„Linz hat nun ein Theater von Weltformat“

Musiktheater
„Der Tag, von dem wir lange geträumt haben, ist gekommen“: Das Musiktheater feierte mit 200 Mitwirkenden und mehr als 1000 Gästen aus Politik, Wirtschaft & Kultur die Eröffnung des neuen Hauses.

Der Herr Landeshauptmann hatte so eine Freude, es hätte nur noch gefehlt, dass er hüpft“, so der Eindruck des Kammersängers Harald Serafin von Josef Pühringer bei der Eröffnung des neuen Musiktheaters am Donnerstag.

„Linz hat nun ein Theater von Weltformat“
Musiktheater
Die Freude über die „schwere Geburt, aus der die schönsten Kinder werden“ (Pühringer), war auch beim Intendanten Rainer Mennicken groß, der gestand: „Ich war kurz vorm Überlaufen. Mir ist eine Träne über die Wange gekullert.“ Sein schönster Moment sei gewesen, als alle 200 Mitwirkenden unter einem Konfettiregen auf der Bühne standen. Es war das fulminante Ende eines zweieinhalbstündigen Festakts, bei dem sich Politikeransprachen und ein Potpourri aus Gesangs-, Orchester- und Tanzdarbietungen abwechselten.
„Linz hat nun ein Theater von Weltformat“
Musiktheater
An der Spitze der rund 1000 geladenen Gäste stand Bundespräsident Heinz Fischer, der das Musiktheater gegen 20 Uhr offiziell für eröffnet erklärte. Die Show sei „sehr ordentlich“ gewesen – „und das ist bei mir ein großes Wort“, erklärte er augenzwinkernd.

Nationalratspräsidentin Barbara Prammer übte sich in Zurückhaltung: „Das ganze Potenzial wird man erst in den nächsten Monaten sehen. Vorerst kann ich sagen: Ich bin begeistert.“

Beeindruckt zeigte sich Piotr Beczala, der am Landestheater seine internationale Opernkarriere gestartet hat. „Ich habe damals ein Provinztheater verlassen und heute ein Theater von Weltformat betreten. Von einem Haus wie diesem können viele meiner Kollegen nur träumen.“

„Linz hat nun ein Theater von Weltformat“
MUSIKTHEATER ER÷FFNUNG in Linz
Auch die Förderer aus der Wirtschaft wirkten zufrieden mit ihrer Investition. So bewertet Wolfgang Eder, Vorstandsvorsitzender der voestalpine, die Positionierung und Vielfalt des neuen Musiktheaters als positiv: „Es wäre unsinnig, sich mit klassischen Opernstädten wie Wien und Salzburg zu messen. Was hier geboten wird, hat ein eigenes Format und das ist gut so.“ Gerhard Falch,

Aufsichtsratsvorsitzender der Energie AG und AMAG-Chef, hofft, dass der Mix aus zeitgenössischer und klassischer Musik die Schwellenangst vieler besiegt. „Man muss mit dem Angebot an die Leute heranrücken. Von selbst werden sie nicht kommen.“ Dies dürfe aber nicht zulasten der höheren Ansprüche gehen, betont Heinrich Schaller, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank: „Der Mix wird entscheidend sein. Trotzdem darf man sich nicht zu sehr am Mainstream orientieren.“

Das Gesamtkonzept stimmt Gerhard Wölfel, Geschäftsführer der BMW-Motorenwerks in Steyr, optimistisch: „Das ist viel mehr als ein Theater. Es ist ein Kulturtreff, wo sich jeder wohlfühlen darf.“

VKB-Generaldirektor Albert Wagner: „Es war eindrucksvoll und abwechslungsreich, kurzweilig und schön.“

Franz Mittendorfer, Aufsichtsratschef der gespag: „Großartig, modern, passend. Ein Impuls für das Selbstbewusstsein.“

„Linz hat nun ein Theater von Weltformat“
MUSIKTHEATER in Linz Premiereabend
Bis zum Schluss wusste man nicht sicher, ob Peter Handke zur Opernuraufführung von „Spuren der Verirrten“ kommt. Er sei ja quasi unberechenbar, wurde Freitagabend unter den Premierengästen gemurmelt.

Handke überraschte alle – erst mit seinem Erscheinen, dann mit einem großen Lob zur Umsetzung seines gleichnamigen literarischen Werks. Bei der Premierenfeier lächelte er anfangs nur schüchtern, ließ die salbungsvollen Worte auf der Bühne auf sich wirken und entzog sich mit dem schelmischen Kommentar: „Das Reden ist nicht so meines“ dem Mikrofon.

Am Nachmittag hatte Handke die Generalprobe besucht und seinen Sanktus gegeben. Intendant Rainer Mennicken habe das Theaterstück „aus der Pathologie aufgestöbert und ihm neues Leben eingehaucht“, bedankte er sich. Philip Glass, der Mennickens Libretto vertont hat, beschenkte er mit einer Maultrommel. Vom eher untypischen Überschwang des New Yorker Komponisten bestärkt stimmte er gleich ein paar Töne an.

Mennicken, Glass und Handke ernteten reichlich Schulterklopfer für ihre Arbeit an „Spuren der Verirrten“. Auch, wenn das experimentelle Stück so manchen Opernenthusiasten an die Grenzen seiner Vorstellungskraft führte. „Das war keine Oper, das war ein Spektakel“, lautete eine Wortmeldung. Wenn es nach Landeshauptmann Josef Pühringer geht, ist das ein Kompliment. „Das Haus hat gezeigt, was es kann. Es war sicher keine herkömmliche Oper, aber wir sind hier in einem Musiktheater, wo man genau solche neuen Impulse braucht.“

Enthusiasmus

200 Mitwirkende zählte das Spektakel – inklusive dem Bruckner Orchester, das im letzten Teil der Oper vom Graben auf die Bühne übersiedelt ist. Mit Dirigent Dennis Russell Davies als seinen König. Der bat das Publikum, immer noch mit einem Abdruck der Krone auf seinem Kopf: „Kommen Sie wieder. Ihr seid der Herausforderung gewachsen.“

Der Optimismus und Enthusiasmus verschaffte dem Musiktheater einen gehörigen Startvorsprung. Mennicken habe sogar erste Kartensuchende mit Schildern vor dem Theater gesichtet. „Man träumt jahrelang von diesem Tag und wenn er dann da ist, übertrifft er alle Vorstellungen“, seufzte der überglückliche Intendant bei der Premierenfeier und wandte sich im nächsten Atemzug an die Kritiker des 180 Millionen Euro teuren Baus: „Wenn jemand fragt, womit wir dieses Haus füllen wollen, dann sage ich: Mit denen, die an der Kasse Schlange stehen.“

Bilder: www.picturenews.at

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