Limbacher ist "eine absolute Rennfahrerin"

Andrea Limbacher
Trotz Verletzungspech: Andrea Limbacher tritt zum vierten Mal an. Von Gerhard Marschall.

Bei Olympia dabei zu seien, sei für jede Athletin etwas Besonderes, weiß Andrea Limbacher: „Bei mir ist es ein bisschen spezieller.“ Denn der Weg nach Peking sei hart gewesen, mit ungewissem Ende. Die 32-Jährige aus St. Wolfgang wird bei den Winterspielen im Skicross starten. Bis dato hat sie vier Weltcuprennen gewonnen, zudem Gold bei der Heim-WM 2015 auf dem steirischen Kreischberg. Vom Ergebnis her sei das gewiss der Höhepunkt gewesen, sagt sie und relativiert sogleich. Als sie 2019 nach Verletzung im Weltcup als Zweite auf das Podium fuhr, „war ich fast genauso froh.“

Fünf Kreuzbandrisse

Limbachers Karriere verlief alles andere denn linear, weist massive Brüche auf. Fünf Kreuzbandrisse im Knie – dreimal rechts, zweimal links – warfen sie immer wieder zurück. Zuletzt passierte es Anfang 2020, als sie nach Zwangspause gerade wieder gut in Form gekommen war. Jetzt will sie es noch einmal wissen. „G’scheit ist es wahrscheinlich nicht“, räumt sie ein, „und ich würde es auch keinem raten“. Doch auf Krücken sollte ihre Karriere nicht zu Ende gehen, „ich wollte das Drehbuch selbst weiterschreiben“. Wichtig sei ihr gewesen, Sportmediziner Christian Fink aus Innsbruck auf ihrer Seite zu wissen. Er hat sie operiert, kennt ihre Knie. Die seien sicher nicht so, wie man sie sich als Leistungssportler wünscht, sagt sie, „aber es funktioniert.“

Skicross eher zufällig

Limbacher war ursprünglich alpin unterwegs, fuhr FIS-Rennen, kam eher zufällig zum Skicross. „Ich hatte es als Training gesehen, war aber sofort fasziniert.“ Skicross verlangt neben technischem Können auch Mut. Der Kampf Frau gegen Frau mache es aus, das taktische Spiel, sagt sie: „Da wird mein Ehrgeiz noch angeheizt.“ Pro Rennen starten vier Läuferinnen, die zwei Schnellsten steigen in die nächste Runde auf. Für die Zuschauer wirke das Ganze brutaler, als es sei. „Wir fahren ja alle in die gleiche Richtung.“ Dankbar ist Limbacher vor allem ihrer Familie, die sie immer unterstützt habe: „Sonst wäre es nicht gegangen, Spitzensport ist nicht billig.“ Als Polizeisportlerin hat sie jetzt eine finanzielle Basis. Sie hat die Ausbildung absolviert und die Dienstprüfung abgelegt, ist im Rang einer Revierinspektorin. Für den Sport ist sie freigestellt.

Limbacher ist "eine absolute Rennfahrerin"

"Absolute Rennfahrerin"

Ende November durften die Skicrosser die Olympiastrecke im „Secret Garden“ testen. Limbacher konnte sich zweimal für das 16er-Finale qualifizieren, belegte einmal Rang zehn und einmal Rang zwölf. Der Kurs sei schnell, was ihr liege. Bei den Spielen dürften aber die Elemente – Kurven, Sprünge – noch um einiges größer, spektakulärer sein. „Sie ist eine absolute Rennfahrerin“, beschreibt sie ihr Trainer Lukas Inselsbacher. Der 30-jährige Steyrer betreut das Weltcup-Team in der vierten Saison und bescheinigt Limbacher „großen Kämpfergeist“. Sie lebe für den Sport, habe alles dafür getan, immer wieder zurückzukehren. „Das ist schon sehr mutig von ihr, erfordert viel Disziplin und Motivation.“ Auch sei sie „ein sehr netter und lustiger Mensch“, bringe gute Stimmung in das Team. „Es ist schön, dass wir sie wieder dabei haben.“

Limbacher charakterisiert sich selbst als lebensfroh und naturverbunden. „Ein bisschen ein Dickschädel“ sei sie schon auch. „Wenn ich mir etwas den Kopf setze, bin ich schwer davon abzubringen.“ Auf zwei Rennen an diesem Wochenende in Kanada folgen zwei weitere in Schweden. Danach geht es Richtung China.

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