Und ja, das Ambiente der Burg ist perfekt dafür. Es fühlt sich an, als tauche man in eine andere Welt ein: die verzierten Schränke, die Polstermöbel, die geschnitzten Beistelltische, die pompösen Bilderrahmen.
Jedes Stück in dem Rittersaal der Burg scheint ein Stück Geschichte erzählen zu wollen.
Alleskönner
Diese kennt vor allem einer: Burgbesitzer Carl Philip Clam, der soeben den Raum betritt. Sofort bietet ihm der Butler ein Erfrischungsgetränk an. „Normalerweise lege ich selbst Hand in der Burg an. Butler habe ich sonst nicht“, erzählt der Burgherr.
Eine „Win-win-Situation“ also: Die Räumlichkeiten gegen vier Butler – zwei Lehrer und zwei Schüler. Auch wenn diese vorwiegend mit Unterricht beschäftigt sind, hofft Clam im Zuge des Chauffeur-Unterrichts auf ein geputztes Auto.
„Für Sie können wir das heute auch erledigen“, bietet Oberhollenzer seine Dienste an, während er abrufbereit neben dem Tisch steht.
"Butler sind Allroundtalente"
Diese Aufgabe ist für ihn sicherlich keine Schwierigkeit: Oberhollenzer ist gelernter Maurer und Koch, zusätzlich erhält er in den sechs Wochen Praxis zahlreiche neue Kenntnisse: „Butler sind Allroundtalente. Sie sind Hausmanager und lernen viele Berufe“, sagt Schlegel.
So unternehmen sie Ausflüge zu Herstellern von Luxusartikeln: Beim Juwelier lernen sie, wie man mit teurem Schmuck umgeht, in der Porzellanmanufaktur, wie man das Geschirr schonend putzt. „Wir besuchen sogar Louis Vuitton, um die Handhabe des Reisegepäcks zu lernen“, sagt Schlegel.
Passion zu Verwöhnen
Exklusivität – das schätzt Susanne Kathrin Schwarz (38) aus Deutschland am Beruf des Butlers. Damit ihr Traum wahr wird, übt sie fleißig im Nebenraum, wie Teller richtig eingestellt werden. „Ich will reisen, Häuser verwalten und vielleicht in einem Haushalt mitleben“, sagt Schwarz. Ein Privatleben stelle sie sich – trotz des Arbeitsrechts – schwierig vor.
Oberhollenzer, der noch immer wie eine Statue neben dem Tisch steht und wartet, dass jemand etwas benötigt, strebt eher den Butlerservice in einem Chalet eines Luxushotels an. In einem Haushalt zu leben, könne er sich nur vorstellen, wenn seine Freundin, die Köchin ist, auch eine Anstellung erhalte. Für andere Menschen ein Stück des eigenen Lebens aufzugeben, ist für beide kein Problem: Es sei ihre „Passion“.
3.500 Euro brutto
80 bis 100 Butler gibt es in Österreich. Das Einstiegsgehalt beträgt 3.500 Euro brutto. „Die Anstellung müsse man sich leisten können“, sagt Schlegel. Bei 133.000 Millionären sei der Markt am Wachsen.
Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Vertrauenswürdigkeit, Diskretion und Loyalität sei den Arbeitgebern wichtig.
Letzteres ist besonders zu spüren, jede Geste des Hausherrn oder des Gasts wird beobachtet. „Es ist wie ein schöner Tanz, wie Ballett“, sagt Oberhollenzer – ein Gleiten durchs Haus, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Von der Verfasserin dieser Zeilen war ihnen diese an jenem Tag aber gewiss. So wurde sie nach dem Tee aus der Burg geleitet und hinter ihr schlossen sich die Tore zu einer Welt, die sie sonst nur aus dem Fernsehen kennt.
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