KTM: Und jetzt der Titel!

Mike Leitner legt die Rennstrategie fest und zeigt Pol Espargaro, wo es lang geht
Mike Leitner blickt als Manager des KTM-Rennteams auf ein sensationelles Jahr zurück. Von Gerhard Marschall.

„Das ist keine Ein-Mann-Show“, beschreibt Mike Leitner seinen Job. Er ist Manager des KTM-Werksteams in der MotoGP und befehligt rund 40 Personen, allesamt Spezialisten ihres jeweiligen Fachs. Leitners Aufgabenfeld ist breit, reicht von der Reiseplanung bis hin zur Rennstrategie. Jeder Kurs sei anders, jedes Wochenende daher ein Neustart. Immer wieder gehe es darum, am Sonntag bestens aufgestellt zu sein. „Das hält uns busy“, setzt Leitner auf Teamwork: „Aber einer muss am Ende sagen, es geht nach links oder rechts.“

Letztverantwortung

Gemeint sind Letztentscheidung und Letztverantwortung. Und die sind bei ihm. Der 58-Jährige kennt das Metier in allen Facetten. Angefangen hat alles während der Lehrzeit in der Werkstätte von Max Wiener in Bad Ischl. Wiener fuhr Rennen, von ihm sprang der Funke über. Gleich im ersten Jahr wurde Leitner österreichischer Meister, es folgte der Einstieg in die 125er-Weltmeisterschaft. Am erfolgreichsten war die Saison 1987, die er nach vierten Plätzen in Frankreich und Portugal als Zehnter abschloss.

KTM: Und jetzt der Titel!

Jubel über Brad Binders ersten Grand-Prix-Sieg in der Königsklasse in Brünn

„Dass wir das geschafft haben, war gewaltig“, blickt Leitner zufrieden zurück: „Ich habe das als Privatfahrer mit einem Mechaniker und ein paar Freunden betrieben, musste mich um alles kümmern.“ 1990 stieg Leitner vom Motorrad und arbeitete fortan als Mechaniker für verschiedene Fahrer. Elf Jahre lang war er bei Honda Crew-Chef des Spaniers Dani Pedrosa, gemeinsam gewannen sie zweimal die 250er-Weltmeisterschaft.

St. Wolfgang

Ende 2014 zog sich Leitner zurück. Eigentlich wollte er dem Rennzirkus entkommen, nicht mehr 200 Tage im Jahr unterwegs sein. Er lebt mit Ehefrau Petra in St. Wolfgang, die beiden Kinder sind erwachsen. Doch mit dem Kürzertreten wurde es nichts. KTM bereitete damals den WM-Einstieg vor, Motosportchef Pit Beirer machte Leitner das Projekt schmackhaft. Der gab schließlich dem Werben nach.

Bei null begonnen

„Wir haben bei null angefangen“, erinnert er sich. „Für einen österreichischen Hersteller diesen Weg zu gehen, da hat der Ehrgeiz noch einmal zugeschlagen.“

Wie viel KTM aktuell in den Rennsport investiert, wird nicht verraten. 2019 nannte Firmenboss Stefan Pierer 30 Mio. € als Budget für alle drei Klassen, in denen insgesamt 15 Fahrer auf Geräten aus Mattighofen unterwegs sind. Der Einsatz an Geld und Arbeit hat sich gelohnt. Heuer, im vierten Jahr, ist KTM endgültig an der Spitze angelangt. Der Südafrikaner Brad Binder und der Portugiese Miguel Oliveira fuhren in der MotoGP drei Siege ein. Die Latte für das kommende Jahr liegt somit hoch. Obendrein laufen die Konzessionsvorteile aus, die einem neuen Rennstall zugestanden werden. Zurzeit wird an der Weiterentwicklung der RC16 gebastelt. Ob der Titel in Griffnähe ist, will Leitner nicht sagen: „Prognosen sind nicht so meins. Etwas zu erreichen ist mir lieber.“

Starke Konkurrenz

Die Konkurrenz sei groß, Suzuki habe 20 Jahre für einen neuerlichen Titelgewinn gebraucht. Es sei aber die DNA des Unternehmens, sich nach vorne zu orientieren. Und: „In dem Moment, wo ich Grand Prixs gewinnen kann, kann ich nicht sagen, ich will den Titel nicht.“

Und wann wurde eigentlich aus dem Michael ein Mike? Schon in der Volksschule hätte ihn alle so genannt, erzählt Leitner. Dabei sei es geblieben. Eine Referenz an ein Rennfahrervorbild verberge sich hinter seinem Vornamen nicht.

Kommentare