Industrie: Das Ziel ist mehr Wohlstand

Oberösterreichs Industriellen-Präsident Axel Greiner
Oberösterreich ist von Platz 104 auf Platz 74 im europäischen Regionen-Vergleich aufgestiegen. Von Stephan Scopetta.

Mit der Präsentation der gemeinsamen Zukunftsagenda für den Standort Oberösterreich durch die Industriellenvereinigung OÖ (IV OÖ) und Landeshauptmann Thomas Stelzer im Jahr 2017 wurde der Strategieplan zum Aufstieg Oberösterreichs zu den Top-10-Industrieregionen in Europa vorgelegt. Axel Greiner, Präsident der IV OÖ, zieht im Interview Zwischenbilanz.

Der Aufstieg Oberösterreichs zu den Top-10-Industrieregionen in Europa ist ein hohes Ziel. In welchem Zeitraum wollen Sie das erreichen?

Axel Greiner: Wir sind fest davon überzeugt, dass wir es erreichen können. Wichtig ist, dass Industrie und Landespolitik am gleichen Strang ziehen und den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen. Denn die Standortpolitik ist der Dreh- und Angelpunkt für unser wirtschaftliches Fortkommen und sie entscheidet, ob sich Oberösterreich weiter in Richtung Wachstum und Wohlstand entwickelt, oder ob es Kurs nimmt in Richtung Deindustrialisierung, Abwanderung, Arbeitslosigkeit, Verschuldung und Wohlstandsverlust.

Welche Erfolge stehen bisher auf der Plusseite Ihrer Zwischenbilanz?

Als wir mit der Erarbeitung der Zukunftsagenda begannen, lag Oberösterreich im Gesamtranking des Regional Competitiveness Index 2016 der Europäischen Kommission auf Platz 104 von insgesamt 263 Regionen. Im soeben veröffentlichten RCI 2019 sind wir auf Rang 74 von 268 Regionen – inklusive der Metropolregionen, mit denen wir uns nicht vergleichen können – aufgestiegen. Auch wenn hierfür noch andere Faktoren zum Tragen kommen, so zeigt dies doch, dass wir am richtigen Weg sind.

Was hat sich in den letzten zwei Jahren aus standortpolitischer Sicht geändert?

Oberösterreich hat sich für den internationalen Wettbewerb neu aufgestellt, im Landeshaushalt eine Trendwende erzielt sowie die Ressourcen für die Standortattraktivität gebündelt und strategisch ausgerichtet. Mit dem erstmals im Budgetvollzug erzielten Überschuss im Jahr 2018 und der Rückzahlungen von Finanzschulden hat Oberösterreich besonders wichtige Meilensteine erreicht. Gleichzeitig konnte die F&E-Quote deutlich gesteigert werden und auch der Hochschulstandort wurde attraktiviert: Mit den erhöhten Mitteln des Bundes und den Zusatzmitteln des Landes für die JKU Linz kann das Studienangebot und die Betreuungsqualität deutlich gesteigert werden.

Viele Standortfaktoren wie z.B. die Steuer- und Abgabenpolitik wird auf Bundesebene entschieden. Welchen Einfluss hat die Landespolitik auf die Standortqualität?

Es ist das jeweilige Bundesland, wo aus den bundespolitischen Gesetzen die Umsetzung in die konkrete Gestaltung der Rahmenbedingungen erfolgt. Beispiele dafür sind Schul- und Hochschulprojekte, Infrastrukturbauten, Forschungseinrichtungen, Digitalisierungs- sowie Energie- und Umweltprojekte. Hier besteht für das Land Gestaltungsspielraum und immer wieder auch die Notwendigkeit, sich bei der Bundesregierung für die entsprechende Mittelzuteilung einzusetzen.

Wie kann und muss die nächste Bundesregierung zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Oberösterreich beitragen?

Wir haben im Update der Zukunftsagenda fünf Prioritäten für die nächste Bundesregierung formuliert, von denen ich zwei herausheben möchte. Im Bereich des öffentlichen Verkehrs müssen standortrelevante Schienenprojekte verstärkt in Angriff genommen werden, allen voran die Etablierung einer direkten Hochleistungsverbindung von Linz über Braunau zum Flughafen München und die Attraktivierung der Pyhrn-

Schober-Achse durch den Neubau des Bosrucktunnels. Zum anderen geht es um den Aufbau eines Spitzenforschungszentrums in Oberösterreich nach dem Vorbild von Silicon Austria, wo in enger Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft intelligente Energie- und Klimatechnologien federführend erforscht und entwickelt werden.

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