Ein Stern ist für dieses Lokal in Linz zu wenig
Der Graben in Linz ist ja quasi eine Gastronomie-Meile für sich. Der wunderbare Kaffeeladen, zwei beliebte Asiaten, das großartige kleine Tinamisu, das chice La petit France, das mondäne Am Graben. Und die Café Bar Stern.
Den Eingang teilt sich das Lokal mit dem City Kino, an der stark befahrenen Straße stehen ein paar Kaffeehaustische am Gehsteig. Sie sind meist gut gefüllt, trotz des Autolärms.
Beliebt sind auch die beiden Tische direkt an der riesigen Fenstern. Das Publikum ist - wie im richtigen Leben - bunt gemischt. Die junge Frau im Smiley-Pullover setzt sich alleine an den Tisch beim Eingang, zwei Freundinnen plaudern am Fenster, zwei Herren im Business-Outfit besprechen wichtige Dinge.
Gemütliches, kulturelles Ambiente
Jeder und jede fühlt sich wohl. Die violette Lederbank lädt dazu ein, sich einfach hin zu knotzen, eine Zeitung zu holen (die Zeit liegt hier auf), oder im - schon ordentlich abgegriffenen - Programmbuch der Kulturhauptstadt Bad Ischl zu schmökern.
Ah, da war noch was. Essen und trinken. Die immer (wirklich immer) freundlichen jungen Kellnerinnen kümmern sich aufmerksam um jeden Gast. Heute gibt es Curry Pastinaken Kokos Suppe (6 Euro). "Nein, das Kokos ist wirklich nicht der Geschmacksträger", bestärkt die Kellnerin meine vorsichtige Wahl.
Um mich gleich richtig zu überraschen. Denn als Getränk empfiehlt sie mir nach kurzem Überlegen ernsthaft Apfel-Karottensaft vom Mairinger. Gut, ich hatte vorher die selbstgemachte heiße Ingwer-Zitronen-Limo.
Ich lasse mich überzeugen und bin - beeindruckt. Die leicht scharfe Suppe hat eine feine Konsistenz und schmeckt hervorragend. Und die Getränkeempfehlung passt, ehrlich, richtig gut dazu.
Eine Empfehlung ist offenbar auch die tibetische Hühnersuppe "Then Tuk" (7,20 Euro), der Herr am Nebentisch schwärmt regelrecht, als die leere Schüssel abserviert wird.
Neben diversen Kleinigkeiten (Bradl Ciabatta um 9 Euro oder vegetarisch mit Brie um 8,40) sind "Piroggen" das Standard-Hauptgericht. Die polnische Speise, die irgendwie auch aus China kommt, ist hier ein Gedicht.
Zwei Varianten gibt es, mit (11,50 Euro) und ohne Fleisch (11 Euro), auf Wunsch beides selbstverständlich auf einen Teller. Und auch das ist eine gute Wahl. Vegan sind die Teigtaschen aus einer Art Brotteig mit Süßkartoffel gefüllt, dazu gibt es Ajvar, einen herrlichen Paprika-Auberginen-Dip.
Fleischlich sind sie mit Rinderfaschiertem, Spinat und Mozzarella gefüllt. Könnte ein wenig würziger sein, der Knoblauchrahm machts wieder gut.
Dazu gibt es übrigens ein Hofstetter Granit Bier vom Fass (4,40 Euro das Seiderl).
Spezielle Süßspeisen
So richtig gut schauen die selbstgemachten Kuchen aus, die in der Vitrine vor der Bar - die mittlerweile auch voll besetzt ist - präsentiert werden. Sie sind speziell: Ricotta-Mohn-Ribisel, Ricotta Tarte, Zucchini-Schoko-Nuss, Rhabarber-Pinienkerne. Und zum Glück auch klassischer Schokokuchen, der ist sogar vegan.
An der Bar gibt es den Espresso, ganz italienisch, um 1,50 Euro vom oberösterreichischen Kaffeeröster Suchan. Dazu Pedacola, Donauwalther und andere Getränke mit Lokalkolorit.
Das alles in einem unprätentiösen Lokal, das echte Grünpflanzen an den Lichtbändern durch das ganze Lokal schlingen lässt. Ja, ein Stern ist für das Stern viel zu wenig.
Kommentare