Gestohlene Daten und Passwörter, missbräuchlich verwendete Urlaubsbilder - mittlerweile sind Beamtinnen und Beamte auf den heimischen Dienststellen täglich mit Internetkriminalität in unterschiedlicher Dimension konfrontiert.
Viele sind überfordert, wissen eigentlich nicht so recht, was nun ermittlungstechnisch zu tun ist. Das soll sich nun großflächig ändern.
Seit vergangener Woche ist das Cybercrime Trainingscenter (CCTC) in Betrieb. Oberösterreich übernimmt damit eine Pionierfunktion für ganz Österreich. Denn nach den Entwicklungen und Erkenntnissen hierzulande sollen langfristig Trainingscenter in jedem Bundesland aufgebaut werden. Aber was passiert in diesem Center?
Das Ziel: Die Basis, die Beamtinnen und Beamten in den Dienststellen, zu schulen und zu informieren.
"Die herkömmliche Kriminalität ist in Oberösterreich seit Jahren rückläufig, außerdem haben wir da eine Aufklärungsquote von 60 Prozent", sagt Landespolizeidirektor Andreas Pilsl. Anders sehe es im Bereich der Internetkriminalität aus, "die steigt permanent und ist am schwierigsten aufzuklären."
Deswegen geht nun das CCTC in den Vollbetrieb. Für vier Tage pro Woche kommen Polizistinnen und Polizisten aus ganz Oberösterreich ins Trainingscenter nach Linz. Das strotzt nur so vor Hightech-Ausrüstung. Viel Anschauungsmaterial, viele Details und viel Platz zum praktischen Training, darum soll es gehen.
Infos in jeder Dienststelle
800.000 Euro wurden bis dato in das Projekt investiert. "Wir wollen wirklich flächendeckend arbeiten. Wenn jemand in eine Dienststelle in Bad Goisern kommt, soll er genauso gut betreut und informiert werden wie in Linz", sagt Andreas Pilsl.
Das Grundmodul dient dazu, möglichst niederschwellig Inhalte zu vermitteln: Da geht es zum Beispiel darum, wie man sich bei einer Hausdurchsuchung mit technischen Geräten verhält, sprich, wie kann das Smarthome mit einem Kühlschrank, der Videoaufzeichnungen macht und einem Staubsauger, der zeitlich protokolliert, wann was auf dem Boden liegt, zum Ermittlungserfolg beitragen.
Oder darum, wie möglichst rasch große Datenmengen analysiert werden können. Oder welche die ersten Ermittlungsschritte sind, wenn jemand auf die Dienststelle kommt und angibt, pornografische Inhalte, in die das eigene Gesicht hineinmontiert wurde, entdeckt zu haben.
"Jeder Zweite, der in eine Polizeistation kommt, zeigt eine Straftat mit digitalem Hintergrund an. Dieses Thema fordert uns heraus und wird es auch in Zukunft tun." Günter Fabian hat das CCTC mitentwickelt und aufgebaut. Im Center zeigt er, wie hier gearbeitet und gelernt wird. Was wichtig ist: Nach der Grundschulung kehren die Beamtinnen und Beamten wieder zurück in die Praxis.
Falls sie dann Hilfe brauchen, gibt es ein Backup-Team, das erreichbar und heiß begehrt ist: Alleine 2023 erreichten 5300 Anrufe und knapp 4200 Mails dieses Team mit der Bitte um Unterstützung und Handlungsanweisungen.
Schlusslicht in Europa
"Die Polizei braucht im Kampf gegen die steigende Internetkriminalität viel mehr Rechte", fordert Andreas Pilsl zum Schluss, "sobald jemand über WhatsApp telefoniert, sind wir schon draußen. Wir sind europaweit diesbezüglich das Schlusslicht." Das sei, auch in Hinblick auf den kommenden Wahlkampf, bedenklich.
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