In der Stärke liegt die Kraft

Bierbrauer Martin Erlinger
Als noch streng gefastet werden musste, wurde Gerstensaft zum „flüssigen Brot“. Von Gerhard Marschall.

Weil es damals gleich mehrere Fastenzeiten im Jahr gab, entwickelten Mönche im 15. Jahrhundert allerhand Fantasie. Den gebotenen Verzicht auf feste Nahrung glichen sie aus, indem sie Starkbier brauten. Das verlieh Kraft und stand im Einklang mit den strengen Regeln.„Liquida non frangunt ieunum – Flüssiges bricht das Fasten nicht.“ Im Nachbarland Bayern wird diese Tradition hochgehalten und vielerorts zur Fastenzeit Starkbier mit klingenden Namen gebraut: Salvator, Triumphator, Animator, Maximator. Die Freistädter Brauerei hat sich 2020 zu ihrem 250-Jahr-Jubiläum den „Imperator“ geschenkt. „Ein Bier, das es in Österreich in dieser Art noch nicht gegeben hat“, schwärmt Geschäftsführer Ewald Pöschko. Weil der „Imperator“ mit seinen 8,2 Prozent bei den Kunden gut ankam, blieb er im Sortiment.

Craftbiere

Grieskirchen braut einen Osterbock, Zipf einen Josefibock (beide 7,1 Prozent). Doch anders als zu Weihnachten, ist hierzulande das Starkbier vor Ostern weitgehend aus der Mode gekommen. Das entspricht dem generellen Trend zu leichteren oder alkoholfreien Bieren. Andererseits gibt es ein wachsendes Bedürfnis nach Genussvielfalt, dem stärkere Biere in Kombination mit gewissen Speisen entsprechen. Diese Entwicklung ist wesentlich von der Craftbier-Bewegung angestoßen worden. Immer mehr Klein- und Kleinstbetriebe versuchen sich in der Braukunst. Eine solche ist die Brauerei „Pfesch“, welche Martin Erlinger auf seinem Bauernhof in der Ortschaft Pfendhub in Treubach (Bez. Braunau) betreibt. Der 45-Jährige arbeitet in Braunau und macht in der Freizeit Bier. Bruder Florian (41), in Wien als Projektleiter in der Baubranche tätig, kommt regelmäßig heim und kümmert sich um das Kaufmännische.

In der Stärke liegt die Kraft

Erlingers Starkbier

Die Idee, eigenes Bier zu brauen, wurde 2011 geboren. Zu einer ersten Verkostung mit der Verwandtschaft wurde sicherheitshalber fremdes Bier eingelagert. Doch das allgemeine Lob ermunterte zum Weitermachen. 2014 wurde das Gewerbe angemeldet, ein zweiter Kessel, eine Kühl- und eine Abfüllanlage wurden angeschafft. Zudem wurde ein Seminarraum eingerichtet. Hier weiht der ausgebildete Biersommelier Erlinger Interessierte in die Geheimnisse des Brauens ein. „Wir haben am Anfang nicht gewusst, worum es geht, und die Qualität laufend gesteigert“, erzählt Erlinger. Hand in Hand damit sind Nachfrage und Sortiment gewachsen. Vier Sorten gibt es aktuell: Rampenbier, Kellerbier, Dunkles und Weißes, zu Ostern und Weihnachten überdies Bockbier.

100 Hektoliter

Alles in allem sollen heuer 100 Hektoliter gebraut werden. Verkauft wird großteils über die Rampe. Weizen, Roggen und Dinkel kommen aus eigenem Anbau. „Ich weiß, dass ich nur bestes Getreide verwende“, sagt Erlinger. Seit dem Vorjahr wird auch Hopfen angebaut. Und die Holzkisten, in denen das Bier verkauft wird, werden ebenfalls selbst gefertigt. Alle Wertschöpfung bleibt auf dem Hof. Der hat auch einen Laden, in dem Getreide, Mehl, Grieß, Flocken und Eier verkauft werden.

Der Bio-Hof Erlinger ist einer von rund 180 Direktvermarktern, die in der Broschüre „Wie’s Innviertel schmeckt“ vorgestellt werden. „Wir sind ein klassischer Familienbetrieb“, erklärt Erlinger stolz. Ehefrau Johanna, Vater Georg und Mutter Helga – alle arbeiten mit.

Die Tiere ertränkt

Auch in kulinarischer Hinsicht wussten sich seinerzeit findige Ordensleute zu helfen. Sie ertränkten Hühner, Schweine oder Wild und vollzogen so eine etwas unheilige Wandlung zu Wassergetier, das verkocht werden durfte. Auch wurden, so die Legende, Schweine in den Klosterbrunnen geworfen und auf „Fisch“ getauft. Wenigstens diese Fastenbräuche haben sich nicht gehalten. www.wiesinnviertelschmeckt.at

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