Streit um Auhof-Gründe: "Da pflanzt man die Leute nur"
Am Donnerstag wird das lange erwartete Siegerprojekt für den Neubau der Digitaluni IT:U präsentiert. Dass die Digitaluniversität für Linz - abgesehen vom holprigen Start - ein wichtiges Projekt ist, steht für fast alle außer Streit.
Strittig ist hingegen immer noch der Ort, an dem sie errichtet wird. Denn das Grundstück befindet sich direkt bei der Johannes-Kepler-Universität. Der dortige Grüngürtel gilt als besonders wichtige Kaltluftschneise für die hitzegeplagte Stadt, abgesehen von der Bodenversiegelung.
Und genau dort soll die Digitaluni hinkommen. Aber nicht nur sie. Auch die Firma Fabasoft etwa will dort - mitten im Grüngürtel der Stadt - ein Betriebsareal errichten. Die Grundstücke dafür hat sich Helmut Fallmann, Chef des weltweit agierenden Linzer IT-Unternehmens, längst gesichert. Und gleich vorweg: Die aktuellen Entwicklungen will das Unternehmen nicht kommentieren.
Allerdings hat ihm - vorerst - die Grundverkehrsbehörde einen Strich durch die Rechnung gemacht. Denn diese Behörde gelangte zur Ansicht, dass der Kaufpreis für die die Grundstücke mit einem Kaufpreis von vier Millionen Euro weit über dem üblichen Verkehrswert von etwa einer Millionen Euro im Grünland liegen würde und deshalb zu untersagen sei.
Erfolgreiche Beschwerde
Fallmann, der als gut vernetzt in Stadt und Land gilt, hat mit seinem Unternehmen dagegen Beschwerde erhoben. Und da kommt jetzt die neue Digitaluniversität ins Spiel.
Jene neue Uni, für die sich Fallmann erst stark gemacht, dann aber den Gründungskonvent mit einem Paukenschlag verlassen hatte. Offenbar, weil er mit der Wahl von Stefanie Lindstaedt zur Gründungsrektorin nicht einverstanden war. Sein Favorit soll der frühere Rektor der JKU, Meinhard Lukas gewesen sein.
Jedenfalls hatte Fallmann mit seiner Beschwerde vor dem Landesverwaltungsgericht Erfolg. Denn der Bescheid, mit dem der millionenschwere Kauf der Grundstücke im Grünland untersagt worden war, wurde aufgehoben.
Die Begründung: "Vielmehr sprechen gute Gründe (z.B. IDSA, also der Neubau der Digitaluni IT:U, Anm.) dafür, dass in nächster Zeit eine bauliche Weiterentwicklung im Universitätsviertel [...] auch im Bereich dieser Grundstücke geschehen könnte bzw. wird.
Zuvor hatte die Grundverkehrsbehörde zu dem 2021 abgeschlossenen Kaufvertrag noch die Ansicht vertreten, dass "eine Umwidmung der Grundstücke unmöglich" sei. Was auch der damalige FPÖ-Vizebürgermeister Markus Hein als zuständiger Planungsstadtrat immer deutlich gemacht hatte.
Die neuen Erkenntnisse - nämlich, dass die Stadt durchaus bereit sei, dieses Areal von Grünland auf Betriebsgebiet umzuwidmen und das auch öffentlich kundgetan hatte, müssten der neuerlichen Entscheidung der Grundverkehrsbehörde zugrunde gelegt werden.
Volksbefragung gefordert
Unter anderen vermutet etwa Linz Plus Gemeinderat Lorenz Potocnik gerade auch dahinter den Druck, den die Stadt in Sachen Umwidmung des Areals zuletzt an den Tag gelegt hatte.
"Als gäbe es Torschlusspanik, soll noch vor dem Sommer die Umwidmung dieses Grüngürtels im Linzer Gemeinderat durchgeboxt werden", kritisiert Potocnik, "und das nicht mit einer satten Mehrheit, sondern eher knapp."
Deshalb beantragt er im nächsten Gemeinderat, dass die Linzerinnen und Linzer dazu befragt werden sollen, ob diese zehn Hektar im Grüngürtel der Stadt umgewidmet werden sollen oder nicht.
Kritik von Umweltanwalt
Kritik an der Entwicklung rund um die JKU kommt auch von Umweltanwalt Martin Donat. Er war bei der Ausstellung, bei der die Pläne der Stadt präsentiert wurden und die Bevölkerung die Möglichkeit hatte, eine Meinung dazu abzugeben. "Die Form der Beteiligung passt nicht", sagt Donat.
Der überdies auch die bereits mehrfach kritisierte mangelnde Prüfung von Alternativen aufzeigt. "Die neue Uni wäre in der Stadt viel besser aufgehoben", ist er überzeugt. Auch er bringt KFZ-Prüfstelle beim Design-Center oder Post City beim Bahnhof als mögliche Standorte ein.
Was jetzt passiert, sei die Entwicklung von Betriebsgebieten im Grünland "durch die Hintertür", ist Donat überzeugt, und fügt an: "Ein Betriebsgebietswidmung in der Grünen Lunge der Stadt, wo auch noch eine Verkehrsader wie der Autobahn-Halbanschluss drinnen liegt, damit pflanzt man doch nur die Leute."
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