Immer mehr Auspendler aus Linz, mehr Verkehr, noch mehr Stau
Der Traffic-Report des Tomtom-Navigationssystems hat es schwarz auf weiß: Die durchschnittliche Dauer, die man in Linz für zehn Kilometer braucht, ist im Jahr 2023 um weitere zehn Sekunden gestiegen.
14.30 Minuten braucht man derzeit im Schnitt, um mit dem Auto in Linz zehn Kilometer voranzukommen. Besonders schlimm ist es laut dieser Analyse am Dienstagnachmittag, da dauerte es um 16 Uhr im Schnitt 19 Minuten.
Von 16 bis 18 Uhr ist täglich die schlimmste Stauzeit in Linz - laut Tomtom ist es nur zwischen 6.30 und 8 Uhr ähnlich, aber nicht ganz so problematisch.
Eine Analyse, die sich mit dem Empfinden von all jenen deckt, die mit dem Auto in diesem täglichen Stau stecken. Und die Pendlerzahlen der Statistik Austria, die die Linzer Stadtforschung im Auftrag von SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger aufbereiten und analysieren hat lassen, untermauern dieses Bild.
"Vor allem am Nachmittag, wenn sich die Auspendler und die Pendler Richtung Norden beim Heimfahren treffen, ist es für den Verkehr problematisch", unterstrich Luger ein aus seiner Sicht dringliches Thema: Die Auspendler aus Linz, deren Zahl sich seit 1981 verdreifacht hat.
Auspendler stark gestiegen
Statt 8.000 handelt es sich heute um über 33.000 täglich. Grund genug für Luger, eine Studie für die Notwendigkeit zusätzlicher Angebote im Öffentlichen Verkehr von Linz in die Gemeinden des Zentralraums hinein zu erstellen.
Er wird deshalb mit dem Landesverkehrsreferenten Günther Steinkellner (FPÖ) und dem OÖ Verkehrsverbund in Kontakt treten, um diese Studie gemeinsam in die Wege zu leiten. "Wir müssen wissen, welchen Bedarf die Pendler haben", stellt sich Luger am ehesten eine Pendlerbefragung vor.
Besser Verbindungen nötig
Dass darüber schon vor einem halben Jahr geredet wurde, räumte er ein. In der Zeit seien Regionalstadtbahn und O-Bus-Linien im Fokus der Verhandlungen gestanden. Diese - in einigen Jahren erst eintretenden Verbesserungen für die Pendler - seien nun abgeschlossen, deshalb nun der nächste Schritt.
Luger erklärt: "Der Schwerpunkt der ÖV-Verbindungen liegt bei den Einpendlungen. Es braucht zusätzliche Angebote in den Zentralraum hinaus, um auch hier einen Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel attraktiv zu machen."
Linz hat 176.692 Erwerbstätige in der Stadt, 109.220 (61,8 Prozent) davon pendeln ein. Von den 100.815 in Linz lebenden Erwerbstätigen pendeln 33.343 Personen (33,1 Prozent) aus.
Salzburg hat 108.123 Erwerbstätige in der Stadt, 55.683 (51,5 Prozent) davon pendeln ein. Von den 75.472 aktiv Erwerbstätigen in Salzburg pendeln 23.032 aus (30,5 Prozent).
Graz hat 201.556 Erwerbstätige in der Stadt, 95.145 (47,2 Prozent) davon pendeln ein. Von den 144.855 aktiv Erwerbstätigen in Graz pendeln 38.444 aus (26,5 Prozent).
Innsbruck hat 97.727 Erwerbstätige in der Stadt, 51.739 (52,9 Prozent) davon pendeln ein. Von den 63.990 aktiv Erwerbstätigen in Innsbruck pendeln 18.002 aus (28,1 Prozent).
Dass es immer mehr Auspendler gibt, sei ein Zeichen dafür, dass sich der ganze Zentralraum rund um Linz wirtschaftlich stark entwickle. Auch die Einpendlerzahlen in Linz steigen, allerdings moderat.
Seit etwa zehn Jahren liegt dieser Anteil bei etwas über 60 Prozent aller Erwerbstätigen. Sprich. 109.000 Menschen pendeln täglich in die Stadt.
Linz ist damit nach Wien das zweitgrößte Einpendlerzentrum Österreichs, sagen die Zahlen der Statistik Austria. Nur nach Wien pendeln mit knapp 400.000 Personen mehr Menschen ein.
67.000 Binnenpendler
Gar nicht klein ist auch die Zahl jener Menschen, die in Linz leben und auch hier arbeiten. 67.000 machen sich innerhalb der Stadt täglich auf den Arbeitsweg. Mehr als 90 Prozent davon haben weniger als zehn Kilometer zurückzulegen, viele machen es immer noch mit dem Auto.
- Linz-Land: 26.359 Einpendler (24,1 Prozent)
- Urfahr-Umgebung: 20.678 (18,9 Prozent)
- Freistadt: 10.663 (9,8 Prozent)
- Perg: 8.485 (7,8 Prozent)
- Rohrbach: 5.753 (5,3 Prozent)
Die Fahrrad-Frage
Auf Nachfrage räumte Luger ein, dass es für die "Binnenpendler" wichtig sei, die städtische Radinfrastruktur zu verbessern, um noch mehr Menschen auch zum Umstieg auf das Rad zu bewegen: "Die Zählungen zeigen, dass auch der Berufsverkehr mit dem Rad in der Stadt steigt."
Überregional hält Luger - trotz europäischer Beispiele, in denen das funktioniert - nichts vom Ausbau der Infrastruktur für Radfahrer, etwa mittels sogenannter "Radschnellverbindungen". Luger: "Überregional setzen wir auf den öffentlichen Verkehr, vor allem auf die Schiene. Der Radverkehr hat da nur marginale Bedeutung."
Um in Linz zu arbeiten, nehmen übrigens über 18.000 Pendler (16,5 Prozent) eine Strecke in Kauf, für die sie pro Strecke länger als 65 Minuten brauchen. Der Großteil der Pendler (32 Prozent) lebt zwischen 20 und 40 Kilometer von Linz entfernt, knapp 40 Prozent fahren 15 bis 30 Minuten in die Arbeit. Wenn sie nicht im Stau stehen.
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