Einfach Zeit schenken

Die Omama, Seppy und der Kasperl blättern im Fotoalbum
Wieder einmal ist sie vorbei, diese hektische Zeit, von der man sagt, es sei die stillste Zeit im Jahr. So mancher hat im letzten Moment noch schnell irgendwas gekauft, weil er oder sie auf Tante XY vergessen hat. Von Christa Koinig.

Egal, was es ist, Hauptsache, es ist ein Geschenk. Bei mir war es ja auch nicht anders. Wochenlang hab’ ich überlegt, was schenke ich dem Kasperl, was kaufe ich für Omama, und soll ich dem Zauberer und der Hexe überhaupt etwas schenken? Die beiden granteln das ganze Jahr sowieso nur herum.

Zusammengekniffene Augen

Doch dann habe ich mich selber im Spiegel gesehen. Die Augen waren zusammengekniffen, die Mundwinkel heruntergezogen, also ich habe auch nicht viel besser ausgesehen. Warum? Weil mir immer noch irgendwelche Geschenke gefehlt haben und ich nicht wusste, wie und wo ich sie noch schnell besorgen sollte. Omama hatte mich beobachtet und sofort erraten, was in mir vorgeht.

Der Anti-Traurigkeitskuchen

Dann hat sie gesagt: „Seppy, denk’ nicht weiter nach. Wir schenken uns heuer zu Weihnachten etwas ganz Wertvolles. Wir schenken uns Zeit!“ Und so war es dann auch: Vom Zauberer haben wir einen Zauberkurs bekommen, die Hexe hat uns eingeladen, um uns zu zeigen, wie man den Anti-Traurigkeitskuchen backen kann.

Unsere Katze bekommt von uns viel Kuschelzeit und unsere Omama ganz viel Zuhörzeit. Sie erzählt so gern Geschichten von früher und mag es, wenn wir gemeinsam alte Fotos anschauen. Und jetzt weiß ich, das größte Geschenk, das du jemandem machen kannst, ist Zeit.

Damit schenkst du auch ein Stück von dir, und überdies bekommst du ganz viel Zuneigung zurück. Das sind wohl die wertvollsten Momente im Leben.

Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters

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