Internetkriminalität in Österreich: Seit 2018 mehr als verdoppelt

Internetkriminalität in Österreich: Seit 2018 mehr als verdoppelt
Minister Gerhard Karner zieht eine Bilanz, die Anlass zur Sorge gibt: Die Aufklärungsquote liegt nur bei 31,6 Prozent.
Von Uwe Mauch

Es sind nicht nur ältere Menschen, die leichtgläubig auf Betrüger im Internet reinfallen: Eine 21-jährige Arbeitssuchende wähnte sich auf der sicheren Seite eines privaten Jobportals, misstraute ihrer kriminellen Ansprechperson auch dann noch nicht, als diese sie aufforderte, ein Bitcoin-Konto zu eröffnen, eine Überweisung über 3.400 Euro anzunehmen und diese dann weiter zu transferieren.

Die junge Frau war der Meinung, sie würde nun eine rechtschaffene Bitcoin-Händlerin werden - bis die Polizei an ihre Tür klopfte. Hofrätin Marlies Menhart, Leiterin des Cybercrime Competence Centers im Bundeskriminalamt, hat eine ganze Reihe solcher Betrugsfälle gesammelt. Immer mit dem selben Ergebnis: Die Betrogenen haben sich am Ende auch noch mitschuldig gemacht.

Vorsicht ist überall angebracht, wenn man den Ausführungen von Innenminister Gerhard Karner bei der Präsentation des Lageberichts Internetkriminalität 2023 folgt. 65.850 polizeiliche Anzeigen wurden im Vorjahr registriert. Das ist laut Karner ein Plus von zehn Prozent im Vergleich zu 2022 und mehr als doppelt so viel als noch 2018.

Mit deutlich erkennbaren Sorgenfalten präsentierte der Innenminister auch die Aufklärungsrate: Diese lag 2023 bei gerade einmal 31,6 Prozent. "In diesem Bereich ist es für die Polizei besonders schwierig", so Karner. Auch deshalb, weil die Betrüger (und deren Server) sehr oft nicht in Österreich lokalisiert werden.

Alle Hände voll zu tun haben Österreichs Polizisten auch, wenn es um die Aufklärung von Jugendlichen hinsichtlich möglicher Straftaten in den sozialen Medien geht. Immer wieder kommt es zu Vergehen wie diesem: In einer WhatsApp-Gruppe für Hausübungen kursierte jüngst ein Foto des jüdischen Holocaust-Opfers Anne Frank mit einer eindeutig NS verharmlosenden Botschaft.

Und in einer Schule in Westösterreich wollte ein Teenager eine besondere Spaßkanone sein - und machte sich damit sofort strafbar. Mittels Deepfake-Software produzierte und postete er Nacktbilder von Mitschülerinnen.

"Das sind leider keine Einzelfälle, sondern tägliche Realität", betont der Direktor des Bundeskriminalamtes, Andreas Holzer.

Karner und Holzer kündigten an, die polizeiliche Cyber-Abwehr zu verstärken: Anfang Juni sollen die ersten von österreichweit 38 Kriminalassistenzdienststellen (mit insgesamt 700 neuen Arbeitsplätzen) ihre Arbeit aufnehmen.

Einmal mehr forderte der Minister mehr Möglichkeiten für die Polizei, um Messengerdienste im Bedarfsfall ("Wir wollen keine Massenüberwachung") effizienter auswerten zu können.

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