So wollen Kinder Städte: Mehr Grün, weniger Verkehr, viel Wasser
Ein Pokemon-Turm, hoch gebaut, damit er wenig Grundfläche braucht. Spielwiesen mit kleinen Teichen und Seen. Ein großes Open-Air-Kino, riesige Rutschen. Viel Platz für Tiere. Und Erwachsene, die sich ebenfalls an Regeln halten, konkret: Keinen Müll wegschmeißen, nicht auf dem Spielplatz rauchen.
Diese und noch viele andere Ideen für Linz - im Rahmen eines Zeichenwettbewerbs entstanden - wurden gestern Abend im Rahmen des Future-Talks "Forward" von Vize-Bürgermeister Martin Hajart, ÖVP, präsentiert. Worum geht es Kindern also konkret?
Im Publikum waren viele Kinder mit ihren Eltern, in der Gesprächsrunde lauter Menschen, die solche Situationen gewöhnt sind: Zum Gespräch eingeladen waren der Linzer Architekt Clemens Bauder, die Direktorin des Zoom Kindermuseums Andrea Zsutty, außerdem Raphaela Kogler, Soziologin und Kindheitsforscherin an der TU Wien sowie Bestseller-Autor Thomas Brezina.
"Kinder sind nicht nur die Zukunft, sie sind die Gegenwart. Sehen Sie sich um, die Kinder sind ja da, leben jetzt mit uns in diesen Städten", stellte Thomas Brezina zu Beginn fest. Erwachsene hätten oft nicht mal annährend so kreative Ideen wie Kinder: "Man muss sie fragen, ihnen zuhören, mit Respekt und Achtung begegnen. Und in der Politik gibt es natürlich viele Möglichkeiten der Umsetzung", so Brezina.
Soziologin Raphaela Kogler analysierte die eingereichten Zeichnungen und machte einige Punkte fest, die beinahe allen Kindern wichtig sind, wenn es um "ihre" Stadt geht: "Die Botschaft ist sehr eindeutig. Kinder wollen viel mehr Grün und viel weniger Verkehr, damit meinen sie auch den stehenden Verkehr, wie etwa parkende Autos. Wichtig ist ihnen auch, dass sich Erwachsene an die Gebote halten, die im öffentlichen Raum gelten. Und das Element Wasser in verschiedenen Ausführungen ist ebenfalls sehr zentral."
Keine designten Spielplätze
Kinder hätten ein Recht auf eine kinderfreundliche Umgebung, oft hake es an den Freiräumen: "Ganz oft werden Räume für Kinder gestaltet, die sind dann monofunktional, es gibt viel Regeln. Dabei bräuchte es viel mehr Räume der Kinder, so Wissenschaftlerin Kogler, das müssten keine durchdesignten Spielplätze sein: "Wir reglementieren sehr viel, dabei ist weniger oft mehr."
Einen ähnlichen Ansatz vertritt der Linzer Architekt Clemens Bauder. Aktuell setzt er ein Projekt in Linz um, bei dem die Domgasse zur Begegnungszone umgestaltet wird - mit Sitzgelegenheiten, mehr Grün und einem Fest.
Bauder hält fest: "Jene Themen, die Kindern in der Stadtgestaltung wichtig sind, sind für uns alle wichtig, sind für alle gut im Zusammenleben." Spontan präsentiert er drei konkrete Ideen für ein Linz der Kinder: Am Wochenende könnten temporär Straßen gesperrt und mit rollenden Elementen bespielt werden, temporäre Spielstraßen also. Wilde Nischen in der Stadt, auf Baustellen, in Parks sollen ruhig wild bleiben, das rege die Fantasie der Kinder an. "Und wenn wir groß denken, bauen wir zum Beispiel auf dem Urfahrmarkt Gelände das Dorf der Zukunft. Dort legen wir gemeinsam fest, wie Zusammenleben und Mobilität für uns alle funktionieren", wagt Bauder einen Blick in die Zukunft.
Ähnliches fordert auch Andrea Zsutty vom Zoom Kindermuseum: "Wir brauchen Orte, die auch mal gefährlich sein dürfen. Dazu ist es wichtig, nicht-kommerzielle Räume für Familien anzubieten." Also Räume, in denen sich Familien aufhalten, aber niemand etwas konsumieren oder kaufen muss.
Neugier & Spieltrieb
"Prinzipiell müssen wir viel mehr aus der Perspektive der Kinder denken", schließt Soziologin Raphaela Kogler. Und Thomas Brezina ergänzt: "Die Neugier, der Spieltrieb, die Begeisterung von Kindern sind weltweit gleich. Wir sprechen hier ja nicht von „rocket science“, es geht um Grünraum und Wasser. Deswegen mein Appell an die Politik: Gebt Platz und entsprechende Budgets dafür her!“
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