SPÖ schickt Ex-Uni-Rektor statt Luger in der LIVA-Aufsichtsrat

SPÖ schickt Ex-Uni-Rektor statt Luger in der LIVA-Aufsichtsrat
Meinhard Lukas folgt dem über die Lügenaffäre gestolperten Ex-Bürgermeister Klaus Luger im LIVA-Aufsichtsrat nach.

Mit einer Überraschung besetzt die Linzer SPÖ den Aufsichtsratsposten in der Linzer Veranstaltungsgesellschaft LIVA nach, der nach dem Ausscheiden von Ex-SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger freigeworden ist. Die SPÖ, die dafür das Vorschlagsrecht hat, hat sich für den früheren Rektor der Johannes-Kepler-Universität, Meinhard Lukas, entschieden, teilte SPÖ-Stadtrat Dietmar Prammer am Freitag mit. 

Er habe Ende letzter Woche Lukas kontaktiert, um diesen das frei gewordene Aufsichtsratsmandat anzubieten. „Ich freue mich, dass Meinhard Lukas auf meine Anfrage hin zugesagt hat, als parteifreier Experte dieses Mandat zu übernehmen“, erläutert Prammer und ergänzt: „Er wird dafür Sorge tragen, dass die Causa im besten Interesse der Stadt Linz und der LIVA aufgeklärt und nachhaltig aufgearbeitet werden kann.“

Mit Lukas sei gewährleistet, dass der Aufsichtsrat als zentrales Kontrollorgan dafür Sorge trägt, dass der Kulturbetrieb der Stadt bald wieder in ruhigeren Gewässern seiner Arbeit nachgehen kann und in eine sichere Zukunft geführt wird.  

"Soll objektive Aufklärung vorantreiben"

Prammer geht darüber hinaus davon aus, dass der frühere "erfolgreiche Universitätsmanager und allseits ankerkannte Zivilrechtsprofessor, der sich vielseitig und profund mit den Schnittstellen zwischen Privatwirtschaft, öffentlichen Unternehmen, der öffentlichen Verwaltung und der Kultur auseinandergesetzt" habe, auch zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt werde, damit er, wie Prammer betont, "die entscheidenden Schritte zur vollständigen objektiven Aufklärung der LIVA-Affäre vorantreiben kann". 

Mit diesem Schritt wolle SPÖ-Bürgermeisterkandidat Prammer ein erstes Zeichen setzen, wie er sich Neubeginn und ein neues Führungsverständnis für die Stadt und ihre Unternehmen vorstelle, so die SPÖ in einer schriftlichen Stellungnahme. 

Meinhard Lukas (54) ist Universitätsprofessor für Privatrecht an der Johannes Kepler Universität Linz. Er leitet hier die Abteilung für Grundlagenforschung und das Metaverse Lab. Von 2015-2023 war er Rektor, davor vier Jahre Dekan und zwei Jahre Senatsvorsitzender. Für eine weitere Amtszeit an der JKU hatte er sich nicht beworben, jedoch wollte Lukas Gründungsrektor der neuen Digitaluni IT:U werden, wo er allerdings nicht zum Zug gekommen ist. 

Jedenfalls ist seine Nominierung Überraschung und Chance gleichzeitig. Lukas selbst betont in einem ersten Gespräch gegenüber dem KURIER, das er aktuell eben weder nominiert noch als Vorsitzender gewählt sei. Aber als langjähriger Beobachter sehe er die Herausforderungen für die LIVA, zu der neben dem Brucknerhaus auch Posthof, Kindertheater Kuddelmuddel und eine Sportveranstaltungshalle zählen, darin liegen, "dass der Gesellschaftszweck erfüllt wird und die Häuser für Menschen, Künstler, Kinder, Sportler da sind". 

Als Beobachter sehe er einen großen Reputationsschaden, der "durch den unsauberen Bestellungsvorgang" ausgelöst wurde. Dass das noch dazu im Bruckner Jubiläumsjahr passiere, komme erschwerend dazu. 

Als erster Schritt sei zu klären, ob das Brucknerhaus, das seit März ohne künstlerischen Direktor dastehe und Ende Oktober einen Dramaturgen verliere, objektiv betrachtet so gut aufgestellt ist, dass das Haus für alle Aufgaben gerüstet sei: "Darüber muss man sich klar werden."

Über weitere inhaltliche Fragen, auch zur Positionierung des Hauses, zu reden sei noch nicht der richtige Zeitpunkt. Wovon jedenfalls bei Lukas auszugehen ist - und das hat er bei der Aufarbeitung des Finanzskandals in Salzburg unter Beweis gestellt: Dass er unbeeinflusst von politischen Einflüssen zu arbeiten gedenkt. 

Denn Lukas gilt zwar als langjähriger Wegbegleiter Lugers, allerdings hat er auch nie mit Kritik, etwa an der Stadtplanung, hinter dem Berg gehalten. Und: Er gilt auch als jemand, der neue und tragfähige Brücken in Richtung einer besseren Zusammenarbeit mit dem Land Oberösterreich bauen kann.

ÖVP begrüßt Entscheidung

Die Entscheidung der SPÖ findet sofort Anklang. ÖVP-Vizebürgermeister Martin Hajart: "„Die Nominierung des ehemaligen JKU-Rektors Meinhard Lukas als neuer LIVA-Aufsichtsratsvorsitzender ist zu begrüßen. Ich habe mich stets dafür ausgesprochen, die vakant gewordene Stelle extern zu besetzen." Mit Meinhard Lukas habe man einen parteifreien Experten gewinnen können, der einerseits für einen echten Neuanfang stehe "und andererseits auch ein Garant dafür ist, dass der Brucknerhaus-Skandal endlich lückenlos aufgeklärt und die vielen offenen Fragen in der Causa beantwortet werden.“

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Jahrelanger juristischer Begleiter der Stadt

Als juristischer Experte hat Lukas die Stadt Linz jahrelang im Swap-Rechtsstreit mit der BAWAG beraten. Im Auftrag der Salzburger Landesregierung hat er wesentlich an der Aufklärung des Salzburger Finanzskandals mitgewirkt. Lukas hat viele Jahre den Vorsitz in zwei Aufsichtsräten geführt. Für die Stadt Linz war er Mitglied des Unirats der Kunstuniversität. 

In seiner Rektoratszeit war die JKU zu ihrem 50. Geburtstag 2016 Thema der Klangwolke, wobei Lukas an deren Konzeption mitgewirkt hat. 2019 haben auf seine Anregung JKU und Brucknerorchester Linz unter Markus Poschner in "Weit über Linz" eine Brücke zwischen Kunst und Wissenschaft gebaut. 

Die enge Kooperation von Ars Electronica und JKU am Campus der JKU (Festival 2020-23 auf "Kepler's Gardens") war ebenso Teil der "Art&Science"-Initiative von Lukas wie die von ihm begründete enge Kooperation der JKU mit der Universität für angewandte Kunst in Wien. Der von ihm als Rektor am Campus der JKU initiierte "Zirkus des Wissens" gilt inzwischen als international einzigartige Einrichtung.

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