"Wahlabend": Linzer Theater mit ungewollt aktueller Produktion
Manchmal überholt die Realität das Theater. Diesmal hat der Zufall in Linz zugeschlagen. Denn als das Linzer Theater in der Innenstadt die szenisch-kabarettistische Lesung "Wahlabend" von Autor Werner Rohrdorfer in den Spielplan aufgenommen hat, war nicht absehbar, dass der Linzer SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger diesem Programmpunkt zu einer besonderen Aktualität verhelfen würde.
Denn in Rohrhofers Stück geht es um Taktiken, Mechanismen, Strategien und den situationselastischen Umgang mit der Wahrheit. Und da hatte die Linzer SPÖ zuletzt jede Menge dazu beizutragen.
Neben Luger, der mit seinen Lügen in der Brucknerhaus-Affäre zurücktreten musste, meinte auch der dritte Landtagspräsident Peter Binder (SPÖ), wer in der Politik noch nicht gelogen habe, werfe den ersten Stein.
Denn zuallererst machte die gesamte Linzer SPÖ nämlich Luger noch die Mauer.
Politik macht Kabarett Konkurrenz
Genug Stoff also für mehr als einen Theaterabend, freut sich das Theater in der Innenstadt. Dabei hatten die Programm-Macher ursprünglich die Nationalratswahl im Hinterkopf, nun mache Linz selbst dem Theater "Konkurrenz" - mit dem Rücktritt Lugers steht auch den Linzern zwar kein Wahlabend, sondern ein Bürgermeister-Wahlsonntag ins Haus.
Spieltermine: 12. / 14. / 19. / 29. September um 19:30 Uhr
Ensemble: Michael Kuttnig, Christian Leutgeb, Lukas Rabeder, Viktoria Wais
Eintritt: 36 Euro
Theater in der Innenstadt, Museumstraße 7a, 4020 Linz
Dabei geht es in der Inszenierung nicht um konkrete Parteien, Personen oder Ereignisse, sondern um die oft seltsamen Wege zur Erreichung politischer Ziele. „Unser Haus ist auf Musicals spezialisiert, aber Theater kann und muss manchmal auch gesellschaftliche Akzente setzen“, sagt Theaterchef Nik Raspotnik, „dass wir so nahe an der Realität sein würden, konnten wir allerdings nicht ahnen".
Denn im Mittelpunkt steht ein Politiker, der nach verlorener Wahl und Absetzung durch seine Parteifreunde am Abend allein daheim sitzt und über sein Leben nachdenkt.
Als sein sozialpolitisches Vermächtnis will er eine letzte große Idee verkünden – die kostenlose Nasenkorrektur für alle. "Was in der Folge passiert, fällt in die Kategorie politics as usual", verspricht Raspotnik einen kurios-unterhaltsamen Abend, der wohl auch (ungewollt) an aktuelle Personen und Vorfälle erinnern könnte.
Premiere des Stücks ist am 12. September.
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