.
Vor drei Tagen ist der Bub in einem Linzer Spital operiert worden, erholt sich gerade und freut sich, bald wieder zur Schule gehen und das normale Leben eines Neunjährigen führen zu können - ohne Schmerzen und ohne Medikamente.
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