Rossbarth in Linz: Drei Köche verderben keinen Brei
Eine dunkle Türe in der Klammstraße nahe der Promenade in Linz. Kleingedruckt steht Rossbarth drauf. Nichts, das außen auf ein Restaurant schließen lassen würde. Nur die Fenster springen positiv – weil außergewöhnlich – ins Auge.
Marco Barth (30) und Sebastian Rossbach (31) sind das Rossbarth. Zwei Köche, seit etwas mehr als einem Jahr verstärkt durch den Kitzbüheler Koch Pascal Dallarosa, der zuletzt bei Lisl Wagner-Bacher in Mautern in Niederösterreich von den Besten gelernt hat.
Sie entwickeln gemeinsam, was am Abend gekocht wird. Dass sie Spaß dabei haben, klingt bei jedem Satz durch, den die drei freundlichen jungen Männer mit uns wechseln. Und den Spaß haben wir dann beim Essen, wie sich rasch herausstellen wird.
Abends gibt es in dem puristisch, aber umso einzigartig ausgestaltetem Lokal nur Menü, fünf Gänge um 102 Euro, sechs um 112, 6G+ um 135 Euro.
Wir starten mit einem Gruß aus der Küche, der erahnen lässt, was auf einen im Rossbarth zukommt:
Eine Kreation aus Karfiol, Haselnuss und Kapern, dazu Spargelsuppe mit rosa Pfeffer und gebackenen Sardellen mit Aioli und Dillpulver erfreut Gaumen und Herz. Danach das selbstgemachte Sauerteigbrot aus dem Pizzaofen mit Butter aus Frankenburg und Rosmarinschmalz.
Herrlich regional, das Brot ganz kross, „wie wir es vom Holzbackofen von Oma und Tanten kennen“, klärt Sebastian Rossbach auf.
Der erste Gang
Auf der Menükarte stehen nur die Zutaten. Grüner Spargel, Granny Smith, Amalfi Zitrone.
Ein Kunstwerk kommt auf den Tisch, das genau so schmeckt, wie es aussieht. Eine Meisterleistung, für Auge und Gaumen.
Lachsforelle, Grapefruit, Dill. Zusätzlich finden sich noch Mandarinen in der so erfrischenden Kombination.
Eine Kombination, die gleich im nächsten Gang nochmals übertroffen wird, als Karotte, Estragon, Limette an der Reihe sind.
Die Karotten sind glaciert, dazu Sesammaijo und eine Vinaigrette aus Limetten, Schalotten, Koriander und karamellisiertem Sesam, getoppt mit frischem Kren. Überraschend neu, überraschend gut.
Hauptspeise aus heimischer Jagd
Die Hauptspeise ist selbstredend aus der Region. Zartes Reh von der Jagdgemeinschaft Sippachzell, Melanzani, Enoki Pilze.
Letztere sind in Tempura Teig gebacken und werden mit (zu vielen) gerösteten Haselnüssen serviert. Gut so, denn meine Begleitung hatte große Freude mit den kleinen Nüssen. Für sie wurde übrigens ganz selbstverständlich eine vegetarische Alternative mit weißem Spargel serviert.
Nicht zu süßer Abschluss
Alles außer gewöhnlich auch die beiden erfreulich gar nicht süßen Nachspeisen. Griechischer Joghurt, Heidelbeersorbet und Zitronen-Tymian-Espuma und zum Schluss Orangenkompott auf Roggen-Schokokuchen mit einer Topfencreme, die selbst jenem Begeisterung abringt, dem Topfen nicht die größte Freude macht.
Blindes Vertrauen bei den Weinen
Bemerkens- und absolut empfehlenswert ist die Weinbegleitung (53 Euro für sechs Gänge). Hervorragend von den drei Köchen zum Essen abgestimmt führt sie genussvoll durch Europa. Silvaner aus Deutschland, Bourgogne Aligoté aus Frankreich, nochmals Silvaner aus Franken, Pinot Noir aus Carnuntum, Tokaji aus Ungarn und zum Schluss ein Portwein aus Niederösterreich – und kann auch einzeln zu den Gängen genommen werden.
Fazit des Abends: Überraschende Kreationen, die kunstvoll angerichtet auf den Tisch kommen und noch besser schmecken, als sie aussehen.
Und die beiden Chefs, weltbekannt aus dem aufsehenerregenden Tourismusvideo „Linz ist Linz“ sind noch sympathischer, als sie in dem Video mit Messer an der Gurgel schon rüberkommen.
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