Jeder 20. kämpft mit Suchtproblem im Job

AK-Präsident Johann Kalliauer, Psychiater Reihard Haller
Betriebsräte als Schlüsselpersonen für Hilfe bei Drogenproblemen. Druck am Arbeitsplatz als Mitauslöser für Süchte.

Drogenmissbrauch in der Arbeitswelt nehme zu. Jeder 20. Arbeitnehmer – und in Führungsetagen sogar jeder achte Beschäftigte – habe Suchtprobleme im Job. Das behauptet zumindest der bekannte Psychiater Reinhard Haller.

Stress, Termindruck, häufig auch Mobbing am Arbeitsplatz seien oft Mitauslöser für Verhaltenssüchte oder Suchtmittelmissbrauch, erklärte Haller bei einer Betriebsrätetagung in Linz. Der vor zwei Jahrzehnten in der Arbeitswelt weit verbreitete Alkoholmissbrauch stagniere auf hohem Niveau, schilderte der Chefarzt und Gerichtspsychiater weiters. Stattdessen nehme Cannabis als Volksdroge überhand, dazu steigt der Konsum von leistungssteigernden Substanzen wie Kokain, Designerdrogen und vor allem auch Amphetaminen und Medikamenten.

Man muss sich aber klar, dass jede durch aufputschende Mittel aus dem Körper gequetschte Leistung von diesem wieder zurück gefordert würde. Antriebslosigkeit, Fehlverhalten und Kraftlosigkeit bis hin zum Burnout könnten die Folgen sein. „Süchtige gestehen ihre Krankheit nie freiwillig ein“, sagte Haller.

Dem Umfeld am Arbeitsplatz, den Kollegen, Betriebsräten und den Führungskräften käme große Bedeutung zu, damit es zur frühzeitigen Behandlung komme. „Der Erhalt der Arbeitsstelle ist für diese Menschen wichtig. Der Verlust bedeutet meistens den totalen Absturz “, meinte der Psychiater.

Schaden

„Wenn Beschäftigte zu leistungssteigernden Substanzen greifen müssen, um dem Druck im Job noch folgen zu können, ist es mit der Erfüllung der gesetzlichen Fürsorgepflicht nicht mehr weit her“, erklärt Oberösterreichs Arbeiterkammer-Präsident Johann Kalliauer. Prävention müsse in den Betrieben forciert werden , forderte er. Der gesellschaftliche und auch volkswirtschaftliche Schaden sei jedenfalls enorm. Durch die Sucht eines Einzelnen werden zehn weitere Menschen, sei es am Arbeitsplatz oder in der Familie in Mitleidenschaft gezogen.

Die Kosten für eine Alkoholentwöhnungskur betragen rund 15.000 Euro, für eine Lebertransplantation 200.000 Euro. Der Schaden durch den Drogenmissbrauch in der Arbeitswelt soll laut Haller in Österreich rund fünf Milliarden Euro betragen, die Kosten für Behandlung und Therapie seien ebenso hoch.

Wolfgang atzenhofer

Kommentare