Das Faschingsmädchen und der Krapfen

Seppy und der Kasperl
Ich war neulich auf ein Faschingsfest eingeladen und habe mich natürlich verkleidet. Von Christa Koinig.

Und weil ich schon immer einmal in Mädchenkleidung herumspazieren wollte, hab’ ich mich kurzerhand in ein rosarotes Kleidchen mit Rüschen gezwängt, die Fingernägel lackiert, die Lippen rot angestrichen und Wimpern aufgeklebt.

Dann habe ich noch ganz zierliche Stöckelschuhe angezogen. Gehen konnte ich mit diesen Schühchen und dem viel zu engen Kleid natürlich nicht, tanzen war überhaupt nicht möglich. Ich musste also den anderen zuschauen, wie sie ausgelassen herumliefen und lustige Kreisspiele gemacht haben.

Das Seidenkleidchen voll angepatzt

Als mir das zu langweilig wurde, bin ich mit winzigen Schritten zum Krapfenstand getrippelt, um mir einen Krapfen zu holen. Den hab’ ich ganz zimperlich nur mit den Fingerspitzen gehalten, wie es sich für ein Mädchen geziemt.

Meinen Limonadenbecher musste ich immer wieder abwischen, weil Lippenstift dran war. Gerade, als ich mit der Marmelade mein Seidenkleidchen voll gepatzt hatte und noch dazu die Wimpern in der Limonade gelandet waren, ist plötzlich ein Mädchen neben mir gestanden, ein echtes Mädchen. „Was bist denn du für eine komische Figur?“ hat sie gefragt.

Leise und etwas schüchtern hab’ ich geantwortet, „ein Mädchen?“, worauf sie gemeint hat, „Jetzt hör’ mir einmal zu, du Möchtegernmäderl! Wir sind nicht so. Wir sind nicht angemalt und rosarot, und schüchtern schon gar nicht! Wir ziehen was Lässiges an, das uns gefällt, wir sind selbstsicher und mutig. Tut mir echt leid, aber wir sind einfach viel cooler, als du denkst.“ Im nächsten Fasching geh’ ich also einfach nur als Seppy, das ist sicher lustiger.

Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters

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