Einbürgerungen in Linz um 61 Prozent gestiegen

Einbürgerungen in Linz um 61 Prozent gestiegen
Großteil der insgesamt 683 neuen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger in der oö. Landeshauptstadt kommt aus Asien.

Erstmals seit über zehn Jahren hält es SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger für relevant, die Einbürgerungszahlen in Linz öffentlich zu kommentieren. Denn im Vergleich zum Jahr 2022 sind die Einbürgerungen um 61 Prozent gestiegen. In ganz Oberösterreich ist die Zahl hingegen nur um 36 Prozent gestiegen. 

362 Männer und 321 Frauen mit Wohnsitz in Linz erhielten im Jahr 2023 die österreichische Staatsbürgerschaft. Insgesamt sind das 683 Personen, im Jahr 2022 waren es 425. 

Seit 2006 lag die Zahl im zwischen 200 und 400. Die höchste Zahl an Einbürgerungen in Linz gab es im Jahr 2003 - knapp 1.900, vornehmlich Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien, die Anfang der 90-er-Jahre nach Österreich geflohen waren. 

Die stark gestiegene Zahl an Einbürgerungen ist auf die Ankunft der ersten Flüchtlinge vor 2015 zurückzuführen. Das leitet die Linzer Stadtforschung aus den Daten der Statistik Austria ab. Denn ein Drittel aller Einbürgerungen des Vorjahres fällt auf diese Gruppe zurück. 

Das lässt sich auch daraus ablesen, dass fast 50 Prozent der neuen Österreicherinnen und Österreicher aus Asien stammen. 13 Prozent kommen aus Afrika, nur mehr knapp 20 Prozent aus dem ehemaligen Jugoslawien (ohne Slowenien und Kroatien).

Ein Drittel der Einbürgerungen entfällt darüber hinaus auf in Österreich geborene Menschen - also Klein- und Schulkinder, 90 Prozent waren jünger als 45.

Hilfe gegen Arbeitskräftemangel

SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger hält die steigende Zahl nicht per se für problematisch, im Gegenteil. "Es handelt sich um gut integrierte Menschen, weil die Integration eine wichtige Kategorie bei der Einbürgerung darstellt", weiß der Stadtchef. 

Zwar lasse sich aus den Daten selbst die berufliche und soziale Struktur ableiten, aus vielen Gesprächen im Zuge der Verleihung der Staatsbürgerschaft wisse er, dass viele Fachkräfte, viele Frauen in medizinischen Berufen und viele Männer auf Universitäten, in technischen Berufen, aber auch Handwerker, darunter seien. 

Was sich letztlich positiv auf den Arbeitskräftemangel auswirke. Denn, und davon ist Luger überzeugt, der Schritt, sich um die Staatsbürgerschaft zu bewerben, führe zu einer noch stärkeren Bindung an das neue Land. Und eröffne auch die Teilhabe an demokratischen Prozessen. 

Einbürgerung für Luger zu teuer

Was zur Frage führt, ob eine Einbürgerung schon früher als nach zehn Jahren sinnvoll sei. Luger: "Zehn Jahre in Österreich leben passt schon." Was nicht passt, sind aus Sicht Lugers die Kosten. "Wenn eine Familie pro Person bis zu 4.000 Euro dafür aufwenden muss, ist das einfach zu viel", ist Luger überzeugt. Das sei vielleicht für die syrische Ärztin kein Problem, für den afghanischen Pizzabäcker schon: "Ich halte eine finanzielle Erleichterung für nötig, die inhaltlichen Hürden sind hoch genug."

Situation der Ukrainerinnen

Kein Thema ist die Einbürgerung noch länger für Vertriebene aus der Ukraine. 1.300, zum überwiegenden Teil Frauen und Kinder, leben aktuell in Linz, weiß Luger. Ihre Integration am Arbeitsmarkt gestalte sich schwierig, schildert er: "Das größte Problem ist, dass die meisten immer noch davon überzeugt sind, dass sie bald zurückkehren können. Und die meisten wollen das auch."

Da spiele auch eine Rolle, dass der Vertriebenen-Status immer nur befristet erteilt werde, Hauptthema sei aber der große Rückkehrwunsch. Deshalb mangle es auch vielfach daran, Deutsch zu lernen. Die allermeisten Kinder seien nicht im Regelunterricht, sondern in den sogenannten "Deutschklassen" eingeschult: "Das macht den Schulbetrieb nicht einfacher."

Kritik an Integrationspolitik

Die Linzer Volkspartei betont angesichts der präsentierten Zahlen, dass "das Beobachten der Entwicklung zu wenig" sei. "Mit freiwilligen Angeboten allein wird Integration nicht gelingen", betont ÖVP-Gemeinderat Michael Obrovsky, "Linz muss klar machen: Integration ist kein freiwilliges Angebot, sondern eine Verpflichtung für alle, die bei uns leben wollen."

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