Rotes Kreuz warnt: Klimakrise verändert das Leben nachhaltig
Heuer wurde der wärmste Frühling in Linz verzeichnet, die erste Hitzewelle rollt über das Land. Die Rot-Kreuz-Mitarbeiter merken das sofort. Die Einsätze steigen, weil mehr Leute aufgrund der Hitze kollabieren. Walter Aichinger, Präsident des oö. Roten Kreuz, weiß: "Die Klimakrise betrifft viele Leute, und sie verändert das Leben nachhaltig." Vor allem das von Menschen mit geringerem Einkommen und jenen, die sozial schlechter gestellt sind.
Er räumt zwar ein, dass das Rote Kreuz keine Umweltorganisation sei. "Wir müssen den Menschen helfen", sagt Aichinger und ergänzt: "Aber wir müssen das tun, was wir tun können. Denn trockene, zu heiße Tage, heftige Niederschläge und schwere Gewitter dokumentieren die fatalen Auswirkungen des Klimawandels."
Deshalb will das Rote Kreuz eine Vorreiterrolle in Sachen Klimaschutz übernehmen. Etwa beim nachhaltigen Neubau der Dienststellen. In Grein musste das Rot-Kreuz-Haus aus der Hochwasserzone abgesiedelt werden. Der Neubau wurde nachhaltig, effizient und möglichst klimagerecht errichtet.
Weniger Platzverbrauch, um den Bodenverbrauch zu minimieren, begrünte Dachflächen, um den Flächenverbrauch möglichst zu kompensieren, nicht versiegelte Stellplätze, Photovoltaik im großen Stil. Und es gilt als Role-Model für alle weiteren Bauten.
Energiegemeinschaft Rotes Kreuz
Das soll noch verstärkt werden. "Wir gründen eine Energiegemeinschaft Rotes Kreuz, über die wir alle Dienststellen mit Strom aus unseren Photovoltaikanlagen versorgen können", erläutert Thomas Märzinger, Landesgeschäftsstellenleiter Stellvertreter. Derzeit gibt es noch Probleme mit der Einspeisung - in Oberösterreich ist bekanntlich das Netz längst nicht für den nötigen Bedarf an Sonnenstromanlagen ausgelegt.
Was zum nächsten Punkt führt: Elektromobilität. Derzeit hat das Rote Kreuz in einem Fuhrpark von knapp 700 Autos erst 20, die mit Strom laufen. Vor allem im Bereich der Pflege sieht Märzinger schon jetzt Potenzial.
Potenzial bei E-Mobilität
Schwieriger ist es bei den Einsatzfahrzeugen. Diese sind schon mit der eigentlichen Ausstattung schwer, eine zusätzliche Batterie würde dazu führen, dass viele Einsatzfahrzeuge nur mit einem Lkw-Führerschein gelenkt werden dürfen. Und: Die lebenserhaltenden Geräte im Auto brauchen selbst viel Strom. Aktuell würden Fahrzeuge am Markt sein, die vielleicht 100 Kilometer Reichweite schaffen. Zu wenig.
Und dazu kommt die Frage der Ladeinfrastruktur. "Unsere Fahrzeuge stehen ja meist nicht bei uns, sondern vor Altenheimen und Krankenhäusern", macht Märzinger auf ein Logistikproblem aufmerksam. Dort müsse die Ladeinfrastruktur für viele Fahrzeuge geschaffen werden. "Bei den Neubauten ist das jetzt zumindest eingeplant", spricht Märzinger von einem Schritt in die richtige Richtung.
Und das Rote Kreuz überlege aktuell, mit einem Fahrzeugbauer ein elektrobetriebenes Fahrzeug zu entwickeln, das alle Anforderungen des Rettungsbetriebes erfüllt. Die ersten Gespräche dazu würden bereits laufen.
"Wir können Klimawandel aufhalten"
Präsident Aichinger kommt nochmals auf den sozialen Aspekt des Klimawandels zurück. Der Klimawandel wird durch Missernten zu höheren Lebensmittelpreisen führen. "Das trifft vor allem einkommensschwächere Personen, die dann auf mehr Hilfe angewiesen sind", weiß er. Abzulesen sei das etwa an den Einkäuferzahlen der 23 Rotkreuz-Märkte. Wurden 2015 noch 61.415 Kundeneinkäufe, verzeichnete man 2023 bereits 90.800. Tendenz steigend.
Und Aichinger beantwortet die Frage, ob denn eine humanitäre Hilfsorganisation den globalen Klimawandel aufhalten könne, "schlicht und ergreifend mit Ja". Das Rote Kreuz gehe mit gutem Beispiel voran, wo man selbst tätig werden könne.
Und schließt mit einer Forderung, die bei der Klimaerhitzung greifen soll: "Die Forschung zeigt ein deutliches Bild. Es braucht eine breit getragene Informationsoffensive und ein Paket an Maßnahmen, wie frei zugängliche klimatisierte Räume, in denen die Menschen vor allem in Städten Schutz vor der Hitze finden."
Denn besonders in verbauten Gebieten steigen hitzebedingte Notfälle wie Kreislaufprobleme, Sonnenstiche, Hitzschläge oder Dehydrationen an. Was besonders für ältere Menschen, Kinder, chronisch Kranke und Personen, die im Freien arbeiten, gefährlich ist. Deshalb empfiehlt das Rote Kreuz: "Rufen Sie beim Ärztenotruf 1450 an, dort gibt es Informationen zum Schutz gegen die Hitze."
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