Sowohl der 28-jährige Shamil als auch der um drei Jahre jüngere Wachid dürfen sich Hoffnungen machen, bei den Olympischen Spielen im August in Paris auf der Matte zu stehen. Das Problem dabei: Beide kämpfen in der Gewichtsklasse bis 81 Kilogramm, in welcher Österreich allerdings nur ein Startplatz zusteht.
Mehrfach Bronze
Shamil hat im Moment die besseren Chancen, er liegt in der Weltrangliste mit 3.746 Punkten auf Rang neun. Er weiß auch, wie es bei Großereignissen zugeht und wie dort Medaillen einzuheimsen sind. 2021 gewann er bei den Olympischen Spielen in Tokio Bronze, ebenso ein Jahr danach bei der WM in Taschkent und soeben erst bei der EM in Zagreb. Doch Wachid legte am vergangenen Wochenende mit Silber beim Grand Slam in Duschanbe/Tadschikistan nach.
Bis ins Finale
Nach vier Siegen musste er sich erst im Finale dem japanischen Shootingstar Yoshito Hojo geschlagen geben und kassierte 700 Weltranglistenpunkte. Ergibt in Summe 2.580 Punkte und Rang 19. Die ersten 17 sind fix qualifiziert, aber eben nur einer pro Nation. Und dann ist da auch noch der 30-jährige Kimran. Er kämpft in der Bundesliga, hat keine Ambitionen auf Olympia mehr, kommt seinen Brüdern somit sportlich nicht in die Quere. Sehr wohl fällt ihm eine zentrale Rolle zu.
Die Borchashvilis sind ein Beispiel für gelungene Integration. Die Familie war 2004 aus Tschetschenien nach Österreich geflüchtet und landete in Wels. Im Oktober 2006 tauchte das Brüder-Trio beim Judoklub LZ Multikraft Wels auf, alle drei sind dort mittlerweile fixe Größen. Längst sind die drei österreichische Staatsbürger.
WM in Abu Dhabi
Wachid habe beim Grand Slam sehr gut angeschrieben, ist Shamil voll des Lobes für den kleinen Bruder. Er selbst habe soeben seine Medaillensammlung komplettiert. Kurzum: „Wir haben auf internationaler Bühne unsere Leistungen abgeliefert.“ Jetzt würden sie sich top motiviert auf die WM vorbereiten. Die findet von 19. bis 24. Mai in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten statt. Dort heißt es nicht Shamil oder Wachid, es dürfen beide antreten. Und es gibt noch einmal viele Punkte. Danach wird sich die Paris-Frage stellen. „Wenn zwei Leute direkt qualifiziert wären, darf der Verband entscheiden“, erklärt Markus Moser, Sportdirektor von Judo Austria. Neben der Rangliste gebe es ein internes Prozedere mit verschiedenen Kriterien. Die Entscheidung liege beim Vorstand, sei also Chefsache.
Die Borchashvilis sehen das freilich anders. „Der ältere Bruder entscheidet, wer zu den Olympischen Spielen fährt“, sagt Shamil. Denn Kimran beobachtet seit Langem, kenne sie am besten. Und um jeden Zweifel zu beseitigen: „Wir leben in einem Haushalt, essen an einem Tisch. Das ist eine familiäre Entscheidung. Da kann kein anderer mitreden, weder der Verband noch sonst wer.“ Mehr gebe es dazu im Moment nicht zu sagen. Punktum!
Kommentare