Trainer als Dirigent
Frankfurt trifft auf Titelverteidiger RB Leipzig. Der Trainer sei der wichtigste Mitarbeiter im Verein, heißt es. Stimmt auch. Er ist der Dirigent eines im Idealfall harmonierenden Orchesters aus Individualisten. Erfolgreiche Trainer sind Stars, die ganz erfolgreichen sind Superstars. Aber auch Vereinsbosse möchten vom Triumph etwas abbekommen.
Einem erfolgreichen Fußballklub vorzustehen, beschert Ansehen. Auf der Ehrentribüne tummeln sich allerlei Prominenz und Adabeis, die den Präsidenten umschmeicheln. Von da ist es nicht weit zur Eitelkeit, die sich mit Niederlagen nicht verträgt. Glanz und Glamour können sich rasch verflüchtigen.
Und dann sind da vor allem die Fans, deren Zorn sich bei ausbleibendem Erfolg mit voller Wucht entladen kann. Den müssen die Vereinsoberen am meisten fürchten.
In Frankfurt richtete sich der Unmut nach einer langen Serie der Sieglosigkeit freilich nicht gegen den Trainer. Glasner ist überaus beliebt. Die Fans sind gnadenlos, haben jedoch auch ein feines Gespür dafür, was im Verein schiefläuft.
Entsprechend schwer tat sich das Management, den überraschenden Trainerwechsel zu begründen. Glasner wurde unprofessionelles Verhalten vorgeworfen. Tatsächlich zeigte der Oberösterreicher in den vergangenen Monaten divenhafte Züge.
Er ließ den Verein punkto Vertragsverlängerung zappeln, forderte eine deutliche Aufrüstung des Spielerkaders, reagierte bei Medienauftritten dünnhäutig und angriffig. Schlussendlich ist alles eine Machtfrage, geht es niemals um den Trainer, sondern immer um den Klub.
Der Verein gibt, der Verein nimmt. Nur im Sinne des Vereins ist es auch, dass Glasner die Mannschaft in Berlin noch betreuen darf.
Gewinnt Eintracht Frankfurt, lässt sich das als großherzige Geste zum Abschied darstellen; im Fall einer Niederlage muss der Nachfolger das Amt nicht mit der Hypothek eines verlorenen Finales antreten.
Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft. Einstige Triumphe taugen zur Legendenpflege und für das Vereinsmuseum. Im Heute zählte jedoch nur der aktuelle Erfolg. Bleibt der aus, muss ein Schuldiger gefunden werden.
Das ist in der Regel der Trainer, weil nicht die ganze Mannschaft – auch nicht die halbe – ausgetauscht werden kann. Und weil Fußball in hohem Maße auch Emotion ist, müssen Personalentscheidungen nicht zwangsläufig von Rationalität geleitet sein.
Das Karussell dreht sich weiter
Glasner kennt die Mechanismen der Branche, weiß um die Vergänglichkeit von Verträgen. Der 48-jährige Innviertler sollte nicht allzu lange daheim in Riedau (Bez. Schärding) auf einen neuen Job warten müssen.
Eher früher als später wird irgendwo wieder ein Trainer gefeuert werden, das Karussell dreht sich ständig weiter.
Kommentare