Linzer Wirtin öffnete trotz Lockdown: 45 Anzeigen

Alexandra Pervulesko (51) öffnete trotz Lockdown ihr "Badcafe" in der Linzer Altstadt.
Nicht nur Wirtin, sondern auch Gästen kommt ein Besuch teuer. Die Polizei kontrolliert.

Seit knapp einem Jahr ist es ein Auf und Ab – besonders für die Gastronomie. Alexandra Pervulesko (51) scheint davon die Nase endgültig voll zu haben: Heute, Montag, 16 Uhr, öffnete sie schließlich ihr Badcafé in der Linzer Altstadt in Oberösterreich – Lockdown hin oder her.

„Ich bin in einer Situation angelangt, wo ich als alleinerziehende Mutter  nicht mehr weiter weiß. Ich hab nichts mehr zu essen“, erzählt sie im KURIER-Gespräch ihre Beweggründe für diesen Schritt, der  im Internet viral geht. Förderungen vom Bund habe sie zwar erhalten, jedoch zu wenig: „Ich bin durch sämtliche Raster gefallen, weil ich das Geschäft noch nicht so lange habe“, sagt Pervulesko, die das Café seit eineinhalb Jahren betreibt.

Dass ihre Ankündigung so weite Kreise zieht, damit hätte sie nicht gerechnet: Hunderte Menschen hätten sich bei ihr angemeldet, um vorbeizukommen.

Alle dürften jedoch nicht hinein. „Ich sperre mich nicht gegen Maßnahmen, solange ich in der Lage bin, selbst zu entscheiden, wie ich den Laden führe.“ Maske tragen und Abstand halten seien auch bei ihr Pflicht. Auch Gäste dürften nur so viele hinein, wie auch erlaubt seien.

„Bier“ wird teuer

Dass ihr bis zu 30.000 Euro Strafe  plus ein möglicher Konzessionsentzug ins Haus stehen, sei ihr egal. „Ich habe sowieso schon alles verloren“, sagt Pervulesko, die erst vor ein paar Tagen nach einem „Corona-Sparziergang“ – bei dem sie vor Demonstranten eine Rede hielt – mit Polizisten aneinandergeriet und festgenommen wurde.

Laut oö. Polizeisprecher David Furtner seien Polizisten aus dem Regelbetrieb angehalten, regelmäßig beim Lokal vorbeizuschauen, ob alles passt und ruhig ist – und gegebenenfalls Anzeigen zu erstatten. „Für uns ist das nichts Neues.

Wir kontrollieren schon seit Wochen, ob Gastronomien oder Handelsbetriebe geöffnet haben“, sagt Furtner. Nimmt sie Gäste in Empfang, wird es nicht nur für sie, sondern auch für jeden Gast teuer: Mehrere Hundert Euro  würde dann das Bier kosten, so Furtner.

Etwa 50 Gäste

Keine Hunderte aber doch einige neugierige Gäste nahmen dies in Kauf. Gegen 16.30 Uhr rückte dann die Polizei an. 45 Gäste wurden kontrolliert und angezeigt. Den Gästen drohen Strafen bis zu 1.450 Euro. Zudem wurden sie gebeten, das Lokal zu verlassen.

Eine Stunde später war die Protestaktion dann auch vorüber. Der Erhebungsdienst des Magistrats habe nun ein Auge darauf, ob  das Lokal in den kommenden Tagen geschlossen bleibt.

Neuinfektionen

Wie ein Beispiel aus St. Veit in Kärnten zeigt, kann es jedoch bei einer illegalen Lokalöffnung nicht nur Anzeigen hageln, sondern auch Neuinfektionen: So berichtete die Kleine Zeitung von einem illegalen Gasthaus im Ort, das die Polizei am Freitag anzeigte. Konkret wurden in einem Keller zwei Wirtsleute beim Ausschank an drei Gäste erwischt. Mund-Nasenschutz sowie Abstand fehlten.

Offenbar hatten sich in dem Keller seit Wochen mehrere Gäste infiziert. Generell scheint St. Veit die Corona-Verordnungen etwas locker zu nehmen: Illegale Partys und Veranstaltungen mussten vermehrt aufgelöst werden.

Das Ergebnis: St. Veit liegt in Kärnten auf Platz eins der Sieben-Tages-Inzidenz, bundesweit  auf Platz drei.

Kommentare