Überrascht sei sie deshalb nicht mehr. Ganz im Gegenteil: Als ob sie es gewusst hätte, hat Frau Winkler schon vor einer Woche alle Weihnachtsartikel auf den Verkaufstisch geräumt. Normalerweise mache sie das erst Ende November. „Ich glaube, dass es auch die Leute schon wussten. Vergangenen Samstag war so viel los, als sei es ein Einkaufssamstag gewesen.“
Groll auf Regierung
Dekoration verkauft hätte in den nächsten Wochen auch Simon Leckner (30), der gerade mit seinem Hund am Hauptplatz vorbeispaziert. Als Kleinunternehmer wäre er auf einem Adventmarkt als Standler gestanden. Jetzt doch nicht.
„Mich schränkt der Lockdown sehr ein. Dennoch kommt er vier Wochen zu spät.“ Für ihn sei es die Regierung, die versagt habe. „Wenn ich diese Hahnenkämpfe sehe, macht mich das wütend. Eine gemeinsame Linie wäre das mindeste.“
Leckner schlägt mit dieser Aussage in einen Tenor vieler Menschen, die am Donnerstag in der Landstraße unterwegs sind. Diese ist gut gefüllt von Panik oder Hamsterkäufen ist jedoch keine Spur. Lockdowns scheinen zur Gewohnheit geworden sein.
Einsamkeit
„Es war zu erwarten, dass wieder einer kommt“, ist etwa von Sieglinde Hofmann (66) zu hören, die sich gerade Adventkränze ansieht. Für sie ändert der Lockdown so einiges: „Ich habe keine Familie mehr und die paar Treffen mit meinen Freundinnen nimmt man mir nun auch.“ Vor allem in der Vorweihnachtszeit sei das bedrückend.
Notwendig sei der Lockdown aber, denn es könnte ihr Intensivbett sein, das fehle, sagt sie. Denn Frau Hoffmann leidet an Krebs „Gott sei Dank war die letzte Diagnose gut. Ich wüsste nicht, wie das jetzt sonst wäre.“ Umso enttäuschter ist sie von der Bundesregierung: „Die sind unfähig und rücktrittsreif. Der Lockdown für Ungeimpfte war nur ein Druckmittel. Sie haben damit nur den Schein gewahrt.“
Kein politisches Thema
„Das ist ein kompletter Wahnsinn “, sagt auch Simon Ladner (35) – der vor der Linzerie wartet – im Hinblick auf die Leistung der Bundesregierung. „Corona ist kein Thema, das in die Politik gehört, sondern in die Hand von Experten und Virologen.“
Im Cafe Ecco ums Eck bedient Sofian gerade seine Kunden. Er findet es schade, dass das ab Montag nicht mehr der Fall sein wird: „Wir sind alle geimpft und haben wirklich gedacht, dass es keinen Lockdown mehr geben wird.“ Unterstützen würden sie ihn dennoch.
Man hätte ihn aber nicht so rauszögern dürfen, meint Annela Manijic (34) von einem Kinderbekleidungsgeschäft in der Nebenstraße: „Es gibt dann keine Taufen, keine Veranstaltungen, keine Geburtstagspartys und kein Vorweihnachtsgeschäft. Das ruiniert mein Geschäft.“
"Hurra"
Andere Töne schlagen da zwei Lehrerinnen, die anonym bleiben möchten, an. Ein „Hurra“ ist zu hören. Man hätte es schon vorausgesehen und schon gestern alles fürs Homeschooling vorbereitet. Für die Ungeimpften fehle ihnen im Angesicht der Entwicklung auf den Intensivstationen langsam die „Empathie“.
Auch Gastronom Florian Szinicz (46) vom Barbalu ist „sehr enttäuscht“ von den Ungeimpften. „Ich bin absolut für den Lockdown, auch wenn ich geimpft bin. Weil die bisherigen Maßnahmen waren ja offenbar nicht des Rätsels Lösung.“
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