Hafencity Hamburg? Nein, Hafenstadt Linz
Der mächtige rote Kran mit einer Spannweite von 100 Metern bewegt sich leise vor und zurück. Es ist der derzeit größte in der EU.
Und er steht im Containerterminal im neuen Linzer Hafen, auf Augenhöhe vom neuen 28 Meter hohen Aussichtsturm zu beobachten.
Von dort eröffnet sich ein unvergleichlicher Blick auf den Pöstlingberg, den Mariendom, in der Ferne eine Bergkette, auf den Chemiepark mit der Voest und ins Mühlviertel.
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Aber auch der Hafenbetrieb ist in allen Details zu beobachten. Unten fahren Lastwägen mit der Aufschrift Donaulager Logistic und Züge, sie sehen von oben aus wie Matchboxautos.
240.000 Container werden pro Jahr im Linzer Hafen verarbeitet, das sind sechs pro Minute.
Die Waren landen im mit 42,5 Meter Höhe zweitgrößten Tiefkühlhochlager der EU oder in einer der modernen neuen Hallen.
Mit 116 Millionen Euro im Plan
116 Millionen Euro – und das ganz nach Plan – hat die Linz AG seit Erstellung des Masterplans für den neuen Linzer Hafen, „Neuland“, investiert.
Neben dem Tiefkühlhochlager steht die Pharmahalle. Auf deren Dach findet sich der Hafenpark, ein knapp 4.000 Quadratmeter großer, öffentlich zugänglicher Park, der über einen 80 Meter langen Steg mit dem Aussichtsturm verbunden ist.
Ab morgen, Freitag, kann dieses „Neuland“ betreten werden, sowohl der Hafenpark als auch der Aussichtsturm. Die Hafencity Hamburg kommt einen unwillkürlich in den Sinn.
Neue Perspektiven
Und der Aussichtsturm mit den zwei mit einer Wendeltreppe verbundenen Plattformen, einer auf 28 Metern Höhe, eine direkt am Hafenbecken mit dem Wasser der Donau auf Augenhöhe, geht auf eine Inspiration aus Hamburg zurück.
„Den habe ich angeschafft“, gibt sich SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger bei der offiziellen Eröffnung zu Recht auch gar nicht bescheiden, „ich habe so einen Turm in der Hafencity in Hamburg gesehen und gewusst: Hier ist ein guter Ort für diesen Turm.“
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Und die Reaktionen der ersten Besucher geben ihm recht. Luger ist überzeugt: „Wir haben hier einen lebendigen, urbanen Treffpunkt von Öffentlichkeit, Freizeit, Gewerbe und Industrie geschaffen. Die DNA unserer Stadt ist hier sichtbar.“
2014 wurde ein Masterplan für den Hafen erstellt, der im Zuge des Planungsprozesses immer wieder nachgebessert wurde
Die Linz AG hat in das Projekt „Neuland“, die Expansion des Hafens in Richtung Dienstleistung und Logistik, Infrastruktur im Stadtteil neuer öffentlicher Raum 116 Millionen Euro investiert, 20 Prozent kamen von der EU
Öffnungszeiten
Hafenpark und Aussichtsturm sind ab Freitag, 22. September zugänglich. Von April bis Oktober jeweils von 9 bis 22 Uhr, von November bis März von 9 bis 18 Uhr
Auf in den Hafenpark
Vom Aussichtsturm ist die Entwicklung, die der Linzer Hafen in den vergangenen acht, neun Jahren durchgemacht hat, sehr gut zu überschauen.
Auch, was noch kommen wird: Denn zwei alte Gebäude mit eindrucksvollen Murals drauf, werden noch abgerissen und durch neue ersetzt.
Der Hafenpark in luftiger Höhe auf dem Dach einer Logistikhalle ist auf eine Idee des Architekturbüros Luger und Maul (nicht verwandt mit dem Bürgermeister) zurückzuführen.
Bis zu 300 Personen dürfen sich gleichzeitig dort aufhalten, Ziel ist, Park und Aussichtsturm einerseits der im Hafen arbeitenden Belegschaft schmackhaft zu machen, aber auch allen Linzerinnen und Linzern.
Öffentlich zum Hafenpark
Gut erreichbar wird er sein: Die Buslinien werden bis zum Hafenportal – jenes Projekt eines privaten Investors, in dem Apple und Polestar einziehen werden – verlängert.
Im Zuge der Modernisierung des Hafens wurde auf ein autarkes Energiekonzept geachtet, große Photovoltaikanlagen erzeugen den Strom für die Kühlung des riesigen Lagers, das 25 Grad Minus als Standardtemperatur hat, die dabei erzeugte Wärme wird für die Beheizung von Pharmahalle und Büros genutzt.
Modernisiert wurde auch der Transport der Container per Zug vom Hauptbahnhof in den Hafen: Waren früher Dieselloks für diesen Verschub nötig, können diese durch den Neubau einer Bahnschleife größtenteils ersetzt werden.
Spart Diesel und Lärm. Ebenfalls Lärm und Diesel wird mit den Landstromanlagen gespart, die für Kreuzfahrtschiffe im Hafen errichtet wurden.
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